Basketball Euroleague:Funkelndes Barça, glanzlose Bamberger

Einem furchtlosen Beginn folgt das Desaster in der zweiten Halbzeit: Bambergs Basketballer verlieren in der Euroleague gegen Barcelona mit 66:86. Vor allem im Mann-zu-Mann-Vergleich können die Baskets gegen die Spanier nichts ausrichten.

Andreas Burkert

Basketball: Brose Baskets - FC Barcelona

Der Bamberger Bostjan Nachbar (re.) versucht, gegen Ante Tomic vom FC Barcelona zum Erfolg zu kommen.

(Foto: dpa)

Latavious Williams trägt den Künstlernamen "Hubschrauber" wegen seiner Sprunggewalt, und als der Amerikaner den Ball fünf Minuten vor Schluss weit über Ringniveau annahm und durchs Netz rammte, lärmten die knapp 7000 Bamberger ein letztes Mal wie Düsenjets. Williams hatte gegen den FC Barcelona das 60:72 erzielt aus Sicht der Brose Baskets, die sich lange achtbar hielten und im letzten Viertel doch spektakulär chancenlos waren gegen den Titelfavoriten: Staunend erlebte das Publikum des deutschen Basketballmeisters, wie die Gäste bis zur Sirene mit der Präzision von Schweizer Uhren ihre Angriffe durchliefen und am eigenen Brett unnachgiebig verteidigten.

86:66 (47:42) gewann Spaniens Champion und bleibt damit in der Euroleague auch nach sechs Spielen unbesiegt, während die etwas unter Wert geschlagenen Baskets (2:4 Siege) in ihrer schweren Gruppe Außenseiter bleiben. Der Termin gegen Barcelona, nur drei Tage vor dem BBL-Schlager gegen den FC Bayern (Sonntag, 13.15 Uhr), war natürlich in erster Linie als Festtag im Kalender markiert gewesen. Die Baskets haben zwar voriges Jahr den damaligen Titelverteidiger Panathinaikos Athen bezwungen und beinahe auch Mitfavorit ZSKA Moskau. Doch ihre Punkte für die zuletzt zweimal verpassten Top16 müssen sie gegen die direkte Konkurrenz um den vierten Platz ihres Sechser-Pools holen, der noch zum Aufstieg in die nächste Runde berechtigt.

Gegen das große Barça, das dreimal in den zurückliegenden vier Jahren im Final Four vertreten war, lieferten die Bamberger bis zur Pause eine respektable Leistung. Sie begannen die Partie diesmal ohne Furcht, ganz anders als beim Auftakt in den Wettbewerb in Barcelona. Damals war das Spiel schon nach dem ersten Viertel verloren gewesen, das Endresultat (60:72) beschönigte eine sehr schwache Vorstellung. Diesmal eröffnete Spielmacher Teddy Gipson (12 Punkte), der erstmals auf diesem Niveau spielt, mit zwei mutigen Dreiern zum 6:3. Die Gastgeber waren gleich drin im Spiel, Anton Gavels Dreier brachte erneut die Führung (17:15/8.) und bedeutete dem Gast: Er musste ans Limit gehen.

Barça versuchte von Beginn an, seine Längenvorteile auszuspielen. Die Maße ihrer Garde ist imposant, vor allem für Kroatiens Nationalcenter Ante Tomic (2,17 m) dürfte in keinem Möbelhaus ein Bett zu finden sein. Bambergs junge Nationalspieler Maik Zirbes und Philipp Neumann hielten sich ordentlich und sorgten zunächst sogar für ein Übergewicht bei den Rebounds; auch die Acht-Wochen-Verpflichtung Williams mischte wuchtig mit bei den Luftkämpfen in der Zone. Und doch führte, trotz stolzen 42 Zählern bis zum Wechsel, der Gegner. Denn die Katalanen zogen gegen die Zonendeckung immer wieder ein beeindruckendes Positionsspiel auf, meistens fanden sie einen freien Mann.

Es war Linkshänder Gipson, der dennoch mit seinem Ausgleich zum 49:49 (24.) erstmals Gedanken an eine Überraschung heraufbeschwor. Aber fortan funkelte die Klasse der fürstlich entlohnten Individualisten Barças. Im Duell eins gegen eins zeigte Bamberg jetzt Ermüdungserscheinungen; nicht nur Spaniens National-Kapitän Juan Carlos Navarro (13 Punkte) und der bullige Forward Pete Mickeal (17) trafen hochprozentig für Barcelona, das mit einem 15:2-Lauf auf 64:51 (28.) davonzog. Bambergs Slowene Bostjan Nachbar, der 17 seiner 18 Punkte vor der Pause erzielt hatte, wurde müde und erhielt zu wenig Unterstützung. "In der zweiten Halbzeit war die Luft raus, während Barça einfach nicht nachließ", sagte Baskets-Coach Chris Fleming.

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