Basketball:Scheitern nicht vorgesehen

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Führungsrolle: Bambergs Kapitän Christian Sengfelder (Mitte) ist der Bedeutung der Aufgabe in Tallinn bewusst. (Foto: Daniel Löb /Imago/HMB-Media)

Brose Bamberg trifft im Champions-League-Qualifikationsturnier in Tallin im Halbfinale auf das litauische Team Juventus Utena. Am Freitag ist das Finale, nur der erste bucht das Ticket fürs internationale Geschäft.

Von Ralf Tögel

Will man es flapsig formulieren, könnte man sagen: Der Ferrari ist noch nicht eingefahren. Natürlich handelt es sich in diesem Fall, der die Basketballer von Brose Bamberg betrifft, nicht um eine italienische Edelkarosse, sondern um einen Basketballprofi gleichen Namens. Frankie Ferrari ist Aufbauspieler von hoher Güte und der jüngste Zugang des Basketball-Bundesligisten (BBL) aus Oberfranken, den es schnellstens zu integrieren gilt. Der 25-jährige US-Amerikaner kam vom spanischen Erstligisten Manresa, er soll Jamal Morris ersetzen, der die in ihn gesetzten Erwartungen beim Traditionsklub nicht erfüllen konnte und sich mittlerweile in Weißenfels dem Mitteldeutschen BC angeschlossen hat. Ferrari soll Spielmacher Justin Robinson entlasten. Dass er dazu in der Lage ist, hat er in seinem erste Testspiel ohne große Eingewöhnung mit vier Punkten und zehn Assists in knapp 20 Minuten Spielzeit bewiesen.

Natürlich saß Ferrari auch am Sonntagabend in Frankfurt im Flieger, der den Bamberger Tross in die estnische Hauptstadt Tallinn flog, wo der ehemalige Serienmeister am Mittwochabend in der Qualifikation zur Basketball Champions League (BCL) antritt. Dass sich die Bamberger überhaupt eine Berechtigung zur Teilnahme am dritthöchsten europäischen Wettbewerb sichern müssen, liegt am mäßigen achten Platz aus der zurückliegenden BBL-Spielzeit. Immerhin ist Brose aufgrund des Abschneidens in der BCL aus der Vorsaison, als die Runde der letzten Acht knapp verpasst wurde, für das Halbfinale gesetzt. Dennoch müssen zwei Siege in dem Sechserturnier eingefahren werden, denn nur der Erste erhält das Ticket für die europäische Bühne. Gegner ist der litauische Erstligist Juventus Utena, der sich mit einem 90:68-Sieg gegen die Kapfenberg Bulls aus Österreich für das Halbfinale gegen Bamberg qualifiziert hat. Einen Sieg vorausgesetzt, würde im Finale (Freitag 18 Uhr) der Sieger der Partie des Gastgebers Kalev Cramo und Mornar Bar aus Montenegro warten. Ein Erfolg ist Trainer Johan Roijakkers anzuraten, denn in seiner zweiten Spielzeit in verantwortlicher Position sollte er die mäßige Vorsaison vergessen machen.

Bamberg ist nach der guten Vorbereitung mit fünf gewonnen Testspielen selbstbewusst nach Tallinn gereist

Die Aussichten freilich könnten schlechter sein, die Franken haben fünf ihrer sieben Vorbereitungsspiele gewonnen, unter anderem gegen den tschechischen Meister und Champions-League-Teilnehmer Nymburg sowie die BBL-Konkurrenz aus Bonn, Jena und zuletzt Ulm. Gerade gegen den Vorjahreshalbfinalisten aus Schwaben deutete die Formkurve nach oben, Kapitän Christian Sengfelder berichtete daher am Dienstag aus dem fernen Tallin von prächtiger Stimmung: "Wir sind ein homogener Haufen, in dem alle sehr gut miteinander klarkommen." Das Team habe kontinuierlich Fortschritte gemacht und sei in der Lage, besser zu verteidigen und wirkungsvoller anzugreifen. Zwar gebe es keinen Überflieger wie Devon Hall, der zum Euroleague-Klub Mailand weitergezogen ist, dafür sei "das Kollektiv besser aufgestellt". Das Team definiere sich über Teamgeist, Einsatz und Härte, bewege den Ball besser und "hat sich sehr gut entwickelt". Auch Sengfelder, der eine starke Vorsaison gespielt hat und auf dem Feld eine Führungsrolle übernehmen soll, ist sich der Bedeutung der Aufgabe bewusst. Ein Scheitern in der Qualifikation ist nicht vorgesehen, wie Geschäftsführer Philipp Galewski im SZ-Interview betont hatte. Das weiß auch sein Kapitän: "Das hat Konsequenzen für die ganze Saison, das wissen wir schon."

Der Gegner werde keinesfalls unterschätzt, betont der 26-Jährige, das Team von Juventus Utena aus dem basketballverrückten Litauen habe "eine erfahrene Mannschaft, die sehr physisch spielt". Zudem steht eine ganze Reihe an exzellenten Dreierschützen im Kader, was schon die Kapfenberger erfahren mussten, als Juventus eine Dreierquote von mehr als 50 Prozent erreichte. Nicht zuletzt weil Brose-Cheftrainer Roijakkers alle Spieler an Bord hat, gehen die Bamberger dennoch selbstbewusst in die Qualifikation. Welcher der 13 mitgereisten Akteure aussetzen wird - lediglich zwölf dürfen auf dem Mannschaftsbogen stehen -, will der Niederländer erst nach dem Abschlusstraining entscheiden.

Auch Kapitän Sengfelder strahlt Selbstvertrauen aus, die Systeme des Vorjahres wurden zuletzt effektiver umgesetzt, die Defense packte aggressiver zu und es wurde mit hohem Tempo angegriffen. Was im Übrigen auch Frankie Ferrari schon verinnerlicht habe: "Er hat das im Training exzellent gemacht, kennt die Systeme und ist voll integriert."

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