Basketball:Rekordmeister zieht um

Obwohl sich kein Sponsor fand, werden aus Leverkusens Basketballern Düsseldorfer. Der Kontakt zu den Wurzeln soll bestehen bleiben.

Andreas Burkert

Otto Reintjes hat auch am Donnerstag in Köln gefehlt, als seine Mannschaft bei den 99ers ihre Siegesserie fortsetzte und mit dem 88:76 auf Platz zwei vorstieß. Reintjes, 57, ist schwer erkältet seit einer Woche. "Ich soll mich noch fern halten wegen der Bakterien", sagt der Manager der Giants Leverkusen. Natürlich wäre er gern beim Derby dabei gewesen, denn sofern sich die Kölner - wonach es ausschaut - nicht für die Playoffs qualifizieren, hat Reintjes das letzte Duell der rheinischen Rivalen verpasst.

Basketball: Gordon Geib (links) wechselt mit den Giants die Stadt.

Gordon Geib (links) wechselt mit den Giants die Stadt.

(Foto: Foto: dpa)

In Leverkusen wird es kommende Saison nun definitiv keinen Profibasketball mehr geben, stattdessen zieht der Rekordmeister "mit der Lizenz und einem Teil des Managements" in die Landeshauptstadt um, wie Reintjes der SZ bestätigt: "Wir werden einen Standortwechsel von Leverkusen nach Düsseldorf vornehmen, wahrscheinlich am nächsten Donnerstag oder Freitag stellen wir die Details und Personen vor."

Oberbürgermeister öffnet erste Türen

Dass der Erstligabasketball aus Leverkusen verschwinden würde, war seit Mai 2007 vermutet worden. Damals hatte die BayerAG gravierende Kürzungen ihres Sponsorings und die Fokussierung auf den Fußball verkündet. Seitdem befand sich Reintjes auf der Suche nach neuen Geldgebern, "und das finde ich das eigentlich Enttäuschende", sagt Trainer Achim Kuczmann: "Nicht die Tatsache, dass Bayer nach 40 Jahren aussteigt, sondern dass Ottos Arbeit umsonst war und sich kein anderer Sponsor fand."

Ganz umsonst hat Reintjes jedoch nicht gearbeitet, denn der frühere Nationalspieler sondierte zuletzt zweigleisig. Im September gab es erste Kontakte nach Düsseldorf, wo ein sportbegeisterter Oberbürgermeister "gerne erste Türen öffnet", wie Joachim Erwin betont.

Reintjes hat nun "einen Düsseldorfer Geschäftsmann" gewonnen, der in jedem Fall für den Mindestetat von einer Millionen Euro und wohl auch für die 100000 Euro Eigenkapital der neu gegründeten GmbH einsteht. Am Montag werde die Einigung fixiert, "und dann werden im Laufe der kommenden Woche die Lizenzunterlagen fertig gemacht", sagt Reintjes.

"Für den Basketball und die Arbeitsplätze"

In welcher Konstellation das diesjährige Überraschungsteam in Düsseldorf auf Korbjagd geht, ist offen. Kuczmann, 54, beispielsweise, Klubangestellter seit 1969 und nun schon im dritten Jahr Trainer eines Teams, das unter Vorgänger Heimo Förster fast abgestiegen wäre, will sich "erst mal alles anhören". Auch Reintjes, seit drei Jahrzehnten im Konzern, muss sich erst über die Modalitäten eines Abschieds unterhalten. "Aber wir haben das ja nicht für Otto Reintjes getan, sondern für den Basketball und für die Arbeitsplätze hier", sagt er. Die fünf Mitarbeiter der Geschäftsstelle haben sich zum Ortswechsel entschieden.

Auf der nächsten Seite: Wo die Leverkusener Quartier beziehen und warum Basketball besser zu Düsseldorf passt als Volleyball.

Rekordmeister zieht um

Einig sind sich OB Erwin und Reintjes, dass in Düsseldorf "nur Spitzenbasketball funktioniert". Neben dem Eishockeyteam der DEG und den Tischtennisspielern der Borussia mangelt es der Landeshauptstadt an Topteams, die Regionalliga-Fußballer der Fortuna kämpfen mal wieder um den Aufstieg.

Im Basketball spielen die Magics als Abstiegskandidat in der zweiten Liga, in der Mehrzweckhalle "Burg-Wächter Castello" mit rund 3500 Sitzen. "Da ziehen jetzt die Giants ein, und sie müssen dort nur die Nebenkosten bezahlen", sagt Erwin, der auch mit den Volleyballern aus Moers oder Wuppertal geliebäugelt hatte: "Aber Basketball passt besser zu Düsseldorf, das ist auch für Sponsoren eine interessante Zielgruppe."

Neben dem privaten Investor soll eines der örtlichen Großunternehmen für den Etat von zwei bis drei Millionen Euro aufkommen. Das Projekt hat zumindest bis 2011 eine Perspektive, wie Erwin andeutet: "Die Basis ist jetzt gelegt, aber in drei Jahren müssen wir dann wissen, wo wir stehen."

Rekordmeister bleibt Rekordmeister

Wie der neue Verein heißen wird, ist noch ein Geheimnis, aber Giants sollen es wohl bleiben. Denn Reintjes besteht darauf, dass ,,eine gefestigte Struktur umzieht - das ist kein Neuanfang, sondern es muss heißen: Der Rekordmeister zieht von Leverkusen nach Düsseldorf.'' Der Kontakt zu den Wurzeln bleibe zudem bestehen, "denn wir unterschreiben einen Kooperationsvertrag mit der Jugendabteilung von Bayer 04."

In der alten Dopatkahalle, nur 24 Kilometer vom Burg-Wächter Castello in Düsseldorf-Reisholz entfernt, plante man übrigens schon länger nur noch mit den Handball- und Volleyballerinnen von Bayer04. Das hat Reintjes vorige Woche aus der Zeitung erfahren, "und da waren wir stinksauer, denn man hat nicht mal unsere Saison abgewartet und schmeißt uns quasi raus". In Düsseldorf werden die Giants sehnlichst erwartet. "Ich freue mich auf Erstligaspiele, das wird ein Quantensprung für Düsseldorf", sagt OB Erwin.

Vielleicht spielt ja demnächst in seiner Stadt der Titelverteidiger. Die Giants jedenfalls ignorieren schon seit Wochen ihre unsichere Lage.

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