Basketball:München gewinnt das bayerische Zitter-Derby

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Musste sich heftiger Gegenwehr durch Würzburgs Zac Seljaas (re.) erwehren: Münchens Weltmeister Andreas Obst. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Gerade nochmal gut gegangen: Bayern Münchens Basketballer schlagen Würzburg, obwohl sie fast die gesamte Spielzeit über einem Rückstand hinterherlaufen. Shabazz Napier gelingt 15 Sekunden vor Schluss der entscheidende Korbleger.

Von Sebastian Winter

Noch am Freitag hatte Nick Weiler-Babb, der sich gerade in starker Frühform befindet, unten in den verwinkelten Katakomben des SAP Gardens eine Warnung ausgesprochen: „Sie spielen superschnell hoch und runter, nehmen viele Würfe. Wir wollen den Ton früh setzen.“ Weiler-Babb meinte nicht etwa das europäische Spitzenteam Olympiakos Piräus, dieses hatten die Münchner ja gerade mit einem beeindruckenden 84:80-Euroleague-Erfolg vom Parkett geschickt. Der 28-Jährige lobte vielmehr die Würzburg Baskets, zwei Tage später schon der nächste Gegner der Bayern-Basketballer in der Liga. Die Warnung war durchaus berechtigt, denn die Partie endete am Sonntagnachmittag äußerst knapp mit 70:69 (28:33) für München.

Den Ton setzten auch gleich die Unterfranken, die in der Tabelle vor dem bayerischen Derby immerhin auf Position vier rangierten, während der deutsche Meister und Pokalsieger nur auf Rang neun lag. Mit einer 18:10-Führung starten die Würzburger gegen die anfangs schläfrigen Bayern, bei denen Oscar da Silva gleich mal drei Dreier vergab und zügig ausgewechselt wurde, in die Partie. Yam Madar, Devin Booker und Carsen Edwards, der am Ende mit 14 Punkten seine eindrückliche Form unterstrich, verkürzten den Rückstand der Münchner mit ihren Punkten wieder.

In der Zwei-Minuten-Pause vor dem zweiten Viertel fand ein charmanter Herr an diesem bunten Nachmittag noch die Zeit, seiner Angebeteten auf dem Spielfeld einen im ausverkauften BMW Park von Jubel begleiteten Heiratsantrag zu machen. Interessant war am Sonntag aber auch aus sportlicher Sicht genau diese Frage: Wie harmonisch läuft es bereits im Team von Trainer Gordon Herbert, wie sehr stimmt die Chemie? Es muss ja nicht gleich ein Heiratsantrag unter Spielern her, als Ausdruck eines funktionierenden Gefüges. Aber Herbert hatte am Freitag in jenem Moment, in dem die Münchner ihre makellose Euroleague-Heimbilanz auf nunmehr drei Siege ausbauten, durchaus Selbstkritik geübt. Seine Mannschaft stecke nach wie vor „im Findungsprozess. Wir haben noch keine wirkliche Team-Identität“, hatte Herbert betont. Und: Man solle ihn an Weihnachten nochmal fragen, wie er den Entwicklungsprozess dann sehe.

Gegen Würzburg wurde wieder einmal offensichtlich, wie berechtigt Weiler-Babbs Warnungen und Herberts Kritik waren. In die Halbzeitpause gingen die Münchner mit einem 28:33-Rückstand, vieles war ihnen auch im zweiten Viertel entglitten. Auffällig ist, dass sie in der Bundesliga noch überhaupt keine Konstanz gefunden haben, der Spagat zwischen Euroleague und Alltag in der BBL setzt ihnen augenscheinlich zu. Sie verloren gegen Ludwigsburg, um ein Haar gegen Hamburg, nach dem glorreichen 109:107-Euroleague-Sieg gegen Paris verschusselten sie das Spiel beim Mitteldeutschen BC. Allesamt Gegner, die den Bayern normalerweise längst nicht das Wasser reichen können.

Würzburg war vielleicht noch der stärkste dieser Widersacher. Im dritten Viertel boten die Gäste, bei denen Mike Lewis II., Mike Davis Jr. und Jhivvan Jackson zweistellig punkteten, den überspielt wirkenden Bayern weiter Paroli, 53:49 führten die Franken an dessen Ende. Bis dann im letzten Viertel Carsen Edwards sechs Minuten vor Schluss zum 57:57 ausglich – und Shabazz Napier das Zitterspiel mit einem Korbleger 15 Sekunden vor Schluss beendete.

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