Basketball: NBA-Play-offs:Am Ende eine Demütigung

Dirk Nowitzki spielt das beste Basketball seines Lebens. Die Dallas Mavericks besiegen die Los Angeles Lakers im NBA-Viertelfinale mit 4:0 und beenden damit die Karriere des erfolgreichsten Trainers aller Zeiten.

Jürgen Schmieder

Phil Jackson konnte nur noch sarkastisch lächeln, etwas anderes blieb dem Trainer der Los Angeles Lakers nicht mehr übrig. Seine Mannschaft lag neun Minuten vor dem Ende 68:98 zurück, einer seiner Spieler war gerade nach einem Bodycheck gegen Dirk Nowitzki des Feldes verwiesen worden.

Los Angeles Lakers v Dallas Mavericks - Game Four

In der Form seines Lebens: Dirk Nowitzki beim Duel mit Pau Gasol von den Los Angeles Lakers.

(Foto: AFP)

Spätestens in diesem Moment dürfte Phil Jackson klar gewesen sein: Die Lakers werden dieses Spiel nicht mehr gewinnen, sie werden die Play-off-Serie gegen die Dallas Mavericks mit 0:4 verlieren - und diese schreckliche Partie würde die letzte in seiner äußerst erfolgreichen Karriere sein.

"Um ehrlich zu sein: Es fühlt sich gut an, dass diese Saison endlich vorbei ist", sagte Jackson nach der deutlichen 86:122-Niederlage. "Ich hoffe wirklich, dass diese Partie mein letztes Spiel als Trainer war." In diesem Moment war der Sarkasmus aus seinem Lächeln verschwunden, Buddhist Jackson lächelte wieder milde.

Elf Titel hat Jackson in seiner Karriere gewonnen, mehr als jeder andere Trainer in der Geschichte der NBA - sechs mit den Chicago Bulls und noch einmal fünf mit den Los Angeles Lakers. Er hat Spieler wie Michael Jordan, Dennis Rodman, Shaquille O'Neal und Kobe Bryant geprägt - als Spieler und als Persönlichkeiten.

"Viele Dinge, die ich gelernt habe - als Basketballer und als Mensch -, habe ich von Phil Jackson gelernt", sagte Kobe Bryant. "Ich kann mir nicht vorstellen, unter einem anderen Trainer zu spielen." Er entschuldigte sich dafür, dass sein Trainer eine derart grausame Leistung bei seinem letzten Spiel sehen musste.

Tatsächlich musste Jackson an diesem Sonntagabend in Dallas zusehen, wie seine Mannschaft nicht besiegt, sondern gedemütigt wurde. Und er sah auch, wie die prägenden Akteure Lamar Odom (gegen Nowitzki) und Andrew Bynum (Ellenbogencheck gegen J.J. Barea) die Nerven verloren und sich zu Unsportlichkeiten hinreißen ließen.

"Ich bin enttäuscht von den beiden", sagte Jackson. "Wir haben in den vergangenen beiden Jahren wie Champions gewonnen - aber wir haben heute nicht wie Champions verloren."

Mavericks mit Ruhepause

Vielmehr agierten die Dallas Mavericks in der Serie gegen die Lakers wie eine Mannschaft, die in dieser Saison tatsächlich den Titel gewinnen kann. In den vergangenen Jahren waren die Mavericks ein gerngesehener Gegner in den Play-offs: eine talentierte Mannschaft, die jedoch genau in dem Moment versagt, in dem es darum geht, etwas Großartiges zu leisten. "Wir sind das Team, gegen das jeder gern spielen möchte", hatte Jason Terry vor der Ausscheidungsrunde gesagt.

Phil Jackson

Auf dem Weg in den Ruhestand: Lakers-Trainer Phil Jackson (2. v. rechts).

(Foto: AP)

Terry schaffte im vierten Spiel gegen die Lakers einen Play-off-Rekord, indem er neun Drei-Punkte-Würfe versenkte, die Ersatzspieler J.J. Barea (22 Punkte) und Peja Stojakovic (21 Punkte) sorgten dafür, dass sich Dirk Nowitzki ein relativ ruhiges Spiel erlauben konnte.

"Es ist großartig. Der Schlüssel waren die beiden Auswärtssiege. Unser Team ist so gut wie jedes andere", sagte Nowitzki nach dem Spiel - warnte aber sogleich: "Wir sind nicht gut genug, um uns zurückzulehnen oder den Fuß vom Gaspedal zu nehmen."

Nowitzki selbst befindet sich derzeit in der Form seines Lebens. 25,7 Punkte und 10,7 Rebounds erzielte er durchschnittlich pro Spiel - das sind Statistiken, die bislang in der Geschichte der NBA nur drei andere Spieler (Hakeem Olajuwon, Bob Pettit und Elgin Baylor) geschafft haben. Vor allem aber agiert Nowitzki übersichtlich und mannschaftsdienlich.

Wenn er in der Serie gegen die Lakers von zwei Gegenspielern bedrängt wurde, entdeckte er meist einen Mitspieler. Ganze sechs Ballverluste leistete er sich in den vier Partien gegen die Lakers. Zum Vergleich: Kobe Bryant, der prägende Akteur der Lakers, kam auf doppelt so viele.

Nach dem schnellen Erfolg über die Lakers können sich die Spieler der Mavericks nun mindestens eine Woche lang der Regeneration widmen und darauf warten, ob sie im Finale der Western Conference gegen die Memphis Grizzlies oder die Oklahoma City Thunder antreten müssen - derzeit führt Memphis in der Best-of-seven-Serie mit 2:1. In der Eastern Conference spielen die Chicago Bulls und die Atlanta Hawks (derzeit 2:2) sowie Miami Heat und die Boston Celtics (2:1 für Miami) um den Einzug ins Finale.

Phil Jackson dagegen darf sich nun auf seine Ranch in Montana zurückziehen und seinen Ruhestand genießen. "Es waren tolle 20 Jahre - und wie Richard Nixon einst sagte: Jetzt könnt ihr diesen Mann nicht mehr herumschubsen." Als er dann langsam die Arena in Dallas verließ, lächelte er.

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