Süddeutsche Zeitung

Basketball:Neuer Weg

Bundesligist Bayreuth hat bereits einen Nachfolger für Trainer Koch gefunden. Der Vertrag des früheren Spielers wurde nicht verlängert - die Vorstellungen über die Ausrichtung des Klubs gehen auseinander.

Von Matthias Schmid

Michael Koch verbeugte sich am Sonntagabend in der Oberfrankenhalle in alle vier Himmelsrichtungen. Dass der Cheftrainer des Basketball-Bundesligisten medi Bayreuth dabei die rechte Hand auf seine linke Brust legte, dorthin, wo das Herz schlägt, war vielleicht Zufall. Koch, 50, ist nämlich kein Trainer, der die großen Gesten im Rampenlicht liebt. Doch sein emotionaler Abschied nach dem überraschenden 81:74-Sieg gegen den Tabellenachten s. Oliver Würzburg dürfte dem ehemaligen Nationalspieler ziemlich nahe gegangen sein. Es war sein letztes Heimspiel als Bayreuther Cheftrainer, nachdem der Klub ein paar Tage zuvor bekanntgegeben hatte, dass er den Vertrag mit Koch nicht verlängern werde. Michael Koch, der als Kapitän mit Bayreuth 1989 die Meisterschaft gewann, will sich zu den Gründen der Trennung erst nach der Saison äußern. "Alles andere würde jetzt nur Unruhe bringen", erklärte er gegenüber der Frankenpost.

Erst nach den beiden abschließenden Auswärtsspielen am Freitag (20 Uhr) in Braunschweig und am Sonntag (17 Uhr) beim Mitteldeutschen BC ist also zu erfahren, wie Koch die für ihn offenbar unerwartete Trennung beurteilt. Nach dem letzten Spieltag in Weißenfels will dann der Verein um Geschäftsführer Philipp Galewski auch den Namen des neuen Cheftrainers verkünden. Kochs Nachfolger stehe bereits fest und habe seine Arbeitspapiere schon unterschrieben, bestätigt Galewski: "Doch wer es ist, werde ich erst sagen, wenn unsere Saison vorbei ist."

Dabei ist es längst ein offenes Geheimnis, dass Raoul Korner vom Ligakonkurrenten Braunschweig nach Bayreuth wechseln soll. Drei Jahre war der Österreicher beim Tabellenzehnten beschäftigt. Diese Art von Kontinuität möchte Galewski auch in Bayreuth etablieren. Dabei dachten viele bei den Oberfranken, genau das mit Koch erreicht zu haben: Der frühere Profibasketballer trat vor zweieinhalb Jahre seinen Dienst an und bewahrte den Verein zunächst vor dem Abstieg, bevor er ihn in dieser Saison auf Platz elf führte. Seit dem Erstligaaufstieg vor sechs Jahren war kein Bayreuther Trainer länger und erfolgreicher im Amt. "Es geht uns nicht um die Gegenwart, sondern um die Zukunft", sagt Galewski, "wir wollen den nächsten Schritt machen und sehen in dem neuen Trainer eine bessere Alternative für unseren Weg."

Der Verein hat seinen Weg "Heroes of Tomorrow" genannt, Helden der Zukunft. Mit der strategischen Ausrichtung unter diesem Titel sollen Profimannschaft, Nachwuchsarbeit und die gesamte Organisation besser miteinander arbeiten. "Bisher ist jeder Cent in die Profimannschaft gesteckt worden", erklärt Galewski. Künftig soll langfristiger und vorausschauender geplant werden, weil der Bundesligist mittlerweile wirtschaftlich stabiler aufgestellt ist und künftig einen Platz anstrebt, der Bayreuths Platzierung in der Etattabelle entspricht. "Es dürfen dann auch mal die Playoffs sein", sagt Galewski. Für dieses ehrgeizige Vorhaben war zunächst auch Michael Koch vorgesehen. Doch die vielen und kontrovers geführten Gespräche hätten offenbart, dass er ein Trainer sei, fügt der Geschäftsführer hinzu, "der mit guten Spielern besser arbeiten kann als mit jungen."

Dass es "keinen Sturm der Entrüstung" in Bayreuth gebe, wie Galewski es ausdrückt, wertet er als Zeichen, dass die Mehrheit der Basketballfans mit der Entscheidung leben könne. "Wir trennen uns auch nicht von einem absoluten Erfolgstrainer", sagt Galewski. Ob das Michael Koch auch so sieht?

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SZ vom 26.04.2016
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