Basketball-Euroleague Top16:Bayern siegen auf der Zielgeraden

FC Bayern München - Partizan Belgrad

Euroleague Zwischenrunde: Malcolm Delaney (links) und Chevon Troutman von München und ein Spieler von Belgrad kämpfen um den Ball.

(Foto: dpa)

Ein verblüffendes Ergebnis: Lange haben die Basketballer vom FC Bayern Schwierigkeiten gegen Partizan Belgrad. Doch am Ende der zähen Partie zeigen sie das schönere Spiel - und siegen im Showdown 71:65.

Von Jonas Beckenkamp

Ob München nun schon eine richtige Basketball-Stadt ist, die den Sport mit der orangefarbenen Kugel genauso feiert wie den Fußball, gilt es noch herauszufinden. Fest steht aber: Es bieten sich reichlich Gelegenheiten zum gegenseitigen Kennenlernen. Seit einigen Monaten ackert sich der FC Bayern durch die Euroleague - einen Wettbewerb, der bereits vor dem Viertelfinale so viele Spiele umfasst, dass selbst geneigte Beobachter leicht den Überblick verlieren.

In der Top16, einer Art Zwischenrunde, bestreiten die Männer von Trainer Svetislav Pesic insgesamt 14 Partien. Der Auftakt dieses Marathons glückte in der Vorwoche mit einem überraschenden Sieg in Kaunas. So sollte es weitergehen.

Begünstigt werden die Münchner Ambitionen vom Spielplan, der dem FCB zum Start der Achtergruppe angenehme Widersacher beschert: Diesmal präsentierte sich in Partizan Belgrad eine Mannschaft in der Rudi-Sedlmayer-Halle, gegen die sich die Bayern trotz aller Lobeshymnen Pesics ("sie spielen den besten Teambasketball Europas") durchaus Chancen ausrechneten.

Den besseren Basketball zeigte dann nach langer Unterlegenheit am Ende der FCB, der sich dank deutlicher Steigerung im letzten Abschnitt den Sieg erkämpfte. Als die Schlusssirene ertönte, wies das Scoreboard einen 71:65(34:42)-Erfolg aus. Es war ein Ergebnis, das verblüffte, denn die Bayern hatten lange Schwierigkeiten gehabt. "Ich habe meiner Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass sie ohne Defensive das Spiel nicht gewinnen kann", sagte Trainer Svetislav Pesic. "Die Spieler haben es zum Glück verstanden. Unsere verbesserte Verteidigung war am Ende entscheidend."

Den ersten Hingucker der Veranstaltung lieferten die Fans der Serben: Sie bevölkerten lautstark gleich zwei Blocks der nicht ganz vollen Arena. Als fleißigster Vorkämpfer trat auf dem Parkett zunächst Deon Thompson in Erscheinung. Bayerns Power Forward sammelte flinke sieben Punkte, was seinem Team eine knappe Führung bescherte. Weil die Münchner aber beim Rebound und vor allem bei Distanzwürfen schlampten, hielt der Vorsprung nicht lange: 17:20 stand es zum Schluss des ersten Viertels.

Bayern agierte in der Offensive ungewohnt statisch, oft tickte die Uhr lange herunter, ehe ein Geschoss aus der Not den Korb verfehlte. Anders die Gäste: Angeführt vom Regisseur Bogdan Bodganovic nutzte Partizan die bayerische Behäbigkeit zu einfachen Treffern und behielt die Kontrolle. Überhaupt, Bogdanovic: Was dieser milchgesichtige 21-Jährige an Finesse, Übersicht und Wurfsicherheit vorführte, war erstaunlich - kein Wunder, dass die NBA-Scouts ihn längst im Büchlein stehen haben. Der Halbzeitstand von 34:42 war dank 16 Zählern auch sein Werk.

Für die Münchner gestaltete sich die Partie auch im weiteren Verlauf zäh. Neben Bogdanovic entwickelte sich Belgrads Amerikaner Tarence Kinsey zum zweiten Bayern-Ärgernis: Der 29-Jährige erzielte Punkt um Punkt, während auf der Gegenseite Einzelaktionen im Nichts verliefen. Dass Pesic mit seiner Lobeshymne auf den serbischen Teamsport Recht hatte, erschloss sich nun auch Zweiflern. Vorne kreiselte bei Partizan der Ball, hinten wirkte die Verteidigung wie eine wuchtige Wand. Dass es nach drei Vierteln nur 52:56 stand, lag einzig an zwei wilden Dreiern von Heiko Schaffartzik und Malcolm Delaney.

Die Bayern hatten sich damit endlich in die Partie hineingekämpft. Sie hielten das Ergebnis knapp, und als Delaney erst per Distanzwurf zum 59:59 ausglich und schließlich die Führung erzielte, wackelten die Wände. Es war eine Willensleistung der Pesic-Männer, sie waren so lange hinterhergerannt und entwickelten erst zu diesem Zeitpunkt den nötigen Biss in der Defensive - der führte dazu, dass selbst Bogdanovic nun daneben warf. Die Partie trudelte endgültig auf einen großen Showdown zu. Lucca Staiger verwandelte seinen insgesamt dritten Dreier, die Bayern lagen dank eisenharter Abwehrarbeit 64:62 vorne, und dann traf wieder einmal Thompson (15 Punkte), der stärkste Münchner dieses erstaunlich wechselhaften Abends. Beim Stand von 68:65 feuerte Schaffartzik (neun Zähler) ebenfalls seinen dritten Dreier durch die Reuse, was diesem wundersamen Spiel die Krone aufsetzte. Die Bayern hatten Partizan den Sieg quasi auf der Zielgeraden geklaut.

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