Basketball:Euroleague plant radikale Reform

Bayern München - Chimki Moskau

Euroleague im Oktober: Bayern München vs. Chimki Moskau

(Foto: Andreas Gebert/dpa)
  • Als Antwort auf die Pläne des Basketball-Weltverbandes Fiba legt die Euroleague ein eigenes Format vor.
  • Das neue Format mit 30 Gruppenspielen ist auch bei den deutschen Klubs Berlin, Bamberg und München umstritten.
  • Der Basketball-Bundesliga könnte so eine Verkleinerung auf 16 Mannschaften drohen.

Von Matthias Schmid und Ralf Tögel

Wenn man Jordi Bertomeu Glauben schenken möchte, dann hat sich gerade Historisches im europäischen Basketball ereignet. "Das ist ohne Zweifel seit der Gründung die bedeutendste Entscheidung in der Geschichte der Euroleague", ließ der Präsident der Euroleague Basketball fast schon zu pathetisch verlauten, Hintergrund seiner Freude war ein Treffen der elf Vereine mit garantiertem Startrecht in der europäischen Königsklasse in Barcelona, die sich mit der Euroleague auf einen neuen Modus geeinigt haben.

Dieses Modell sieht von der kommenden Saison an eine Reduzierung der bisher 24 Vereinsmannschaften auf 16 Teams vor, sowie eine Ausweitung der Vorrunde auf 30 Spiele pro Klub. Ein Zehnjahresvertrag mit dem Sportvermarkter IMG soll das Ganze auch nach außenhin erstrahlen lassen. Neben den gesetzten elf Vereinen werden drei weitere Startplätze per Wildcard an nationale Meister vergeben, einen erhält der Eurocup-Gewinner, der letzte Teilnehmer wird in einem Qualifikationsturnier mit acht Mannschaften ermittelt. Für die Basketball-Bundesliga (BBL), die in den vergangenen Jahren stets mit zwei Teams (Meister und ein Wild-Card-Inhaber) dabei waren, werden die Teilnahmekriterien deutlich verschärft.

Zwar gehen die deutschen Vertreter davon aus, dass am attraktivsten kontinentalen Wettbewerb auch weiterhin der BBL-Champion teilnehmen darf, doch noch ist nicht einmal klar, ob die Pläne in dieser Form umgesetzt werden. Das neue Format der Euroleague ist die Antwort auf einen Vorstoß des Weltverbandes Fiba, der um die acht wichtigsten europäischen Vereinsmannschaften geworben hatte, um mit einer Champions League, ähnlich der im Fußball oder Handball, ein eigenes Format zu installieren. Die Reaktion der Euroleague muss der Fiba wie eine böse Provokation vorkommen. "15 Heimspiele gegen europäische Spitzenteams sind erst mal interessant", findet Marko Pesic jedenfalls, doch der Sportdirektor des FC Bayern München erinnert daran, dass die geplanten 30 zusätzlichen Spiele, die allein die Vorrunde für die Klubs bedeuten würden, schwer in den BBL-Kalender zu integrieren wären.

Pesic ist keineswegs von dieser Entwicklung überrascht, sieht auch andere "kompetitive Ligen wie Spanien, Italien oder die Türkei", die wie die BBL über ein großes Starterfeld verfügen, vor erheblichen Schwierigkeiten: "Das würde auf Kosten der Spieler gehen." Weiter verschärft wird das Problem in der Saison 2017/18, wenn die Fiba für die Nationalteams während der Saison zwei zusätzliche Zeitfenster für internationale Wettbewerbe eingeräumt hat. In der jetzigen Form wäre das in der Bundesliga "nicht durchzuführen", glaubt Pesic.

Eine ähnliche Haltung hat Marco Baldi, der Sportdirektor des aktuellen BBL-Tabellenführers Alba Berlin, er sieht den Euroleague-Vorstoß vielmehr als Beginn eines "Kräftemessens zwischen Euroleague und Fiba". Im Mittelpunkt des Interesses stehen die acht wichtigsten europäischen Vereine: Wer sich das Mitwirken von Panathinaikos Athen, Olympiakos Piräus, Barcelona , Madrid, Efes sowie Fenerbahce Istanbul, ZSKA Moskau und Tel Aviv sichern kann, hat auch die besseren Argumente - es geht natürlich um Geld und Einfluss. Mit eben diesen Klubs hatte daher auch die Fiba verhandelt, um ihren eigenen Wett- bewerb zu installieren.

Zwei Mal Istanbul

Elf Klubs fest in der reformierten Euroleague

Panathinaikos Athen (Griechenland)

FC Barcelona Lassa (Spanien)

Anadolu Efes Istanbul (Türkei)

Fenerbahce Istanbul (Türkei)

Laboral Kutxa Vitoria (Spanien)

Real Madrid (Spanien)

EA7 Emporio Armani Mailand (Italien)

ZSKA Moskau (Russland)

Olympiakos Piräus (Griechenland)

Maccabi Tel Aviv (Israel)

Zalgiris Kaunas (Litauen)

Das übergeordnete Ziel von Euroleague-Chef Bertomeu ist dagegen eine eigene europäische Liga, wie er offen einräumt, für die besonders Israel, Russland oder Griechenland Sympathien hegen - Länder in denen einzelne Klubs seit Jahren weitgehend konkurrenzlos die Liga beherrschen. Sie sehnen sich deshalb nach mehr Wettbewerb, nach größerer Aufmerksamkeit, weil sich damit mehr Geld verdienen lässt.

Ob die Fiba oder die Euroleague am Ende in der Gunst der Vereine vorne liegt? Für die Klubs ist es eine angenehme Situation, wie Andrei Watutin, Präsident von ZSKA Moskau bestätigte: "Das Beste was uns passieren kann, ist wenn Fiba und Euroleague um uns konkurrieren." Bartomeu glaubt indes, dass er mit der Einigung von Barcelona Fakten geschaffen hat. Die Euroleague hat sich ein enges Zeitfenster gesetzt, in den nächsten vier Wochen will sie nach SZ-Informationen die letzten notwendigen Details klären.

Kleinere Vereine denken nicht daran, sich selbst abzuschaffen

Alba-Sportdirektor Baldi hält dagegen noch nichts für entschieden: "Das wird jetzt ein heftiger Wettbewerb." Denn wenn die Reform umgesetzt wird, hätte sie in jedem Fall Auswirkungen auf die BBL. Alternative Spielpläne wurden in den BBL-Gremien schon diskutiert, auch äußern die Großklubs Bamberg, Berlin und München immer wieder Sympathie für eine Verkleinerung der BBL von 18 auf 16 Teams. Kommt die neue Euroleague, sagt Bambergs-Manager Rolf Beyer, "wäre es aber ein notwendiger Schritt, die Liga zu verkleinern". Allerdings sind die Erfolgsaussichten gering, die BBL ist basisdemokratisch geführt, jeder Klub hat eine Stimme, es ist also nur schwer vorstellbar, dass sich die kleineren Vereine selbst abschaffen. Rolf Bayer sagt: "Es bleibt so und so spannend."

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