Basketball-Euroleague:Große Ziele an der Tagesbar

Der FC Bayern München wartet noch auf den ersten Auswärtssieg in der Euroleague. Nächste Gelegenheit: beim Tabellenletzten in Valencia.

Von Ralf Tögel

Irgendwann sollte man mal ein Auswärtsspiel gewinnen, ja, schon, findet auch Paul Zipser. Der 25-Jährige sitzt sehr entspannt in der sogenannten Tagesbar eines bekannten Münchner Modehauses, Platinpartner der FC-Bayern-Basketballer, und erzählt ein bisschen von seinem Alltag. Momentan geht es ihm gut, er ist schmerzfrei, was für den 2,03 Meter großen Athleten keine Selbstverständlichkeit ist: Von seinem zweijährigen Engagement beim NBA-Klub Chicago Bulls brachte er eine Verletzung mit, die ihn eine halbe Saison lahmlegte.

Weil Zipser dennoch einer der besten Basketball-Profis hierzulande ist, spielt er inzwischen auch wieder für den besten Verein, den die Republik zu bieten hat. Und weil dessen Ambitionen wiederum stetig steigen, wirkt sich das auf die Belastung der Spieler aus. Neben dem Alltag in der Basketball-Bundesliga (BBL) will der deutsche Meister in dieser Saison erstmals in die K.-o.-Runde der Euroleague, der höchsten Spielklasse in Europa. Das bedeutet anstrengenderweise einen zweiten, parallel laufenden Ligabetrieb, mit Gegnern, deren Qualität die der Bundesliga weit übertreffen. Fünf Spiele stehen wettbewerbsübergreifend allein in den kommenden zehn Tagen an, da darf man sich schon mal nach dem Zustand von Muskeln, Sehnen und Gelenken der Profis erkundigen.

17.10.2019, Basketball Euroleague, FCB Baskeball vs ASVEL Lyon-Villeurbanne, Audi Dome Muenchen, Basketball, im Bild: T

"In der Euroleague kann jeder jeden schlagen", sagt Maodo Lo.

(Foto: Philippe Ruiz/imago)

Am Freitagabend gastiert der FC Bayern bei Valencia Basket (21 Uhr), der spanische Erstligist hat sich mit dem Gewinn des zweitklassigen Eurocups in der vergangenen Saison für die höchste kontinentale Liga qualifiziert. Derzeit aber läuft es bei den Spaniern nicht rund, in der heimischen Liga ACB dümpelt der Vorjahresvierte auf dem 13. Platz. Noch schlimmer stellt sich die Situation international dar, da ist Valencia als 18. der Tabellenletzte; das Team hat nur eine von sieben Partien gewonnen. Die Münchner Bilanz sieht mit 3:4 deutlich besser aus, die Partie ist also eine gute Gelegenheit, den ersten Auswärtssieg einzufahren. Findet auch Zipser: "Es ist ganz wichtig, seine Heimspiele zu gewinnen, dann ist man schon mal gut dabei. Aber ein paar Auswärtsspiele sollte man in der Euroleague schon auch für sich entscheiden." Zipser reist jedenfalls mit dem Vorsatz in die Stadt an der spanischen Südostküste, dort damit anzufangen.

Sein Teamkollege Maodo Lo gibt freilich zu bedenken, dass man der momentanen Tabellenkonstellation nicht viel Bedeutung beimessen sollte: "In der Euroleague kann jeder jeden schlagen." Besonders der Heimvorteil schlage zu Buche, der Münchner Spielmacher erinnert sich an hitzige Spiele vor einer aufgeladenen Kulisse in Valencia. Von einem Pflichtsieg könne also keine Rede sein, allerdings schätzt auch der 26-Jährige die Chancen als, nun ja, intakt ein: "Ich habe schon die Erwartung, dass wir dort gewinnen." Das darf man dem deutschen Meister zutrauen, denn im Kreis der kontinentalen Elite kommt es eher selten vor, dass die Bayern nominell deutlich besser besetzt sind. Einen wie Greg Monroe, den aus der NBA geholten Center, hat Valencia jedenfalls nicht. Gleichwohl spielen bei den Spaniern zahlreiche Nationalspieler und Euroleague-erfahrene Akteure, sie haben genug Talent, wie sie beim 81:72-Erfolg im jüngsten Heimspiel gegen Asvel Villeurbanne bewiesen haben.

FC-Bayern-Bilanz in der Euroleague

FC Bayern - Olimpia Mailand 78:64

ZSKA Moskau - FC Bayern 79:68

FC Bayern - Villeurbanne 104:63

FC Bayern - Khimki Moskau 74:87

FC Bayern - Real Madrid 95:86

Baskonia Vitoria-Gasteiz - FC Bayern 93:60

Fenerbahce Istanbul - FC Bayern 90:82

Der deutsche Meister ist gewarnt, wie Münchens Berufsmahner Dejan Radonjic bestätigt. Der Meistertrainer hofft wenigstens auf die Rückkehr des angeschlagenen Nihad Djedovic ins Team, ein wichtiger Faktor im Spiel der Münchner, "vorne wie hinten". Für den französischen Nationalcenter Mathias Lessort werde es am Freitag noch nicht reichen, so Radonjic, er habe zwar wie Djedovic mittrainiert, aber "ohne Kontakt" zu den Mitspielern. Lessort soll den Kader in den kommenden Woche wieder verstärken, wovon Josh Huestis und T.J. Bray noch weit entfernt sind. "Der Spielplan ist sehr hart und anstrengend", stöhnt Münchens Trainer noch, eine Chance zum ersten Auswärtssieg in der Euroleague sieht aber auch er: "Valencia ist ein sehr erfahrenes Team, aber ein Sieg ist möglich."

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