Süddeutsche Zeitung

Basketball:Hastige Abschlüsse

Die Basketballer des FC Bayern verlieren 70:77 gegen Tel Aviv und müssen in der Euroleague einen kleinen Rückschlag hinnehmen.

Von Matthias Schmid

Serge Gnabry bekam am Donnerstagabend in einer kurzen Pause im ersten Viertel ein Geschenk überreicht, ein Basketballtrikot, unterschrieben von allen Basketballern des FC Bayern. Der Fußballer erhielt es als kleine Anerkennung: Ein paar Tage zuvor hatte er einen neuen Dreijahresvertrag bis 2023 signiert, er wird also noch viele Möglichkeiten bekommen, die Kollegen Basketballer im Audi-Dome besuchen zu können. Ab sofort angemessen gekleidet.

Das Jersey blieb allerdings das einzige Geschenk an diesem Abend, ansonsten mussten Gnabry und die übrigen Zuschauer eine bittere Niederlage erleben: Die Münchner verloren gegen Maccabi Tel Aviv mit 70:77 (31:33). "Es waren zwei, drei Spielzüge, die so ein Spiel entscheiden", sagte Bayern-Spielmacher Maodo Lo danach. Beide Mannschaften weisen nun die gleiche Bilanz von zwölf Siegen und 13 Niederlagen auf.

Es war von Beginn an ein lebhaftes, ein intensives und körperbetontes Spiel, es ging um viel, um Platz acht in der Tabelle, der zur Teilnahme an der Meisterrunde berechtigt - was bisher keiner deutscher Mannschaft vergönnt geblieben ist. Die Bayern wollen unbedingt Basketball-Geschichte schreiben und die Ersten sein, denen dies gelingt.

Für Tel Aviv ist die Meisterrunde dagegen Alltagsgeschäft: Die Israelis haben sich die Euroleague-Trophäe schon dreimal in die Vitrine stellen dürfen. Nach einem missratenen Saisonstart haben sie zuletzt zueinander gefunden, großen Anteil daran hat der neue Trainer Ioannis Sfairopoulos, der ihnen wieder nahebringen konnte, dass Basketballspiele vornehmlich über die Defensive gewonnen werden. Sieben ihrer vergangenen zehn Spiele in der höchsten europäischen Klasse haben sie für sich entschieden. Und auch in München begannen sie stark, sie waren wacher, raffinierter und wuchtiger als die Bayern. Nachdem sie den Münchnern den Ball hatten klauen konnten, führten sie durch einen Schnellangriff 14:9. Bayern-Trainer Dejan Radonjic rief seine Spieler zu einer Auszeit zusammen, ihm gefiel der Auftritt seiner Profis nicht, vor allem im Angriff erlaubten sie sich immer wieder einen hastigen Abschluss. Dass die Gäste nicht enteilen konnten, lag auch an ihrer Schwäche von draußen, im ersten Viertel verfehlten sie alle ihre sieben Versuche von jenseits der 6,75 Meter entfernten Linie.

Symptomatisch dafür stand Scottie Wilbekin bei Tel Aviv, dieser begnadete Basketballer, ein Artist am Ball, der in der vergangenen Saison noch mit Darussafaka Istanbul in München 41 Punkte sammelte und fast allein dafür sorgte, dass sich die Türken im Halbfinale des Eurocups gegen die Bayern durchsetzten und am Ende auch den Wettbewerb für sich entschieden. Ob es doch an der neuen Korbanlage lag, die die Münchner seinetwegen ausgetauscht hatten? Der amerikanische Spielmacher haderte besonders mit seinem Wurf, die Bälle wollten anfangs nicht durch den Korb fallen; egal, was er auch versuchte, er traf nicht. Null Punkte zunächst, aber dafür verteilte er vier Korbvorlagen. Tel Aviv ist allerdings auch mehr als Wilbekin, sie haben auch andere großartige Basketballer, Deandre Kane, Angelo Coloiaro oder Tarik Black zum Beispiel. Nach dem ersten Viertel führte Maccabi 18:17.

Und die Bayern? Fanden langsam einen Zugang in die Partie. Vor allem Kapitän Danilo Barthel punktete, auch von draußen. Er und seine Teamkollegen vermochten es nun auch besser, sich unter den Körben gewinnbringend einzubringen. Einen weiteren Dreier verwandelte Maodo Lo zur 22:20-Führung. Das Spiel war gänzlich ausgeglichen, beide Mannschaften begegneten sich auf Augenhöhe. Die Frage war nun, ob die Spieler von Tel Aviv ihre Würfe von draußen finden würden. Das gelang zunehmend besser: Den Anfang machte Michael Roll zur 25:22-Führung. Auch Wilbekin traf nun, zunächst per Floater in Korbnähe, dann von außen zum 30:26, im sechsten Versuch wohlgemerkt. Wie sehr der 25-Jährige diesen Moment herbeisehnte, konnte man daran erkennen, dass er die Faust ballte, er war angespannt. Aber seine Lässigkeit, seine Leichtigkeit kehrten langsam zurück, nach der 33:31-Pausenführung war Wilbekin mit einem weiteren Dreier daran beteiligte, dass Tel Aviv den Vorsprung vergrößern konnte. Mit zwölf Punkten führten sie in der 28. Minute, 54:42. Sie verwandelten in dieser Phase nicht nur ihre Würfe, sondern zwangen die Münchner mit einer harten und gleichzeitig fantasievollen Verteidigung immer wieder zu schwierigen Würfen, die diese dann verfehlten. Nur gelegentlich konnte der FC Bayern seine Stärken ausspielen, nach einem feinen Zuspiel von Barthel stopfte Derrick Williams per Alley-oop den Ball einhändig durch den Korb - solche Höhepunkte waren aber rar. Mit einem 47:58-Rückstand begann für München das Schlussviertel.

In den ersten Minuten sah es noch danach aus, als könnte die Mannschaft dem Spiel eine irre Wendung geben, bis auf zwei Punkte (63:65) waren sie noch einmal herankommen, als Williams, der 17 Punkte sammelte, zwei Freiwürfe verwandelte. Aber die erfahrenen Gäste ließen sich nicht sonderlich davon beeindrucken. Allen voran Scottie Wilbekin, der als Bester auf insgesamt 19 Punkte kam und entscheidend mithalf, dass sein Team schließlich mit 77:70 gewann.

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SZ vom 08.03.2019
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