Basketball-Playoffs:Bayern beseitigen alle Zweifel

MHP RIESEN Ludwigsburg v FC Bayern Muenchen - Beko BBL Playoffs Game 4

Bryce Taylor vom FC Bayern (rechts) wird von dem Ludwigsburger Michael Stockton während des BBL-Playoffs in Ludwigsburg angegriffen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Zumindest sportlich geht das Wiederholungsspiel eindeutig aus: Der FC Bayern zieht mit einem unstrittigen 86:68 in Ludwigsburg ins Halbfinale ein. Doch der Ärger um den Regelverstoß der Schiedsrichter beim ersten Spiel ist noch nicht vorbei.

Von Joachim Mölter

So viel Aufregung hat es in der Basketball-Bundesliga (BBL) wohl noch nie gegeben wie um dieses eine Spiel: die vierte Viertelfinal-Begegnung zwischen den MHP Riesen Ludwigsburg und dem FC Bayern München in den diesjährigen Playoffs. Die fand am Sonntag zum ersten Mal statt, wurde aber nach einem Protest der 75:82 unterlegenen Ludwigsburger annulliert und für diesen Mittwochabend neu angesetzt.

BBL-Spielleiter Dirk Horstmann hatte das mit einem Regelverstoß der Schiedsrichter begründet, der wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis gehabt habe: Die Unparteiischen hatten den Ludwigsburgern 90 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 71:73 zwei berechtigte Freiwürfe ab- und den Münchnern stattdessen den Ball zuerkannt, was diese zum wegweisenden Vorsprung nutzten.

In den drei Tagen zwischen Sonntag- und Mittwochabend diskutierten die Fans nun ausdauernd den Sachverhalt, die Juristen aller Parteien formulierten Schriftstücke, die sich um die Begriffe Tatsachenentscheidung und Regelverstoß drehten, und schickten sie hin und her: Protest - stattgegeben; Berufung - abgelehnt; Eilantrag - abgelehnt.

Beim FC Bayern atmen sie auf: Es gab keine Verletzten

Am Ende mussten die Münchner also doch noch einmal nach Ludwigsburg, obwohl sie sich nach dem vermeintlich dritten Erfolg in der Best-of-five-Serie bereits im Halbfinale gewähnt hatten. Zumindest sportlich ist die Auseinandersetzung beigelegt: Mit einem diesmal in jeder Hinsicht unstrittigen 86:68 (45:22) holten sich die Münchner den nötigen dritten Erfolg, der zur Halbfinal-Teilnahme berechtigt. Aber sportjuristisch könnte die Sache weiter gehen: Wie aus FC-Bayern-Kreisen zu hören ist, wollen sie die Sache nicht ohne weiteres auf sich beruhen lassen; dort sehen sie einen Präzedenzfall, den sie gern endgültig klären lassen wollen.

Vielleicht besänftigt es die Münchner Verantwortlichen ja ein wenig, dass ihnen zumindest kein finanzieller Schaden entstanden ist: Die BBL übernahm für das Wiederholungsspiel die Reisekosten und beteiligte den FC Bayern am Gewinn. Außerdem gab es keine Verletzten zu beklagen; das war ja die größte Sorge von Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic gewesen im Hinblick auf die weiteren Playoff-Runden.

Für Malcolm Delaney ist die Entscheidung der BBL ein Witz

Im Wiederholungsspiel sorgten die Münchner schnell für klare Verhältnisse, sie nahmen von Beginn an jegliche Emotionen aus dem Spiel: Schon nach fünf Minuten führten sie erstmals zweistellig (17:6), bis zur Halbzeit (45:22) war die Partie praktisch entschieden. Die abwehrstarken Münchner schnappte den Ludwigsburger Riesen die Rebounds fast nach Belieben weg und setzten sie mit ihrer Abwehr derart unter Druck, dass sie auf eine Trefferquote von weniger als 25 Prozent kamen.

In der Offensive tat sich Spielmacher Malcolm Delaney hervor mit 25 Punkten (und insgesamt sieben Rebounds). Ihm war die Motivation deutlich anzumerken; schließlich hatte er sich von den Bayern-Profis öffentlich am meisten echauffiert über das Wiederholungsspiel: "Ein Witz", hatte er getwittert. Sein amerikanischer Landsmann Deon Thompson (20 Punkte, ebenfalls sieben Rebounds) stand ihm auf dem Parkett kaum nach. Gemeinsam erstickten sie in der zweiten Halbzeit auch ein kurzes Aufbäumen der Gastgeber, als die auf 14 Punkte verkürzten (56:70/32.).

"Wir wollten unbedingt zeigen, dass wir verdient in der nächsten Runde sind", sagte Center Yassin Idbihi: Alle Spieler seien sauer gewesen, dass sie noch einmal antreten mussten. Kapitän Steffen Hamann gewann der Zusatzschicht dennoch etwas Positives ab: "Vielleicht war es ganz gut für uns, dass wir noch mal ein Auswärtsspiel so hoch gewonnen haben."

Dieses Selbstbewusstsein können sie nun in ihre Halbfinalserie mitnehmen, die am Sonntag (17.45 Uhr) in heimischer Halle beginnt. Gegner sind die EWE Baskets Oldenburg, die sich am Mittwochabend im entscheidenden Spiel ihrer Viertelfinalserie gegen die Telekom Baskets Bonn durchsetzten.

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