Basketball:Namen für die große Bühne

16 11 2018 xemx Basketball Euroleague FC Bayern Muenchen CSKA Moskau emspor v l Derrick Willi; imago

Kaum ein Durchkommen gab es für die Basketballer des FC Bayern gegen ZSKA Moskau. Hier scheitert Derrick Williams vorm Korb an Othello Hunter.

(Foto: Jan Huebner/imago)

Sergio Rodriguez, Nando de Colo, Othello Hunter: ZSKA Moskau beweist beim Gastspiel in München, zurzeit die wohl beste Basketballmannschaft Europas zu sein. Das erkennt sogar Uli Hoeneß an - und staunt.

Von Tim Eisenberger, München

ZSKA Moskau ist der traditionsreichste Basketballverein Russlands. Erhaben und edel wirkt der ehemalige Armeesportklub, der mittlerweile von verschiedenen Konzernen unterstützt wird, und deshalb wohl den größten Etat in der europäischen Eliteliga Euroleague aufweisen kann. Wer am Freitagabend im Münchner Audi-Dome bei der Euroleague-Partie zu Gast war, sah also etwas Besonderes: die zurzeit vielleicht beste Basketballmannschaft Europas. Und ein paar Beweise, warum das so ist.

Anführer des russischen Spitzenklubs ist Coach Dimitrios Itoudis. Mit stoischer Ruhe beobachtete er das Geschehen auf dem Parkett. Manchmal machte er Ansagen, dirigierte seine Spieler wie Schachfiguren. Wie ferngesteuert schienen sie ihm zu folgen, und immer wieder brachte er sie so in Situationen, die perfekt auf die Fähigkeiten der einzelnen Spieler abgestimmt sind. 93:79 gewannen die Moskauer am Ende. Oft ging ein Raunen durch die Arena, wenn Sergio Rodriguez oder Nando de Colo zauberten, wenn Othello Hunter seine Athletik unter dem Korb ausspielte. Schon die Namen klingen ja nach großem Spektakel.

"So eine gute Mannschaft hab ich hier noch nie gesehen", sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Durchaus erstaunlich mit welchem Fachwissen der 66-Jährige, eigentlich ja immer noch ein Basketball-Novize, mittlerweile erkennt, welche Qualitäten der Gegner hat. "Sie nutzen jede kleine Schwäche aus. Wenn du einige Würfe nicht triffst, nutzt ZSKA das sofort." Nicht umsonst war es für die Russen der siebte Erfolg im siebten Euroleague-Spiel. "Moskau ist ein fertiges Team und wir haben noch ein bisschen Arbeit vor uns", sagte Münchens NBA-Zugang Derrick Williams.

Rodriguez, den Passgeber, nennen sie "Spanish Chocolate"

Die Münchner haben sich nach einem desolaten Start in der wichtigsten europäischen Basketball-Liga gefangen, mittlerweile drei Spiele gewonnen, sind immerhin Achter von 16 Teams. Doch am Freitag hatte man das Gefühl, dass sie machtlos waren. Während Bayern Basketball arbeitete, war es für die Gäste das, was es sein sollte: ein Spiel. Insbesondere Rodriguez stach heraus. Der mittlerweile 32-Jährige, Spitzname Spanish Chocolate, in Anlehnung an Jason "White Chocolate" Williams, einen der besten Passgeber, den es in der amerikanischen Profiliga NBA je gab, hat auf europäischem Niveau alles gewonnen. Mit Real Madrid holte er den Sieg in der Euroleague und mehrere spanische Meisterschaften und Pokalsiege. Als Nationalspieler wurde er mit Spaniens "Goldener Generation" Europameister und holte Olympia-Silber 2012. Nur als er 2016 in die NBA wechselte, wurde er nicht glücklich bei den Philadelphia 76ers. Experten sagen, seine Qualitäten kämen im weniger athletischen Basketball in Europa besser zur Geltung.

2017 kam der Aufbauspieler zurück, wechselte allerdings nicht wie viele erwartet hatten zurück zu Real, sondern schloss sich ZSKA Moskau an. In der vergangenen Saison musste sich Rodriguez im Halbfinale des Finalturniers seinem Ex-Team geschlagen geben. Rodriguez blieb mit fünf Punkten weit unter seinen Möglichkeiten. Sein ehemaliger Teamkollege Luka Doncic erklärte im Anschluss, dass es eines ihrer Ziele war, Rodriguez zu stoppen. In diesem Jahr macht er nicht den Eindruck, gestoppt werden zu können.

Der FC Bayern konnte nur zu Beginn mithalten, ehe sich Moskau nach fünf Minuten absetzte, neun von 13 Dreipunktwürfen in der ersten Halbzeit verwandelte. Wenn München die Moskauer Schützen aggressiver angriff, brachten die einfach ihre großen Spieler unter dem Korb ins Spiel. Dirigent Itoudis nickte zufrieden - und schickte seinen nächsten Künstler aufs Feld. Nach achteinhalb Minuten brachte er Nando de Colo: französischer Nationalspieler, Europameister, Euroleague-Sieger. Er ist im Prinzip eine Kopie von Rodriguez, nur französisch, und doch können die beiden wohl besten Guards Europas in Itoudis' Orchester gemeinsam existieren. Weil sie bereit sind, sich unterzuordnen - und weil sie Platz machen, falls ein anderer Spieler einen guten Tag hat. Am Freitag war dies Cory Higgins. 18 Punkte erzielt der US-Amerikaner. Zwar gewannen die Münchner die zweite Halbzeit knapp, doch immer wenn sie etwas näher kamen, schaltete der Gast einen Gang hoch.

In gut zwei Wochen hat Moskau die Chance, sich zu revanchieren für die Niederlage im Euroleague-Halbfinale der letzten Saison. Real Madrid ist aktuell ebenfalls ungeschlagen. Schon jetzt steht fest: Wer zuschaut, sieht die gerade beste Basketball-Mannschaft Europas.

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