Basketball:Neue Einigkeit

Fehlende Konstanz beim Trainer, keine Dominanz bei Heimspielen, zu wenig Geld: Die Problemherde von Brose Bamberg sind ausgemacht. Der neue Geschäftsführer Philipp Galewski und der neue Trainer Johan Roijakkers sollen den Klub zu alten Erfolgen führen.

Von Felix Haselsteiner

Ruhig lag sie da, die Brose-Arena in Bamberg. Von der Aufregung der vergangenen Tage, in denen der Basketball-Bundesligist erst Trainer Roel Moors entließ, ein Quartett an Spielern verabschiedete und sich nun auch noch von Geschäftsführer Arne Dirks trennte, war wenig zu spüren, auch nicht als die drei Protagonisten des ehemaligen Serienmeisters den Presseraum betraten. Es ging um Erklärungen zu den Personalien, erstmals äußerten sich auch die Nachfolger, und es sollte um einen Blick in die Zukunft gehen. Doch erst einmal wurde viel darüber gesprochen, was in Bamberg einmal war und nicht mehr ist.

"Ich kann mich an viele Spiele in Bamberg erinnern", sagte der neue Geschäftsführer Philipp Galewski, der zu früheren Zeiten des öfteren als Manager von Medi Bayreuth zu Gast in Bamberg war: "Wir haben immer auf die Mütze bekommen. Du bist hier reingekommen und wusstest, dass es eigentlich nichts zu holen gibt." Der neue Bamberger Trainer Johan Roijakkers, vom Ligakonkurrenten BG Göttingen nach Oberfranken gekommen, sagte: "Wenn man in die Halle gekommen ist, hatte man immer das Gefühl, dass man schon mit zehn Punkten zurückliegt." Beide waren sich einig, dass die angesprochenen Zeiten schon ein wenig zurückliegen. "Diesen Respekt, den brauchen wir wieder. Das war nicht mehr das Freak City, das wir gekannt haben und das wir vielleicht auch gehasst haben", erklärte Galewski. "Wir müssen wieder einen richtig geilen Heimvorteil bekommen", sagte Roijakkers.

17 02 2019 Basketball Saison 2018 19 Finale um den MagentaSport BBL Pokal Brose B; Basketball - Pokal 2019 - Brose Bamberg

Dunk zum Pokal: Mit 83:82 gewinnt Bamberg mit Elias Harris 2019 seinen bislang letzten Titel gegen Berlin.

(Foto: Imago)

Es herrschte auch Einigkeit darüber, wo die Problemherde liegen: In der fehlenden Konstanz auf dem Trainerposten, in der fehlenden heimischen Dominanz auf dem Spielfeld und nicht zuletzt im fehlenden Geld - denn die Autozulieferindustrie, traditionell Sponsor des Bamberger Basketballs, steckt in der Krise. Auch Michael Stoschek, Aufsichtsratsvorsitzender der Basketballer und als solcher oberster Wortführer bei Entscheidungen im Verein, hatte sein Engagement bei den Bambergern eigentlich in der vergangenen Saison beenden wollen. Nun bleibt er mit Brose als Hauptgesellschafter erhalten, als unzufriedener wohlgemerkt: "Es ist keine Frage, dass wir mit unserem sportlichen Erfolg der letzten Jahre nicht zufrieden sind", sagte Stoschek, aber nun würde sich ja alles zum Besseren wenden: "Es beginnt jetzt eine wirklich neue Zeit mit jüngeren Männern an der Spitze." Worte, die einem irgendwie vertraut vorkamen. Es ist nicht der erste propagierte Neubeginn in jüngerer Vergangenheit.

Auch dieses Mal führte Stoschek die Feder, im Fall von Galewski war der Aufwand nicht groß. "Es war ein kurzes Telefonat", berichtete dieser, Stoschek habe gesagt er möge sich kurz setzen und dann gefragt: "Können Sie das machen?" Bis dahin war der 33-Jährige als Referent von Stoschek und in der Unternehmenskommunikation von Brose tätig, davor von 2014 bis 2018 im Management des Basketball-Bundesligisten Medi Bayreuth. Er ist also vom Fach. 2018 hatte Stoschek ihn für diesen Posten bereits angefragt, doch Galewski hatte eine neue berufliche Perspektive gesucht - und sie bei Stoschek gefunden. Erst im Unternehmen, jetzt wieder beim Basketball.

Die Cheftrainer von Brose Bamberg seit 1999

1999 bis 2001 Armin Andres

2001 Zoran Slavnić

2001 bis 2008 Dirk Bauermann

2008 bis 2014 Chris Fleming

02/2014 bis 2018 Andrea Trinchieri

03/2018 bis 06/2018 Luca Banchi

2018 bis 01/2019 Ainars Bagatskis

01/2019 bis 06/2019 Federico Perego

2019 bis 2020 Roel Moors

seit 2020 Johan Roijakker

Bekanntlich holte Stoschek damals Arne Dirks, der nun nach zwei Jahren wieder gehen musste. Aus "persönlichen Gründen", wie Stoschek knapp mitteilte - weitere Fragen zu dieser Entscheidung wollte er nicht beantworten. Für Galewski jedenfalls ist es die Rückkehr in ein bekanntes Geschäft: "Da ich schon Erfahrung im Basketball aufgebaut habe, war es für mich klar, dass ich hier unterstützen werde", sagte Galewski. Stoschek erwarte vom neuen Geschäftsführer eine "abgestimmte, offene, loyale" Zusammenarbeit. Nach allzu viel Unabhängigkeit zwischen Geschäftsführung und Aufsichtsrat - per Definition eigentlich ein beratendes und kontrollierendes Organ - klingt das nicht. Zumal Stoschek seine Rolle in Bamberg seit jeher dominant interpretiert, zu sehen auch bei der jüngsten Trainersuche.

Er habe mit allen Kandidaten gesprochen: "Für mich war das interessant, da ich ja nun nicht der größte Experte bin, mal von den anderen Kandidaten zu hören, welche Fehler sie im Bamberger Spiel gesehen haben", erläuterte der 72-Jährige die Entscheidung: "Herr Roijakkers hat in das erste Gespräch eine komplette Aufstellung über unsere Spieler mitgebracht." Das beeindruckte den Aufsichtsratschef, der Niederländer bekam den Job, der für ihn eine "neue Herausforderung" sei. Roijakkers betonte, worauf es in den nächsten Wochen in Bamberg ankommt: "Deutsche Spieler haben jetzt Priorität, wir gehen mit Philipp und Leo sofort in die Planung."

"Leo" ist Sportdirektor und Kaderplaner Leo de Ryke, der gar nicht erst anwesend war. Stoschek meinte dazu nur: "Wir sind in der Phase, in der wir Punkt für Punkt mit jedem die neuen Aufgaben und Ziele durchsprechen und sehen wie sich eine Zusammenarbeit fortsetzen lässt." Ob er damit nur die Spieler meinte, ließ er offen. Die unruhigen Zeiten könnten also noch anhalten.

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