Süddeutsche Zeitung

Basketball:Nächster Hochkaräter

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Meister FC Bayern verpflichtet den italienischen Nationalspieler Diego Flaccadori.

Von Ralf Tögel

Noch steht "vorläufiger Kader" über der Spielerliste der Basketballer des FC Bayern, und das kleine Wörtchen "vorläufig" dürfte so manchem Bundesliga-Konkurrenten die Sorgenfalten noch ein bisschen tiefer in die Stirn graben. Wohl gemerkt den Konkurrenten, die sich ernsthaft mit dem Gedanken befassen können, in Sachen Meisterschaft ein Wörtchen mitreden zu können. Denn allein das Personal, das die Bayern bereits jetzt ins Rennen entsenden können, dürfte es dem Rest der Liga schwer machen, den dritten Titel in Serie zu verhindern.

Neuester Zugang ist der italienische Guard Diego Flaccadori, 23 Jahre jung, Nationalspieler, reichlich internationale Erfahrung im zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb Eurocup, zuletzt dreimal in Serie zum besten U22-Spieler der ersten italienischen Liga gewählt. Beim FC Bayern ist er: Ergänzungsspieler. Der Guard, der auch die Position des Spielmachers im Repertoire hat, kommt vom zweimaligen italienischen Vizemeister und Eurocup-Teilnehmer Aquila Trento, für den er im Alter von 18 Jahre debütierte und 187 Spiele (mit einem Schnitt von 7,2 Punkten) bestritt. Zudem spielte Flaccadori in den vergangenen drei Spielzeiten für den italienischen Serie-A-Klub in insgesamt 46 Partien im Eurocup (6,8 Punkte pro Spiel). In der italienischen Auswahl absolvierte der 23-Jährige bislang sechs Spiele, zum aktuellen Kader für die Weltmeisterschaft in China gehört er aber nicht. Flaccadori hatte daher Zeit, sich in einer intensiven Trainingswoche mit Bayerns Individualtrainer Emilio Kovacic prüfen zu lassen, letztlich wurde er für tauglich befunden, dem deutschen Meister für zwei Spielzeiten weiterzuhelfen. Entsprechend zurückhaltend geht der Italiener die Aufgabe an: "Ich freue mich auf eine unglaubliche Erfahrung beim FC Bayern", sagt Flaccadori, er wolle von Spielern wie "Nihad Djedovic, Maodo Lo oder Petteri Koponen lernen". Den FC Bayern erachtet er als ideale Adresse um besser zu werden, "dafür musste und wollte ich Italien verlassen".

Eine Rückkehr von Karim Jallow wird es nicht geben

Sein Landsmann Daniele Baiesi, Sportdirektor und Kaderplaner der Münchner, hofft ebenfalls, dass der junge Guard "den nächsten Schritt in seiner Entwicklung" machen kann. Dafür musste Flaccadori "seine Komfortzone verlassen und ins Risiko gehen", erklärt Baiesi, was angesichts der enormen Qualität im Kader des deutschen Meisters, die sich um mindestens zwei weitere hochkarätige Zugänge erweitern wird, eine mutige Entscheidung sei. Freilich traut ihm Baiesi selbiges zu, "er kann in der Offensive kreieren und auf der anderen Seite hart gegen den Ball verteidigen". Geschäftsführer Marko Pesic hat einen weiteren Guard angekündigt, der allerdings vom Kaliber der beiden bisherigen Zugänge Josh Huestis und Greg Monroe sein wird, die beiden Amerikaner wechselten bekanntlich aus der NBA nach München. Die Planung ist trotz der beiden offenen Stellen sehr weit gediehen, vor allem die frühe Verpflichtung des NBA-Centers Monroe dürfte Trainer Dejan Radonjic gefallen. Bislang entschieden sich die Spitzenspieler aus der nordamerikanischen Eliteliga erst kurz vor Saisonbeginn zum Wechsel an die Isar, Jared Cunningham etwa stieß Ende August zum Team, Derrick Williams gar erst Anfang September. Monroe dagegen kann die komplette Vorbereitung mitmachen, was nun natürlich auch für Flaccadori gilt.

Eine Rückkehr von Karim Jallow zu den Bayern wird es dagegen nicht geben. Der 22-jährige Flügelspieler, der die vergangene Saison an den Ligakonkurrenten Ludwigsburg ausgeliehen war, hat sich mit den Bayern nun auf eine Auflösung des noch gültigen Vertrags geeinigt und für drei Jahre bei den Löwen Braunschweig unterschrieben. Jallow hatte bei den Badenwürttembergern kein gutes Jahr erwischt und sich angesichts der enormen Qualität im Kader der Bayern für einen Wechsel zum Playoff-Viertelfinalisten des Vorjahres entschieden. Dort wird er mit Sicherheit mehr Spielanteile bekommen - das ist eine Erkenntnis, an der sich nichts mehr ändern wird.

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SZ vom 01.08.2019
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