Süddeutsche Zeitung

Basketball in der NBA:Klay Thompson erzielt 60 Punkte in 29 Minuten

  • Klay Thompson von den Golden State Warriors spielt sich in der NBA in einen nie gesehenen Rausch.
  • Beim 142:106 über die Indiana Pacers erzielt er 60 Punkte in Rekordzeit - und wird dann ausgewechselt.
  • Auf Rekordjagd ist indes auch Russell Westbrook von den Oklahoma City Thunder.

Von Jonas Beckenkamp

Um zu verstehen, was der Basketballer Klay Thompson von den Golden State Warriors da in der vergangenen Nacht abgeliefert hat, hier ein Blick ins Regelwerk: In den USA dauert ein Basketballspiel 48 Minuten, gespielt werden vier Viertel à zwölf Minuten. Der beste Punktesammler der NBA, ein Mann namens Anthony Davis, kommt derzeit im Schnitt auf 31,6 Zähler pro Partie. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass kaum ein Profi über die volle Spielzeit auf dem Parkett steht.

Thompson hat nun beim 142:106 über die Indiana Pacers 60 Punkte erzielt - und er brauchte dazu gerade einmal 29 Minuten. Danach war für ihn Schluss. Er wurde ausgewechselt, zur Schonung. Während die Fans in der Halle in Oakland entzückt "Klay, Klay, Klay, Klay" plärrten, schwebte Thompson förmlich auf die Bank. Sein Auftritt wirkte wie der eines Partygastes, der mal kurz vorbeischaut, alles wegtrinkt, mit den schönsten Mädels schmust und dann in der Badewanne eine Zigarre raucht.

"Ich kann es kaum glauben. Meine Teamkollegen haben mich einfach in gute Positionen gebracht und ich habe die Würfe dann getroffen", sagte Thompson, der selbst perplex schien. 60 Punkte! So eine Ausbeute bringen die meisten Basketballer ihr ganzes Leben nicht zustande. Selbst Dirk Nowitzki nicht, der bekanntlich auch ab und zu mal ganz gut trifft (seine Bestmarke sind 53 Zähler). Tatsächlich hat kein NBA-Profi seit Einführung der Wurfuhr (1954) so schnell mehr Punkte auf dem Konto gehabt als Thompson, der Kerl mit den Feuerhänden.

Die Wurfuhr ist entscheidend, weil sie das Spiel nachhaltig beschleunigt - da die jeweils angreifende Mannschaft binnen 24 Sekunden mindestens einmal auf den Korb werfen muss, geht es im Basketball oft rasant hin und her. Thompson kam dieses Tempo entgegen, er hätte in dieser Form wohl auch mit Medizinbällen seine Dreier getroffen. Am Ende hatte er acht Distanzwürfe versenkt, seine Trefferquote war herausragend. Er verbrachte einen dieser Abende, an denen Basketballern der Korb so groß vorkommt wie ein Swimming Pool. "Wie bitte, Klay? Thompson erzielt 60 Punkte ... und es hätten noch mehr sein können", brachte es der Fernsehsender ESPN auf den Punkt.

100 Punkte in einem Spiel, dieser ewige Rekord von Wilt Chamberlain aus dem Jahr 1962 - sogar er schien zwischenzeitlich in Gefahr. "Ich kam mit ein paar einfachen Korblegern gut rein ins Spiel und ab da lief es einfach", erklärte Thompson, "ich brauche den Ball in den Händen, dann kann habe ich das beste Gefühl fürs Spiel und meine Würfe." Bereits zur Pause hatte der 26-Jährige 40 Punkte auf dem Konto. Er traf fast jeden Versuch, wobei man sich schon auch fragen darf, warum die Gäste aus Indiana ihn nicht vehementer am Körbewerfen hinderten.

Während bei den Warriors sonst meist Steph Curry und neuerdings auch Kevin Durant die Highlights produzieren, ist Thompson (neben Kollege Draymond Green) der dritte Schlüsselspieler im Team. Er gewann mit dem "Dream Team" in Rio Gold, er gilt als einer der besten Scharfschützen der Liga - jetzt ist er zudem der erste Warriors-Profi seit 1974, der auf 60 Punkte kam.

"An dieses Spiel werde ich mich für immer erinnern. Ich hoffe allerdings, ich kann das noch toppen", sagte er nach dem Rekord. Golden-State-Coach Steve Kerr, früher selbst ein herausragender Dreierschütze, stoppte die Punktejagd seines Dreierkönigs wegen des großen Vorsprungs und gönnte ihm im Abschlussviertel eine Erholungspause auf der Bank.

"Schade, vielleicht hätten wir das Spiel enger halten können", scherzte Thompson noch. Klar, dass er danach von seinem Team gefeiert wurde. Curry schlich sich während des TV-Interviews von hinten an und überschüttete den Mann des Abends mit einer Packung Eiswürfel - als Abkühlung für den heißgelaufenen Kollegen. Von Warriors-Eigentümer Joe Lacob gab es eine weiße Rose als Präsent. Es war eine dieser Geschichten, wie sie nur die Traumfabrik NBA hervorbringt.

Eine weitere spielte sich übrigens im Beisein des deutschen Nationalspielers Dennis Schröder ab: Der durfte beim 99:102 seiner Atlanta Hawks gegen die Oklahoma City Thunder mit ansehen, wie sein Gegenspieler Russell Westbrook sein sechstes "Triple Double" in Serie hinlegte: 32 Punkte, 13 Rebounds und zwölf Assists, also zweistellig in gleich drei Statistik-Kategorien. Sollte Westbrook auch in der kommenden Partie gegen Houston derart auftrumpfen, könnte er mit Michael Jordan gleichziehen, der einst sieben Triple Doubles hintereinander schaffte.

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