Basketball:Peking erwartet die Generation Nowitzki

Die deutschen Basketballer schaffen mit einem souveränen 96:82 über Puerto Rico die Olympia-Qualifikation.

Joachim Mölter

Es dauerte einige Augenblicke, aber dann hatte es auch Dirk Nowitzki begriffen: Dass die deutschen Basketballer demnächst zu den Olympischen Spielen nach Peking fliegen werden; dass der Traum seiner Kindheit Wirklichkeit geworden war.

Basketball: Dirk Nowitzki (rechts) versucht gegen Ricky Sanches (links) and Jose Barea (Mitte) vom Team Puerto Rico zu punkten

Dirk Nowitzki (rechts) versucht gegen Ricky Sanches (links) and Jose Barea (Mitte) vom Team Puerto Rico zu punkten

(Foto: Foto: AFP)

Die Mitspieler klatschten Nowitzki schon ab in den letzten Sekunden des entscheidenden Qualifikationsspiels gestern Abend gegen Puerto Rico, aber erst als tatsächlich die Schlusssirene ertönt war und das 96:82 (48: 39) besiegelt hatte, entglitt ihm ein zaghaftes Lächeln. Er umarmte, wer immer gerade in der Nähe standen, es sah so aus, als hielte Nowitzki sich eher an ihnen fest.

Und als ihm die ersten Freudentränen über die Wangen liefen, schnappte er sich ein Handtuch, zog es über den Kopf und das Gesicht und taumelte in die Umkleidekabine, allein. Draußen auf dem Parkett feierten die übrigen elf Spieler ohne ihren wichtigsten Mann.

"Wir sind einfach nur glücklich", stammelte Rekord-Nationalspieler Patrick Femerling (Berlin), "nachdem wir schon in Sydney 2000 und Athen 2004 nicht dabei waren." Erstmals überhaupt seit 1992 sind die deutschen Basketballer also wieder bei Olympischen Spielen; damals war es die Generation um Detlef Schrempf, den ersten Deutschen in der amerikanischen Profiliga NBA.

Nun hat es auch die Generation Nowitzki geschafft, die benannt ist nach dem gebürtigen Würzburger, der es in der NBA sogar bis zum MVP gebracht hat, dem wertvollsten Spieler der Liga. Erst vor einem Jahr wurde der 30-Jährige als solcher ausgezeichnet. Wie wertvoll Dirk Nowitzki ist für den Deutschen Basketball Bund (DBB), beweist er freilich schon seit zehn Jahren. Und er tat es abermals bei diesem Olympia-Qualifikationsturnier in Athen. "Es ist einfach riesig, was er für uns geleistet hat", fand Konrad Wysocki.

Die Begegnung mit Puerto Rico war das Spiel um Platz drei bei diesem Turnier - um Platz drei für Peking, den letzten noch freien im dortigen Zwölfer-Feld. Am Tag zuvor hatten sich im Halbfinale der Gastgeber Griechenland (88:63 gegen Puerto Rico) und Kroatien (76:70 über Deutschland) bereits die Teilnahmeberechtigung für die Sommerspiele im August gesichert. Schon da hatte Nowitzki seine Mannschaft im Spiel gehalten als es bei den Kollegen nicht so lief wie im Viertelfinale am Freitagabend beim 78:65 (45:26) über Brasilien.

Gegen die Südamerikaner war Nowitzki (20 Punkte) vor allem von Pascal Roller (15) und Demond Greene (14) unterstützt worden, die zusammen bei neun von elf Versuchen jenseits der Drei-Punkte-Linie trafen. Gegen Kroatien indes musste Nowitzki fast alles im Alleingang erledigen, und seine 30 Punkte und 13 Rebounds hatten am Ende doch nicht genügt gegen die reichlich hart zupackenden Kroaten.

Bundestrainer Dirk Bauermann sprach seinen enttäuschten Männern nach dieser ersten vergebenen Chance auf Olympia freilich Mut zu: "Unser Ziel war nicht, bereits am Samstag qualifiziert zu sein, sondern überhaupt für Peking qualifiziert zu sein." Diese Entschlossenheit ließ sich am Sonntagabend gegen Puerto Rico dann an einer Szene festmachen. Es gibt ja solche Momente, die ein Spiel entscheiden, lange bevor es zu Ende ist, und in dieser Partie ereignete sich die Schlüsselszene Mitte des dritten Viertels.

Mit Schwung zum Korb

Jose Juan Barea, Teamkollege von Dirk Nowitzki beim NBA-Klub Dallas Mavericks, zog mit Schwung zum Korb, um den 54:61-Rückstand zu verkürzen. Aber Dirk Nowitzki blockte Barea entschlossen ab - ein deutliches Signal: Er würde es nicht zulassen, dass seine Mannschaft dieses Spiel noch verlieren sollte.

Als unmittelbar danach Demond Greene (2) und Robert Garrett nacheinander von jenseits der Drei-Punkte-Linie trafen zum 70:54, war die Partie so gut wie entschieden. Die Auswahl des DBB zog schließlich bis auf 79:58 davon und geriet auch dann nicht mehr ernstlich in Gefahr, als Puerto Rico mit einer Pressverteidigung agierte, um noch mal heranzukommen.

Dirk Nowitzki war abermals bester Werfer der DBB-Auswahl mit 32 Punkten, der Höchstleistung in diesem Turnier. Außerdem fing er neun Rebounds und gab den Kollegen drei Vorlagen, die direkt zu Treffern führten Steffen Hamann kam in seinem wohl bislang besten Länderspiel auf 19 Zähler, Demond Greene auf 15. In der Abwehr bewies der frisch eingebürgerte NBA-Profi Chris Kaman von den Los Angeles Clippers mit zwölf Rebounds (zudem zehn Punkte), wie hilfreich er seinen neuen Mitspielern sein kann.

Bei den Olympischen Spielen in Peking trifft die deutsche Mannschaft nun in der Vorrundengruppe B auf die USA, Weltmeister Spanien, den WM-Zweiten Griechenland, Gastgeber China sowie Angola. Da wartet Schwerstarbeit, doch das spielte an diesem Sonntagabend keine Rolle mehr für die feiernden deutschen Spieler. "Ich freue mich auf den Einmarsch ins Olympiastadion", sagte Nowitzki, nachdem alle Tränen getrocknet waren, "und danach schauen wir, was das olympische Turnier uns so bringt." An diesem Sonntagabend war alles egal. Da zählte nur das Dabeisein.

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