Basketball-Meister Bamberg:Zu gut für den Rest der Republik

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Eine Klasse besser: Bambergs Casey Jacobsen

(Foto: AFP)

Die vierte Meisterschaft in Serie ist für Bambergs Basketballer ein besonderer Triumph. Nach einigen Problemen im Frühjahr hatten viele gar nicht mehr mit den Franken gerechnet. Doch die Qualität der Mannschaft ist nach wie vor riesig, das muss auch der FC Bayern anerkennen.

Von Jonas Beckenkamp

Die Gratulation kam pünktlich von oberster Stelle, es reichte ein simples Codewort. "Freak City" twitterte Deutschlands bester Basketballer Dirk Nowitzki am Sonntagabend. Der gebürtige Franke hatte natürlich verfolgt, was sich da in der Stadt der Sportverrückten zugetragen hatte.

Bamberg und seine Basketball-Community, das ist seit jeher eine enge Verbindung und natürlich herrschte an diesem Wochenende in Oberfranken wieder Ausnahmezustand. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass eine Mannschaft zum vierten Mal in Serie den Meistertitel gewinnt.

Die Brose Baskets feierten den Titel nach zwei nervenaufreibenden Stunden, als sei es ihr erster gewesen. Erst nach Verlängerung ging der Pokal durch ein 91:88 (74:74, 32:37) gegen die hingebungsvoll kämpfenden EWE Baskets Oldenburg erneut an den stärksten deutschen Basketballklub.

3:0 hieß es am Ende in einer Finalserie, die viel dramatischer verlief, als es das nackte Ergebnis aussagt. Es duellierten sich die wahrhaftig besten Teams der zu Ende gegangenen Saison und auch wenn die Oldenburger am Ende enttäuscht vom Parkett schlichen, dürfen sie sicher sein: Sie haben dem Serienmeister einen bemerkenswerten Fight geboten.

"Wenn uns jemand vor der Saison gesagt hätte, dass wir Vizemeister werden, hätten wir uns sehr gefreut, jetzt überwiegt leider der Frust", sagte Gäste-Trainer Sebastian Machowski. Seine Männer waren wie in jeder Partie dieser Serie nah dran an der Überraschung, doch kurz vor Ende der regulären Spielzeit gewährten sie durch eine Unachtsamkeit den Bambergern die Rettung in die Verlängerung.

Dort rackerte sich der alte und neue Champions zum Triumph. Vier Titelgewinne in Serie, das ist selbstredend eine Seltenheit, auch wenn es im deutschen Basketball noch dominantere Dauersieger gab. Vor Bamberg hatten in der Bundesliga bislang Alba Berlin (1997-2003) und Bayer 04 Leverkusen (1990-1996) vier oder mehr Meisterschaften hintereinander gefeiert. Vor Einführung der deutschen Eliteliga gelang dieses Kunststück zudem dem USC Heidelberg (1957-1962).

"Ich kann das noch gar nicht realisieren. Ich werde erst einmal zwei Tage brauchen", sagte Center Maik Zirbes nach dem Krimi gegen Oldenburg umringt von knallenden Korken und Konfettiregen. Der Nationalspieler hatte mit seinem Dunking 0,9 Sekunden vor der Schlusssirene die Gastgeber in die Overtime gebracht.

"Keiner hat an uns geglaubt"

Etwas schneller gelang die Aufarbeitung seinem Kollegen Casey Jacobsen, in dieser Saison des Umbruchs eine der wichtigsten Stützen im Team. "Thank you, Freak City", brüllte der Amerikaner in das Hallenmikrofon. Und Anton Gavel, der zum wertvollsten Spieler des Finals gewählt wurde, frohlockte: "Es fühlt sich an wie die erste Meisterschaft, keiner hat an uns geglaubt, die sogenannten Experten haben gesagt, wir hätten keine Chance."

Dass der Jubel in der höllisch lauten Arena so exzessiv ausfiel, lag auch daran, dass die Bamberger lange überhaupt nicht wie ein kommender Meister aufgetreten waren. Nach starkem Saisonstart (15 Siege, zwei Niederlagen) schlug sich der radikale Umbau in einigen Pleiten nieder - vor dieser Spielzeit hatten mit Tibor Pleiß, Marcus Slaughter, P. J. Tucker, Brian Roberts und Predrag Šuput gleich fünf etablierte Kräfte die Stadt verlassen. Die Neuen wie Zirbes, Sharrod Ford oder der einstige NBA-Profi Bostjan Nachbar taten sich schwer, ihre Form konstant abzurufen.

Eine selten dagewesene Krise im März wurde schließlich zur Zerreißprobe, als die Franken gleich acht Partien in Serie verloren, in der anstrengenden Zwischenrunde der Euroleague gelang dem Team von Coach Chris Fleming gleich gar kein Erfolg - in 16 quälenden Begegnungen! Als auch noch das Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern verloren ging, glaubte mancher an die frühzeitige Wachablösung.

Doch Bamberg wäre nicht Bamberg, wenn es keine Antwort auf den Negativlauf gegeben hätte. Als es richtig verzwickt wurde, packten die Akteure plötzlich wieder beherzt zu, warfen Bälle in den Korb und verteidigten, als ginge es um mehrere Fässer ungespundetes Kellerbier inklusive einer Mannschaftsladung Bratwürste im Weckla auf der Sandkerwa, dem alljährlichen Stadtfest. "Wer uns im März gesehen hat, hätte uns die Meisterschaft niemals zugetraut", sagte nun Fleming: "Die Jungs haben durch ihre Bereitschaft den Weg erst möglich gemacht. Wir haben uns diese Feier verdient."

Das Bewusstsein dieses Comebacks bildete in den Playoffs den Motor der Bamberger. Trotz der Schwächephase im Frühling kämpften sich die Baskets zum Hauptrundensieg, nach dem Viertelfinale gegen Außenseiter Phoenix Hagen (3:1) wurde der FC Bayern aus dem Rennen geworfen (3:2). Vor allem der Erfolg gegen den mit viel Geld hochgezüchteten Rivalen aus München schmeckte den Bambergern.

Denn auch im zweiten Anlauf nach dem Aufstieg gelang es den ambitionierten Münchnern nicht, das Vorbild im entscheidenden Moment zu besiegen. So blieb den Bayern-Basketballern am Ende nichts anderes übrig, als den großen Widersacher artig zu beglückwünschen - kurz vor Dirk Nowitzkis Huldigung überlieferte der Twitterdienst der Münchner die Botschaft: "Der @fcb_basketball gratuliert den @BroseBaskets zur Meisterschaft."

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