Basketball:Gut gekracht

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"Daran haben wir das ganze Jahr gearbeitet": Erol Ersek (links) hat bei seinem Debüt in der ersten Mannschaft des FC Bayern im Spielaufbau überzeugt. (Foto: Roland Sippel/imago images/Eibner)

Für das Pro-B-Team des FC Bayern ist die Saison nach dem Aus in den Playoffs vorbei. Die Verantwortlichen sind sehr zufrieden mit dem Abschneiden.

Von Fabian Dilger, München

Es ist das Brot-und-Butter-Geschäft einer zweiten Mannschaft, besonders wenn der Verein FC Bayern München heißt: Spieler ausbilden, entwickeln, an die Erste heranführen. Insofern ist Andreas Wagner am Sonntagabend vor dem Fernseher das Herz aufgegangen. Wagner, Trainer der zweiten Mannschaft in der zweiten Liga ProB, verfolgte im TV die Erstligapartie gegen Göttingen. Weil eine ganze Anzahl an die Profis ihre Kräfte für die Euroleague-Partie in Mailand schonten, standen auf dem Parkett einige Wagner-Spieler, die es richtig krachen ließen: Jason George, Matej Rudan und vor allem Erol Ersek. Der Österreicher, sonst Kapitän der Zweiten, erzielte in seinem ersten Bundesligaspiel beachtliche 17 Punkte und hatte keinen einzigen Fehlwurf. Nicht nur das beeindruckte den Trainer. "Allein wie er gestern die Mannschaft und souverän den Spielaufbau geführt hat - daran haben wir das ganze Jahr gearbeitet."

Ersek ist ein gutes Beispiel für das gesamte Farmteam. Dem Kapitän hatte Wagner vor der Saison signalisiert: Ich erwarte viel von dir, ich gebe die Mannschaft in deine Hände. Und Ersek und seine Mitspieler lieferten konstant ab. "Wir haben viele Spieler ins kalte Wasser geworfen. Wir wussten nicht, wo wir stehen. Unser oberstes Ziel ist, dass wir in der Liga bleiben müssen", lautete die Ausgangslage für Wagners Team vor der Spielzeit. Dass es am Ende zwei Playoff-Runden waren, "dass die Spieler sich so wahnsinnig gut entwickelt haben - das war schon sensationell", sagt Wagner. Ein Punkt, der half: Das Team blieb fast die ganze Saison über von Corona-Fällen verschont, kein Spieler wurde positiv getestet, erst ganz zum Schluss erwischte es Wagner selbst und drei Mitarbeiter. "Andere Mannschaften waren vier Mal in Quarantäne. Wir haben eigentlich gut durchtrainieren können." Die Belohnung waren der sechste Platz in der Tabelle und die Playoffs, die zwar mit einer 68:80-Niederlage gegen Hanau endeten, in der Gesamtschau aber schon Bonus waren.

Trainer Wagner hat noch keinen neuen Vertrag. Er wirkt zufrieden in München

"Sehr viele Leute haben nicht erwartet, dass wir so gut spielen werden. Wir hatten das jüngste Team der Liga, aber die Jungen haben sich sehr gut geschlagen", sagt Ersek. Höhepunkt dieser Entwicklung war das Spiel gegen den VfL Bochum in der zweiten Playoff-Runde: Die Bochumer hatten in der regulären Saison nur drei Niederlagen kassiert, der FCB-Nachwuchs überpowerte den VfL aber mit 88:86. "Wir haben über 40 Minuten das Niveau gehalten. Eines der besten ProB-Spiele, die hier je gespielt wurden", lautet das Urteil des Coaches. Mit 41 Punkten lieferte Ersek bei diesem Sieg auch eine Karrierebestleistung ab.

Erseks Entwicklung ist in der ProB damit ausgereizt. Bis zum Saisonende wird er nun im Erstligakader dabei sein, danach werde man schauen, wie es weitergeht, sagt der 22-Jährige: "Ich werde auf jeden Fall höher spielen als ProB. Das ist schon mein Ziel." Lange zusammenspielen können Nachwuchsmannschaften selten. "Das ist der Kreislauf", weiß Wagner. Im Idealfall führt der Weg in die erste Mannschaft, doch beim FC Bayern ist der Schritt zu den Profis besonders groß. Einige Talente aus dem derzeitigen ProB-Kader werden bleiben, Genaueres sei schwer zu sagen, erklärt Wagner. Er selbst, der seit drei Jahren wieder in München trainiert, hat für die nächste Saison noch kein Arbeitspapier. "Die nächsten Wochen wird man sich zusammensetzen und schauen." Zufrieden ist der 44-Jährige schon bei seinem Heimatverein, das hört man. "Ich habe ja auch bewusst diesen Schritt hierhergemacht." Außerhalb der bayerischen Hauptstadt würde der ehemalige Erstliga-Coach eher nicht in der ProB trainieren: "Hier in München ist es was anderes, super Spieler, tolles Niveau." Könnte also gut sein, dass Wagner nächste Saison den Kreislauf von neuem anstößt. Mit neuen Spielern und vielleicht auch wieder Zuschauern.

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