Basketball:Horror für Hoeneß

Brose Bamberg - FC Bayern München

Überflügelt: Nihad Djedovic (li.) muss zuschauen, wie Bambergs Patrick Heckmann zum Korb zieht.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der designierte Wieder-Präsident des FC Bayern muss miterleben, wie seine Basketballer bei Meister Bamberg chancenlos mit 59:90 untergehen.

Von Matthias Schmid, Bamberg

Als die Vorführung in doppelter Hinsicht beendet war, verzog Uli Hoeneß keine Miene. Fast gleichmütig nahm er das Ergebnis hin, das für den alten und wohl neuen Präsidenten des FC Bayern ziemlich ernüchternd ausgefallen war, es war eine Lehrstunde, die er mit ansehen musste. Seine Mannschaft verlor das Spitzenspiel beim deutschen Meister Brose Bamberg am Sonntagabend überraschend deutlich mit 90:59 (29:43) und musste die erste Saisonniederlage in der Basketball-Bundesliga hinnehmen. Bamberg führt damit weiter ungeschlagen die Tabelle an.

"Der Sieg geht auch in dieser Höhe in Ordnung", findet Danilo Barthel

"Wir haben heute nicht das gezeigt, was wir können. Bamberg hat uns komplett den Schneid abgekauft. Der Sieg geht auch in dieser Höhe in Ordnung", gratulierte Danilo Barthel. "Für uns war es ein tolles Spiel, wir haben es sehr genossen", sagte Fabien Causeur, der mit 17 Punkten der beste Werfer der Gastgeber war.

Die ersten Punkte an diesem Abend machte Nihad Djedovic für die Münchner, es sollte die einzige Führung der Gäste bleiben. Schon in den Anfangsminuten zeigte sich, dass die Bamberger nach dem mühsam erkämpften Sieg in der Verlängerung in der Euroleague gegen Mailand am Donnerstag genügend Tage zur Erholung hatten, sie verteidigten intensiv und lästig und gönnten den unter der Woche spielfreien Bayern keine leichten Würfe.

Vor allem dominierte der deutsche Meister den eigenen Korb, die Flughoheit war zunächst entscheidend dafür, dass sich die Bamberger einen Vorsprung erspielen konnten. 10:5 blinkte es nach fünf Minuten an der Anzeigetafel. Und die Bayern? Wirkten seltsam ermattet im ersten Viertel, fast so, als hätten sie nach Bamberg joggen müssen. Fast sieben Minuten blieben sie ohne Zähler, weil ihnen gegen die Bamberger Zonenverteidigung nicht viel eingefallen war, erst Nationalspieler Maximilian Kleber konnte auf 7:15 (9.) verkürzen. Nach den ersten zehn Minuten führte Bamberg 20:11.

Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts traten die Münchner dann etwas selbstbewusster auf, entschlossener, auch Bayern jüngster Zugang Nick Johnson trat erstmals in Erscheinung, der NBA erprobte Spielmacher war wenige Sekunden davor eingewechselt worden und machte in der Bundesliga per Freiwurf seinen ersten Punkt. Mit ihm auf dem Parkett lief es zunächst etwas besser, auf vier Punkte kamen die Münchner heran (16:20). Hoeneß ging in dieser Phase noch davon aus, dass die Partie das erwartet enge Aufeinandertreffen der beiden führenden deutschen Mannschaften werden würde.

"An der Grenze des Erlaubten"

Andrea Trincheri nahm also eine Auszeit, und der Bamberger Cheftrainer musste die richtigen Worte gefunden haben. Denn anschließend verteidigte seine Mannschaft wieder sehr viel energischer und traf vor allem von jenseits der 6,75 Meter entfernten Dreipunktelinie. Am auffälligsten tat sich da der Franzose Fabien Causeur hervor, der vor der Pause drei seiner fünf Distanzversuche verwandelte und 14 Zähler sammelte. Bayerns Trainer Sasa Djordjevic musste mitansehen, wie die Bamberger davoneilten, nach dem zweiten Viertel führten sie mit 16 Punkten, mit 43:27. "Wir spielen viel zu zaghaft", wunderte sich Hoeneß zur Pause.

Und es sollte aus seiner Sicht danach nicht besser werden, sogar noch deprimierender. Die Bamberger spielten weiter mit viel Herz und Leidenschaft, sie dominierten die Partie in allen Facetten und brauchten keinen "Extra-Motivationsschub", wie Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer geglaubt hatte, nachdem sein Bayern-Pendant, Marko Pesic, vor der Partie die Defensivarbeit der Bamberger als "an der Grenze des Erlaubten" eingestuft hatte.

Dass die Partie so einseitig verlaufen sollte, hatte Marko Pesic am wenigsten erwartet, doch für die neu formierte Münchner Mannschaft kam das Spiel gegen frischere und eingespieltere Bamberger doch etwas zu früh, der FC Bayern ist noch nicht so gefestigt, wie seine Ergebnisse vermuten ließen. Vor dem Schlussabschnitt führte Bamberg mit 66:45. Und während Trinchieri die Partie weiter so aufgeregt und unruhig verfolgte, als läge seine Mannschaft in Rückstand, stand Djordjevic mit verschränkten Armen an der Seitenlinie und sah stoisch bei der Niederlage zu, die er nicht mehr verhindern konnte.

Die beiden Trainer kennen sich noch aus gemeinsamen Tagen in Italien. Djordjevic begann seine Karriere als Basketballlehrer bei Armani Mailand, dem Heimatklub von Trinchieri. Doch der Italiener hatte den Klub schon verlassen, als der Serbe dort seinen Dienst antrat. Als Kontrahenten standen sie sich in der Saison 2011/2012 zweimal gegenüber, die Spiele endeten jeweils mit einem Heimerfolg ihrer Mannschaften. So wie auch diesmal, Bamberg siegte mit 31 Punkten Vorsprung und Djordjevic gratulierte Trinchieri.

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