Basketball:Hoeneß sendet Botschaft an den FC Bayern

Uli Hoeneß

Uli Hoeneß: Offene Zukunft beim FC Bayern

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Im ersten TV-Auftritt nach der Haft bekennt sich Uli Hoeneß zum Basketball. Aufhorchen lässt das Interview jedoch den ganzen Verein.

Von Joachim Mölter und Ralf Tögel

Ursprünglich hatte sich Uli Hoeneß nach seiner vorzeitigen Entlassung aus der Haft wegen Steuerhinterziehung Zeit für seine Familie nehmen und erst im Sommer verkünden wollen, was er künftig zu tun gedenke, vor allem, ob er in eine Position beim FC Bayern München zurückstrebe. Doch der ehemalige Manager und spätere Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters hat es dann nur rund eine Woche ausgehalten, ehe er sich vor eine Fernsehkamera setzte und seine erste Botschaft aussandte - bezeichnenderweise in einer Gesprächsrunde mit Basketball-Fachleuten, die am Donnerstagabend auf den Internetportalen des Spartensenders www.telekombasketball.de ausgestrahlt wurde.

Dort also sagte der 64-Jährige: "Wenn ich mich entscheide, mich im November als Präsident zur Wahl zu stellen, werde ich selbstverständlich Basketball wieder so pushen, wie es für den deutschen Basketball nicht das Schlechteste wäre."

Das war nur ein Satz, aber der ist sehr wohl gehört worden, in verschiedenen Kreisen: in der Basketball-Bundesliga (BBL), bei den FC-Bayern-Basketballern, natürlich auch im Hauptverein. Und der Satz lässt sich sehr wohl so interpretieren, dass Hoeneß durchaus die Absicht hat, die Geschäfte beim mitgliederstärksten Verein der Welt wieder an sich zu reißen.

Der Name Hoeneß lockt die Sponsoren

Das würde die Verantwortlichen der FC-Bayern-Basketballer sicher freuen, die sind neben den Fußballern erklärtermaßen seine Lieblinge. Hoeneß hatte die bis zum Jahr 2011 in der Bedeutungslosigkeit versunkene Abteilung wiederbelebt und den Aufstieg zu einem formidablen Profibetrieb angeschoben. Doch seit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 2014 stagniert das Projekt, was viele dem Fehlen des Patrons zuschreiben.

Die Verantwortlichen der Basketballer fürchten, vom potenten Konkurrenten aus Bamberg abgehängt zu werden, sie hätten gern mehr Geld zur Verfügung. Nun hat Hoeneß zwar bekräftigt, dass kein Cent von den Fußballern zu den Basketballern fließt: "Basketball muss sich selbstständig entwickeln." Aber er hat bis zu seinem zwangsweisen Ausscheiden aus allen seinen Klub-Ämtern viel Geld akquiriert; es war vor allem seinem Wort zu verdanken, dass Sponsoren in den neuen Zweig investierten.

Botschaft auch an den Hauptverein

Dass das nun wieder so kommen könnte, sieht die Basketball-Konkurrenz mit gemischten Gefühlen: Einerseits würde ein Engagement des wohl immer noch bekanntesten deutschen Sportfunktionärs verbunden mit der Marke FC Bayern München sicher für weitere Aufmerksamkeit sorgen; andererseits fürchten einige aber auch, dann dauerhaft von den Münchnern überflügelt zu werden.

Bei aller Liebe zu den Basketballern, nach denen er sich laut Trainer Svetislav Pesic immer erkundige, ist jedoch auch der Hauptverein als Adressat der Botschaft zu verstehen. Der aktuelle Präsident Karl Hopfner hat immer betont, einer Rückkehr von Hoeneß nicht im Wege zu stehen. Sollte es tatsächlich so kommen, dass Hoeneß sich im November zur turnusgemäßen Wahl stellt, wird es vermutlich zu größeren personellen Veränderungen in der Führungsspitze des Klubs kommen. Gut möglich, dass sich Hopfner dann zurückzieht, dass auch der Vizepräsidentenposten von Rudolf Schels neu besetzt werden muss, der derzeit die Basketballer verantwortet.

Nimmt Hoeneß die Gespräche wieder auf?

Hoeneß deutete bei seinem ersten TV-Auftritt nach der Haftentlassung jedenfalls an, dass er einige Entscheidungen bei den Basketballern wohl anders getroffen hätte. Damit spielte er wahrscheinlich auch auf die Debatte um die Multifunktionshalle im Olympiapark an. Hopfner und Schels stiegen kürzlich aus den Verhandlungen mit dem vorgesehenen Hallenbetreiber aus, dem österreichischen Getränkekonzern Red Bull.

Denkbar ist, dass Hoeneß die Gespräche wieder aufnimmt, er hat oft durchblicken lassen, dass er den Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz schätze. Hoeneß' Signal vom Donnerstag lässt jedenfalls viel Platz für Spekulationen.

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