Basketball:München im Flow

EASYCREDIT BBL,  FCBB - BER , BAYERN MUENCHEN VS ALBA BERLIN   ,  SAISON 2018/19

Artistisch unter dem Korb: Münchens Derrick Williams gegen Luke Sikma.

(Foto: Rauchensteiner)

Bayerns Basketballer gewinnen das Spitzenspiel gegen Alba Berlin und bleiben in der Bundesliga ohne Punktverlust, weil Derrick Williams wieder herausragt.

Von Matthias Schmid

Seine erste spektakuläre Korbvorlage hat Stefan Jovic schon vor dem Anwurf verteilt. Der Kaugummi, den er von der Ersatzbank aus warf, landete nach einer formschönen Flugbahn sanft in den Fingern von Devin Booker, seinem verletzten Mitspieler, der sich die Partie am Sonntagnachmittag gegen Alba Berlin tatenlos am Spielfeldrand ansehen musste.

Dass Jovic, der Spielmacher des FC Bayern, es auch mit Bällen blendend versteht, sie so zu seinen Kollegen zu passen, dass sie damit aufregende Dinge anstellen können, zeigte der Serbe später im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga (BBL). Mit fünf Assists hatte er beim 83:81-Sieg mal wieder die meisten Vorlagen gesammelt und so mitgeholfen, dass seine Mannschaft auch im elften Spiel den elften Sieg feiern konnte und die Tabelle als einziges noch unbesiegtes BBL-Team anführt.

"Das war Werbung für den Basketball in Deutschland", schwärmte Bayern-Präsident Uli Hoeneß, "das war ein Superspiel von beiden Seiten." Und das Wiedersehen der besten deutschen Klubs der vergangenen Saison - exakt 183 Tage, nachdem die Bayern im fünften und entscheidenden Playoff-Spiel die Meisterschaft an sich reißen konnten. Auch das erste Duell in dieser Spielzeit hatte einiges zu bieten, Dramatik, Spannung, großen Sport. Es kommt dabei eher selten vor, dass diejenige Mannschaft das Nachsehen hat, die 18 Rebounds mehr greifen konnte als der Gegner. Aber Berlin genügten 40 dieser Abpraller vom Brett oder Ring nicht, um das Spiel zu gewinnen. "Das war eine Partie auf Augenhöhe, aber bei vielen Kleinigkeiten merkt man München die Erfahrung auf diesem Niveau an", stellte Marco Baldi enttäuscht fest. Als kleiner Trost bleibt dem Alba-Manager immerhin die Aussicht, es in sechs Tagen besser machen zu können; der umgestaltete Modus im Pokal will es so, dass sich die beiden Finalteilnehmer dann schon im Viertelfinale verabredet haben.

Diesmal ging es noch um die beste Ausgangsposition vor Beginn der Playoffs im Mai. Die Frage war, wie die Münchner der 88:84-Sieg gegen Kaunas in der Euroleague beeinflussen würde. Während die Berliner vier spielfreie Tage hatten, musste Bayern weniger als 42 Stunden nach dem letzten Spiel schon wieder aufs Parkett. Doch wie die ersten Minuten dokumentieren sollten, hatten sich die Münchner die Anstrengung schnell aus Beinen und Armen gespielt. Nach einem Dreipunktspiel von Maodo Lo führten sie rasch mit 9:4. Mit wie viel Hingabe und Energie beide Teams auftraten, konnte man schon allein an der Reaktion draußen auf der Bank erkennen, als Lo punktete, obwohl er zuvor gefoult worden war - ein Kunststück, das im Basketball besonders viel Ansehen genießt. Alle Bayern-Spieler sprangen daher so schwungvoll auf, als hätten sie gerade einen großen Titel gewonnen.

Bei den Berlinern debütiert Zugang Landry Nnoko - und überzeugt

In der Hauptrunden-Partie steckte tatsächlich auch einiges von dem, was ein Playoff-Spiel ausmacht, es war intensiv, umkämpft und phasenweise auch richtig hochklassig, die Spieler warfen sich nach jedem Ball, sie fuchtelten wild vor dem Gesicht ihres Gegenspielers herum, damit der bloß keine leichten Punkte geschenkt bekommt. Einer, der das sogenannte Hustle, also diese bedingungslose Einsatzbereitschaft, bestens beherrscht, ist Landry Nnoko, jüngster Zugang von Berlin, der in München erstmals das Alba-Trikot trug. Der kamerunische Nationalspieler ist ein Modellathlet mit 2,08 Meter Körpergröße und beeindruckenden Muskelpaketen. Vor allem seine Arme fallen auf, sie sind so lang, dass es so aussieht, als könnten sie bis unters Hallendach reichen.

Zumindest musste sich das für die Bayern-Spieler so angefühlt haben, Nnoko bekam im Nahkampf unterm Korb immer wieder seine Finger dazwischen und fing 13 Rebounds. "Landry gibt uns eine Qualität, die wir vorher nicht hatten", findet Baldi. Auch Blocks gehören zu Nnokos Repertoire, einmal sprang er in der ersten Hälfte Derrick Williams furchtlos entgegen, als der einen Ball von oben nach unten per Dunk in den Korb stopfen wollte. Aber man würde ihm Unrecht tun, wenn man ihn als reinen Defensivkünstler abtun würde. Er hat viel mehr drauf, auch in der Offensive. Bis zur Pause war Nnoko neben Rokas Giedraitis (am Ende 22 Zähler) mit acht Punkten der beste Werfer seines Teams. Und der 24-Jährige war es auch, der nach dem Seitenwechsel seiner Mannschaft zunächst den Ausgleich zum 45:45 bescherte. Doch danach musste er mit ansehen, wie die Münchner etwas davoneilten. Besonders Williams, langjähriger NBA-Spieler, tat sich hervor. Schon gegen Kaunas war er in famoser Form, in einem Flow-Zustand, den er gegen Berlin einfach beibehielt, die Bayern-Spieler mussten ihm nur den Ball zuspielen, er machte etwas Besonderes daraus. Gegen Kaunas gelangen ihm so 28 Punkte, anschließend wurde der Amerikaner von der Euroleague zum wertvollsten Spieler des Spieltags gewählt. Am Sonntag gegen Berlin sorgte er mit 14 Punkten allein im dritten Viertel dafür, dass München bis zum 65:53 einen Vorsprung erspielen konnte, der sich 27,8 Sekunden vor der Schlusssirene nach einem Dreier von Giedraitis noch mal auf einen Zähler verringerte (82:81). Aber am Ende reichte es zu einem 83:81-Sieg für die Bayern, weil Williams wieder starke 26 Punkte sammelte.

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