Neuer Basketball-Nationaltrainer:"Das Ziel ist immer eine Medaille"

Neuer Basketball-Bundestrainer

Lächeln um die Wette: DBB-Präsident Ingo Weiss, Bundestrainer Gordon Herbert und Vizepräsident Armin Andres.

(Foto: Marius Becker/dpa)

Bei der Vorstellung von Gordon Herbert sind alle angetan: Der DBB von seinem international erfahrenen Trainer, Herbert vom vielversprechenden Kader. Den will er nun "auf ein neues Level heben".

Von Ralf Tögel

Ingo Weiss und Armin Andres waren sich einig: "Das ist ein sehr guter Tag für den deutschen Basketball." Zwischen dem Präsidenten des Deutschen Basketball Bunds (DBB) und seinem für den Leistungssport zuständigen Vize saß Gordon Herbert, den sie als neuen Bundestrainer vorstellten. Die erste Verlautbarung des neuen Sportchefs der deutschen Basketballer gab der 62-jährige Kanadier noch auf Englisch, doch alsbald will er sich auch sprachlich an den neuen Job anpassen, zumal er für die Dauer seines zweijährigen Engagements nach Hagen ziehen wird, wo der DBB seinen Sitz hat. Ein wichtiger Punkt im Anforderungsprofil: Der Verband hatte sich auf einen Vollzeittrainer verständigt, um drohenden Terminüberschneidungen bei einem Honorartrainer, also einem Coach, der nebenbei einen Klub betreut, auszuschließen. Herbert soll sich rund um die Uhr dem Nationalteam widmen, Konzepte entwickeln und die Talente im Auge haben: "Das ist für uns sehr wichtig, er soll den Nachwuchs auf Jahre hinaus auf hohem Niveau halten", so Andres. Alles Anforderungen, für die Herbert eine hohe Kompetenz mit nach Hagen bringt.

Letztlich ging alles sehr schnell: Herbert folgt auf Henrik Rödl, dessen Vertrag trotz erfolgreicher Olympia-Qualifikation und des Erreichens des Viertelfinales in Tokio nicht verlängert wurde. Nur zwei Wochen benötigte der DBB für eine Einigung, vergangenen Mittwoch wurde das Vertragswerk bereits unterzeichnet. Herbert hat für zwei Jahre unterschrieben, mit der Option auf ein weiteres. Zunächst soll er das Nationalteam durch die WM-Qualifikation coachen, die Partie gegen Estland am 25. November wird auch sein erstes offizielles Spiel als Bundestrainer sein. In fast genau einem Jahr steht die Europameisterschaft im eigenen Land auf dem Programm, 2023 die Weltmeisterschaft. Und sollte die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris in drei Jahren geschafft werden, greift die Option.

Herbert kenn den deutschen Basketball aus dem Effeff, drei der aktuellen Spieler hat er bereits trainiert

Herbert kennt den deutschen Basketball aus dem Effeff, er trainierte die Erstligisten Würzburg, Berlin und Frankfurt. Bei den Hessen war er dreimal mit Pausen engagiert, gewann mit ihnen die deutsche Meisterschaft (2004) und wurde als BBL-Trainer des Jahres (2016) ausgezeichnet. Internationale Erfahrung sammelte der 62-Jährige als Vereinstrainer in Frankreich, Griechenland und Finnland, wo er nahezu seine gesamte Profikarriere verbrachte, zuletzt war er für den russischen VTB-Klub Saratow zuständig. Zudem trainierte Herbert die georgische und die kanadische Nationalmannschaft, Letztere von 2019 an als Co-Trainer. Gerade diese Erfahrung macht ihn so wertvoll, Herbert war auf allen Basketball-Feldern dieser Welt unterwegs, ist bestens vernetzt, kennt die Eigenheiten aller relevanten Ligen, was im Umgang mit seinen Nationalspielern, die über den Erdball verstreut spielen, nur dienlich sein kann. Zudem gilt er als profilierter Talent-Entwickler, in seiner Zeit als Frankfurter Coach begleitete er Danilo Barthel (Fenerbahce Istanbul) und Johannes Voigtmann (ZSKA Moskau) auf ihrem Weg zu europäischen Topspielern. Und Issac Bonga (Toronto Raptors) prophezeite er als Frankfurter Coach schon vor vier Jahren den Weg in die NBA.

Drei Punkte gedenke er nun dringlich zu erledigen, kündigte Herbert bei seiner Vorstellung an: "Beziehungen zu den Spielern aufbauen, die besten Spieler finden und in die Mannschaft zu holen, sowie diese in eine erstklassige Verfassung zu bringen." Dabei kann der neue Coach auf ein intaktes Kollektiv zurückgreifen, denn Einsatz und Zusammenhalt waren die großen Stärken bei den jüngsten Erfolgen. Er habe das sehr angetan mitverfolgt, sagte Herbert, der eine ähnliche Philosophie verfolgt: "Wir brauchen natürlich individuelles Talent, aber die Mannschaft kommt immer zuerst." Auch die Qualität, die der Kader selbst dann hat, wenn wie zuletzt die besten NBA-Profis fehlen, ist dem Kanadier nicht entgangen. "Es gibt eine großartige Ansammlung von Spielern in deren bester Phase und der Nachwuchs drückt nach, die Zukunft des deutschen Basketballs ist riesengroß." Es sei eine Ehre für ihn hierbei mitzuwirken, das sollte es auch für die Spieler sein: "Mein Job wird es nun sein, das Team auf ein neues Level zu heben."

Dann sagte Herbert noch etwas, das seinem Präsidenten gerade im Hinblick auf die Heim-EM ein Lächeln entlockte: "Egal ob EM, WM oder Olympia, ich will immer aufs Podium. Das Ziel ist immer eine Medaille."

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