Süddeutsche Zeitung

Basketball:Im Klub der Hunderter

Beim 105:74-Erfolg gegen Göttingen punkten die Bayern-Basketballer zum ersten Mal in dieser Saison dreistellig. Trainer Andrea Trinchieri ist zufrieden - wenn da nicht der lange Ausfall von Power Forward Elias Harris wäre.

Von Sebastian Winter

Viele Kinder waren am Sonntagnachmittag in den Audi Dome gekommen, und die Basketballer des FC Bayern München, die gegen die BG Göttingen in der Bundesliga zum Familiennachmittag geladen hatten, nutzten die Chance, beim diesmal sehr jungen Publikum für sich zu werben. Als es Mitte des dritten Viertels 69:52 für sie stand, schwappte La Ola durchs mit 6500 Zuschauern ausverkaufte Rund; als die Schlusssirene lärmte, leuchtete dann ein 105:74-Sieg der Münchner auf dem Videowürfel.

Im ersten Viertel hatten sich die Bayern noch schwer getan, 23:22 führten sie danach nur, aber je länger das Spiel dauerte, desto mehr setzten sie sich ab. "Wir waren effizient in der Offensive, sehr stabil, es war ein guter Tag", sagte Münchens Trainer Andrea Trinchieri.

Am Samstag noch hatten die Bayern keine so guten Nachrichten verkündet, sondern die nächste Hiobsbotschaft. Sie müssen "ein, zwei Monate", wie Trinchieri am Sonntag bestätigte, auf Power Forward Elias Harris verzichten, der sich in der eigentlich durch den 91:84-Erfolg so positiv nachhallenden Euroleague-Partie gegen Bologna am Freitagabend bei einem unglücklichen Zusammenprall am rechten Fuß verletzt hatte. Harris war noch in der Nacht und auch am Samstag untersucht worden, unter anderem die Sehnenplatte an der Fußsohle ist laut Trinchieri in Mitleidenschaft gezogen.

Es ist der nächste Ausfall nach Kapitän Vladimir Lucic und Dreierexperte Andreas Obst, die den Münchnern jeweils wegen Bänderrissen im Ellbogen fehlen; außerdem pausierte Othello Hunter, den zuletzt eine Augeninfektion plagte, gegen Göttingen. Point Guard Zan Mark Sisko hat seit Anfang November aus privaten Gründen nicht mehr für die Bayern gespielt.

Winterzugang D.J. Seeley überzeugt erneut mit 13 Punkten

Dafür aber war D.J. Seeley gegen Göttingen wie schon gegen Bologna Teil des Teams. Der 33-jährige Kalifornier war von den Bayern erst Mitte Januar wegen der vielen Verletzten nachverpflichtet worden, er kam vom französischen Erstligisten Gravelines-Dunkerque. Gegen Bologna erzielte Seeley nun sieben Punkte, sogar der Coach der Italiener, Sergio Scariolo, lobte ihn nach der Euroleague-Partie fast überschwänglich: "Bayern hat einen tollen Move gemacht, D.J. Seeley dazuzuholen. Er ist ein exzellenter, erfahrener Spieler, der sehr wichtig in speziellen Momenten war."

Auch gegen Göttingen spielte Seeley herausragend, warf in den ersten sechs Minuten sieben Punkte, insgesamt gelangen ihm 13 Zähler. Er zeigte, dass er schon jetzt ein Gewinn für die Münchner ist - und vor allem auch ein Teamplayer, der andere in Szene setzt, wie seine vier Assists beweisen. Ohnehin harmonierte die Mannschaft gegen Göttingen, das in der Tabelle als Sechster nicht viel schlechter dasteht als die drittplatzierten Münchner. Cassius Winston gelangen 16 Punkte, Corey Walden 14, Ognjen Jaramaz 12, Isaac Bonga 11 und Augustine Rubit 10. Trinchieri hob nach dem Spiel insbesondere Bonga und Niklas Wimberg hervor: "Niklas ist manchmal zu nett. Er hatte mich schon gebeten, ihn auszuwechseln, weil er müde war. Ich sagte: ,Auf keinen Fall.' Und dann machte er zwei Assists, zwei Blocks und einen Dreier."

Eine Premiere feierten die zuletzt eher müden Bayern am Sonntag auch noch: Zum ersten Mal in dieser Saison punkteten sie dreistellig - wettbewerbsübergreifend wohlgemerkt. Das dürfte ihnen Hoffnung machen für die spanische Woche, mit Euroleague-Spielen in Valencia (Dienstag) und Barcelona (Donnerstag) sowie dem Bundesliga-Spitzenspiel am Sonntag gegen Bonn.

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