Basketball: FC Bayern - Würzburg:Erste Liga, wir kommen!

Uli Hoeneß misst sich mit einem Riesen, selbst Louis van Gaal klatscht, Basketball-Trainer Dirk Bauermann zeigt sich hingegen demütig: Beim hochspannenden 82:75 gegen Würzburg beweist der FC Bayern seine Erstligatauglichkeit.

Jonas Beckenkamp

Die ulkigste Begegnung trug sich nach dem Spiel im Kabinengang zu. Dort traf der Wurst- und Fußballfachmann Uli Hoeneß auf den 2,02 Meter großen Basketball-Koloss Darius Hall des FC Bayern. "Hey, how are you?" rief der Bayern-Präsident und klatschte mit seiner Hand die riesigen Pranken des Bayern-Riesen ab. So ungleich die beiden in ihrer Erscheinung auch sind, sie hatten ihren Spaß.

FC Bayern Muenchen v UBC Hannover Tigers - 2. Basketball Bundesliga

Emotional aufgeladen: Bayern-Trainer Dirk Bauermann gegen Würzburg.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"It was crazy, the crowd went bananas," sagte der 120-Kilo-Mann Hall beeindruckt und er erzählte dabei nicht etwa von seinem Lieblingsobst, sondern von der Begeisterungsfähigkeit jener 12.200 laut jolenden Basketballfans, die das 82:75 gegen den ärgsten Verfolger Würzburg Baskets gesehen haben. Die Olympiahalle war ausverkauft - noch nie hatte in München ein Basketballspiel vor einer derartigen Kulisse stattgefunden. Und das will einiges heißen, schließlich ist München der Ort, an dem Deutschland 1993 im Finale gegen Russland den EM-Titel gewann und Spielmacher Kai Nürnberger noch recht uncool mit T-Shirt unter seinem Trikot auflief.

Seitdem ist viel passiert, so heißt beispielsweise der Kai Nürnberger des heutigen Nationalteams Steffen Hamann, dessen hauptberufliche Rolle die des Aufbauspielers beim Zweitligisten FC Bayern ist. "Noch-Zweitligist" muss es eigentlich heißen, denn das Münchner Basketball-Projekt wird am Ende der Saison zum Aufstieg in die BBL führen, so viel ist nach dem Sieg gegen Würzburg sicher.

"Das Spiel war erstligatauglich, eine tolle Werbung für den Basketball", schwärmte Hamann deshalb, der sein Team in der zweiten Halbzeit mit einigen wichtigen Körben durch eine schwierige Phase getragen hatte. "Absolute Erstligaqualität, ohne Wenn und Aber," bescheinigte auch der vom vielen Schreien gezeichnete Trainer Dirk Bauermann der Partie, die für den Tabellenführer so etwas wie der letzte Gradmesser für das Gelingen des ambitionierten Aufstiegsvorhabens sein sollte.

Die Vorfreude auf die einmalige Basketballsause war Präsident Hoeneß schon vor dem ersten Sprungball anzumerken: Er tigerte händeschüttelnd im VIP-Bereich umher, sprach in jedes ihm hingehaltene Mikrofon und posierte lächelnd für Fotos - auch mit Würzburger Fans. Er schien den Auftritt vor der Rekordkulisse auch als Testlauf dafür zu betrachten, ob Basketball in München auf großer Bühne funktioniert.

Sogar die Fußballer waren gekommen. Bastian Schweinsteiger (nebst Freundin), Philipp Lahm, Thomas Müller und Mario Gomez saßen auf der Tribüne, ganz vorne in der ersten Reihe thronte Trainer Louis van Gaal mit seiner Frau Truus. "Das war der endgültige Beweis, dass dieses Projekt hier in München wunderbar gelingen kann," sagte Hoeneß.

Der FC Bayern hatte einen guten Start erwischt: Als Darius Hall, der problemlos als eine Art bayerischer Shaquille O'Neal durchgeht, mit einem krachenden Dunking das 16:6 erzielte, wurde es erstmals richtig laut in der Olympiahalle. Nach dem ersten Viertel stand es 31:14, weil Jonathan Wallace allein drei Dreier versenkt hatte und die Würzburger kein Mittel gegen das variable Spiel der Münchner fanden. Immerhin konnte das Team von Trainer Marcel Schröder das zweite Viertel etwas ausgeglichener gestalten, ein paar Körbe des 27-jährigen australischen Aufbauspielers Lee Jeka ließen den Abstand zur Halbzeit (45:28) zumindest nicht größer werden.

"Dass Bayern so stark losgelegte, lag auch daran, dass wir viel zu passiv in der Defensive waren. Wir waren vom Gegner beeindruckt und der hat uns eiskalt bestraft," analysierte Schröder später. Hall eröffnete die zweite Halbzeit zwar mit seinem nächsten Monsterdunk, doch so langsam deutete sich an, warum die Würzburger die einzige Mannschaft sind, gegen die Bayern in dieser Saison bisher verloren hatte - und es entwickelte sich ein Schlagabtausch, der dem Rahmenspektakel in der bebenden Halle in nichts nachstand.

Bauermann, der Fußball-Fan

Jeka traf nun, wie er wollte - er hätte in dieser Phase wohl auch vom Parkplatz aus in den Korb werfen können. Es stand 56:51, dann 68:67 - aus dem lässigen Münchner Schaulaufen war ein richtiges Basketballspektakel geworden.

In der Halle herrschte dank der 2000 wilden Würzburg-Fans ("Zieht den Bayern die Lederhosen aus") zeitweise ein solcher Lärm, dass sich die Veranstaltung eher nach griechischem Derby anfühlte, als nach zweiter deutscher Liga. Es war der Moment, als allen Anwesenden klar wurde: Wenn in München Basketball unter diesen Bedingungen stattfindet, ist alles möglich, auch die Bundesliga.

"Basketball lebt von solchen Phasen, es geht hin und her, das kann man nicht vermeiden," erklärte Bauermann. Der Partie hatte er mit einem Wechsel in der Abwehr die entscheidende Wendung gegeben: Er beorderte fünf Minuten vor Schluss Ersatz-Aufbau Bastian Doreth zum Sonderbewacher für Jeka, woraufhin den das Wurfglück verließ.

Unter der Regie Hamanns, dem insgesamt 16 Punkte gelangen, und dank 22 Zählern von Wallace behielten die Bayern ihren knappen Vorsprung schließlich bis zur Schlusssirene, da stand es 82:75. Trainer Bauermann blieb demütig: "Zuerst einmal ein Glückwunsch an die Würzburger, euer Team und eure Fans waren hervorragend. Was hier heute los war, ist großartig."

"Wir sind sehr glücklich, aber auch sehr erschöpft. Unser Ziel ist weiterhin der Aufstieg und die Meisterschaft in der zweiten Liga - noch sind es ein paar Spiele, aber das hier war eine einmalige Sache", fuhr Bauermann fort und outete sich sogar als Fußballfan: "Toll, dass auch van Gaal und die Bayern-Spieler da waren. Am Mittwoch werden wir ihnen gegen Inter die Daumen drücken."

Darüber hätte sich sicher auch Hoeneß gefreut, doch der plauderte weiterhin auf Englisch mit Darius Hall.

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