Basketball:Müde Beine, leerer Kopf

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Immer einen Schritt schneller: Berlins Maodo (links) gegen Münchens Ognjen Jaramaz. (Foto: Ulrich Gamel/Kolbert-press/Imago)

Die Bayern-Basketballer verlieren auch das zweite Playoff-Finalspiel in eigener Halle gegen Berlin, weil sie in ihrem 82. Saisonspiel ausgelaugt wirken. Alba muss nicht einmal seine beste Leistung bringen - und kann mit einem Heimsieg am Freitag in der Hauptstadt deutscher Meister werden.

Von Sebastian Winter

Die Bayern-Basketballer wollten unbedingt eine Reaktion zeigen im zweiten Spiel der Playoff-Finalserie gegen Alba Berlin. Der letzte Eindruck aus Spiel eins am Freitagabend (73:86), als Alba die müde und abgekämpft wirkenden Münchner im letzten Viertel mit 25:11 vorgeführt und ein bisschen gedemütigt hatte, er sollte sich nicht im heimischen Audi Dome verfestigen. "Wenn du mental zur Stelle bist, werden deine Beine dir folgen", hatte Bayern-Sportdirektor Daniele Baiesi am Montag noch gesagt - ein Appell ans Team, auch die Gedanken noch einmal neu zu sortieren vor diesem so wichtigen zweiten Duell der Best of 5-Serie.

Die Spieler folgten den Worten von Baiesi dann für ein paar Minuten, sie rangen zunächst auf Augenhöhe mit Berlin vor 6500 Zuschauern, von denen die meisten weiße T-Shirts übergezogen hatten, die sie als Geschenk auf ihren Sitzlehnen vorgefunden hatten. Allerdings rangen die Münchner nur im ersten Viertel, am Ende mussten sie Berlins Überlegenheit dann doch wieder anerkennen. 58:71 (26:38) verloren sie gegen Alba, das nun am Freitag in der Hauptstadt bereits im dritten Spiel den Titel klarmachen kann. Ein sweep wäre das - und die nächste kleine Demütigung für die Bayern.

Lucic fehlt kurzfristig - ein herber Rückschlag für die Münchner

Die Vorzeichen vor ihrem Heimspiel waren dadurch, dass ihr Co-Kapitän Vladimir Lucic kurzfristig nicht mitmachen konnte, nicht günstiger geworden. Lucic ist einer ihrer großen Antreiber, eine Führungsfigur nicht nur durch seine physische Präsenz, sondern auch einer ihrer emotionalen Eckpfeiler.

Ohne den an den Adduktoren verletzten 32-jährigen Serben gerieten die Münchner, denen ohnehin die starken Werfer Darrun Hilliard und Corey Walden langzeitverletzt fehlen, schnell 2:7 in Rückstand, aber da kamen sie noch zurück. Shooting Guard Paul Zipser kam zum ersten Mal in den Playoffs aufs Feld, der Deutsche hatte nach seiner Hirn-Operation infolge eines Tumors ja monatelang pausieren müssen und kaum Spielzeit in dieser Saison gehabt.

Bei seinen ersten Aktionen brandete Jubel auf, in seinen gut drei Minuten Spielzeit gelang ihm noch eine wichtige Balleroberung unter dem gegnerischen Korb. 16:18 stand es nach dem ersten Viertel aus Bayern-Sicht - was ihnen Hoffnung machte. Eigentlich war es aber ein schmeichelhaftes Ergebnis, weil auch die Wurfquote auch von Berlin eher enttäuschend war.

Ein Deshaun Thomas in Normalform reicht nicht

Wenn man das Duell mit einer Wippe auf dem Spielplatz vergleicht, dann änderte sich deren Statik im zweiten Viertel komplett zugunsten Albas. Die Berliner waren nun diejenigen, die unten auf dem Boden saßen - die Münchner hingen in der Luft. Sie trafen ihre Würfe mehr schlecht als recht, kamen kaum an Offensivrebounds und hatten zu viele Ballverluste. Auch ihre Defense war unaufmerksam - genau das, was ihr Trainer Andrea Trinchieri verabscheut.

Berlin ging mit einer 38:26-Führung in die Halbzeit, im dritten Viertel manifestierte sich das Bild: 57:43. Das Bittere für die Bayern war, dass die Gäste auf all ihre Bemühungen eine Antwort hatten. Noch bitterer: Die Körpersprache der Münchner stimmte im zweiten und dritten Viertel nicht. Sie hatten, ähnlich wie zum Schluss in Berlin, weder frische Beine noch einen frischen Kopf.

Deshaun Thomas stemmt sich noch am ehesten gegen die drohende Abreibung, 13 Punkte gelangen Münchens Topscorer insgesamt - aber Berlins Maodo Lo und Jayleen Smith hielten da jeweils mit. Und ein Thomas in Normalform reicht längst nicht gegen die weitaus homogeneren Gäste. "Berlin hatte wieder mehr Energie, und der Rebound war wieder der Schlüssel", sagte Trinchieri so nüchtern wie zutreffend. Berlins Jaleen Smith beendete die Partie mit einem Dreier zum 71:58 - sein Klub darf nun schon ein wenig vom Titelhattrick träumen.

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