Basketball:Mit guten Schwingungen gegen die Außerirdischen

Basketball: Wie soll das gehen? Augustine Rubit (vorne) war beim Triumph gegen Belgrad mit 22 Punkten bester Bayern-Akteur, jetzt stehen drei Auswärtsspiele in fünf Tagen an.

Wie soll das gehen? Augustine Rubit (vorne) war beim Triumph gegen Belgrad mit 22 Punkten bester Bayern-Akteur, jetzt stehen drei Auswärtsspiele in fünf Tagen an.

(Foto: Philippe Ruiz/Imago)

Die Basketballer des FC Bayern ziehen vorzeitig in die Euroleague-Playoffs ein. Weil nun noch drei Auswärtsspiele in fünf Tagen anstehen, werden in der Bundesliga-Partie in Oldenburg die wichtigsten Profis geschont - prompt verlieren die Münchner hoch.

Von Ralf Tögel, München

Es war weit nach Mitternacht, als Andrea Trinchieri durch den schon recht leeren Vip-Bereich Richtung Ausgang schlenderte, ein Lächeln auf dem Gesicht. Knapp zwei Stunden zuvor hatte seine Mannschaft am Freitagabend gegen Roter Stern Belgrad die K.o.-Runde in der Euroleague gebucht, mit einem 82:57-Erfolg. Zwar könnten Belgrad wie auch Alba Berlin nach Siegen noch mit den Münchnern gleichziehen, weil aber der direkte Vergleich jeweils für die Bayern spricht, stehen diese vorzeitig in den Playoffs des wichtigsten europäischen Basketball-Wettbewerbs. Ein Gläschen Champagner, hatte Trinchieri nach dem Triumph angekündigt, werde er sich genehmigen. Ein vergleichsweise bescheidener Wunsch. Als seiner Mannschaft vor einem Jahr dasselbe Kunststück gelungen war, wollte der FCB-Trainer dies noch mit einem "Swimmingpool voll Rotwein" feiern.

Es dürften die besonderen Umstände sein, die den Wunsch des Italieners etwas demütiger ausfallen und die Leistung seiner Spieler noch größer erscheinen ließen. "Zum zweiten Mal hintereinander unter den besten acht Mannschaften Europas zu stehen, ist ein großartiger Erfolg für diese Organisation", erklärte Trinchieri, "und es ist komplett verdient."

Das durfte man als Anspielung auf den Bann der drei russischen Mannschaften aus Moskau, St. Petersburg und Kasan verstehen, die mit den Bayern lange um einen Platz in der K.o.-Runde konkurriert hatten, dann aber aus der Wertung genommen wurden. Ansonsten erinnerte Trinchieri lieber an all die Probleme, die seine Spieler in den vergangenen Wochen zu meistern hatten, an die beiden Corona-Wellen, die den verletzungsbedingt ohnehin ausgedünnten Kader in kurzer Folge zusätzlich geschüttelt hatten. "Wir konnten kein einziges Mal in der ganzen Saison mit voller Besetzung trainieren", sagte Trinchieri, er selbst war bis vor kurzem noch in Quarantäne gewesen. Dabei sei bis Anfang Februar alles rund gelaufen, erinnerte sich der Coach. Der Kader war breiter und tiefer besetzt als vergangene Saison, die Ergebnisse waren dementsprechend gut. Doch dann "haben uns Außerirdische alles genommen", wie Trinchieri anhaltendes Verletzungspech und wiederkehrende Corona-Durchbrüche umschreibt.

Rechtzeitig zum Showdown am Freitag kehrte das Gros der Spieler in den Kader zurück, die Frage war aber, welche Spuren das fehlende Training hinterlassen hat. Schon die Leistung bei der knappen 77:84-Niederlage in Mailand am vergangenen Dienstag hatte dem Coach eine Ahnung gegeben, dass es vielleicht doch noch klappen könnte. "Das Spiel hat uns gute Vibes gegeben", erzählte er. Die sollen nun in die kommende Woche transportiert werden.

In der Euroleague geht es jetzt um einen besseren Startplatz für die Playoffs

Dann nämlich stehen zum Abschluss der Hauptrunde drei Spiele innerhalb von fünf Tagen an, Montag bei Fenerbahce Istanbul, Mittwoch beim türkisch Stadtrivalen Efes und am Freitag bei Real Madrid. Abgebunden wird die Woche am Sonntag vom Gastspiel in der Bundesliga in Gießen. "Mit dem Playoff-Ticket in der Tasche werden wir auch das überstehen", sagt Trinchieri. Für die Münchner geht es in den drei Partien aber noch darum, vom achten Tabellenplatz etwas nach oben zu klettern, was einen vermeintlich schwächeren Viertelfinal-Gegner bedeuten würde.

Gleichwohl bleibt der Fokus auf dem nationalen Geschäft. Kapitän Nihad Djedovic hatte jüngst daran erinnert, dass in München nur eine Saison mit einem Titel eine gute sei. Weil der Pokal bereits an Berlin verloren ist, bleibt die Meisterschaft das primäre Ziel. Geschäftsführer Marko Pesic hat das sogar im Moment des Playoff-Triumphs angemahnt: "Zum zweiten Mal in den Euroleague-Playoffs zu sein, ist ein gutes Zeichen, gerade auch in Bezug auf die neue Halle", die dem Klub in Zukunft noch mehr Publikum bescheren soll. Ein Ziel habe man also erreicht, so Pesic, aber: "Die deutsche Meisterschaft bleibt im Fokus."

Basketball: In Oldenburg stand die Münchner Auswahl ohne ihre besten Spieler auf verlorenem Posten, hier wird Gavin Schilling (li.) von Reggie Lynch geblockt.

In Oldenburg stand die Münchner Auswahl ohne ihre besten Spieler auf verlorenem Posten, hier wird Gavin Schilling (li.) von Reggie Lynch geblockt.

(Foto: Erik Hillmer/Eibner/Imago)

Zu dieser Aussage mag das Spiel in Oldenburg vom Samstagabend auf den ersten Blick nicht so recht passen - zu dem die Münchner mit einer C-Auswahl angereist waren. Nicht weniger als zehn Spieler wurden geschont, alle ausländischen Profis und sogar der Trainer bekamen eine Auszeit vor der Reise nach Istanbul. Djedovic, Andreas Obst und Paul Zipser, alle drei lange verletzt oder krank, sollten derweil weiter Spielpraxis sammeln, ebenso wie die Ergänzungsspieler Gavin Schilling, Joshua Obiesie und Jason George. Was in Oldenburg vor allem Topscorer George mit 20 Punkten gelang, doch auch Obiesie (18) und Obst (15) überzeugten. Die Nachwuchskräfte Luis Wulff, Aleksa Vucetic und Mohamed Sillah feierten ihre Profi-Debüts.

Der Auftritt endete dennoch in einer krachenden 75:106-Niederlage, die Oldenburg wohl endgültig den Klassenerhalt bescherte - und bei den Abstiegskampf-Konkurrenten Gießen, Frankfurt, Braunschweig, Mitteldeutscher BC und Würzburg auf weniger Verständnis stoßen dürfte.

Aus Sicht der Münchner war die Entscheidung alternativlos, wie Pesic betonte: "Wir müssen die Gesundheit unserer Spieler in den nächsten Tagen schützen." Zumal die Saison in beiden Wettbewerben erst in die entscheidende Phase gehe. Überbelastungen verursachen Verletzungen, das sei eine einfache Rechnung, erklärte Sportdirektor Daniele Baiesi: "Unsere digitalen Messungen der Belastungen legen einfach nahe, was aus unserer Sicht Sinn macht, um die Gesundheit unserer Spieler zu bewahren." Für Trainer Trinchieri geht es schlichtweg darum, "die nächste Woche zu überleben".

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