Basketball-Euroleague:Einladung in die Beletage

13.01.2021, EuroLeague,FCB Basketball vs Zenith St Petersburg, Audi Dome Muenchen, im Bild: Wade Baldwin (FCB Basketbal

Vorbei an St. Petersburg: Wade Baldwin (links) sorgte mit seinen 17 Punkten maßgeblich dafür, dass der FC Bayern in der Euroleague-Tabelle das Team von Zenit überholt hat.

(Foto: Philippe Ruiz/Imago)

Mit dem Sieg über St. Petersburg macht der FC Bayern einen kleinen Schritt hin zu den Playoffs. Aber nicht nur deswegen nähern sich die Münchner einem dauerhaften Spitzenplatz.

Von Joachim Mölter

Dort, wo früher die treuesten Anhänger der FC-Bayern-Basketballer trommelten und trampelten und brüllten, tigerte am Mittwochabend nur der Klub-Geschäftsführer Marko Pesic unruhig und einsam herum: auf den Stehplätzen der Südtribüne, zwischen all den Pappfiguren, mit denen die Fans jetzt zumindest symbolisch ihre Anwesenheit in der Münchner Arena dokumentieren. Pesic hielt es nicht mehr auf seinem Sitz in der Hallenecke, so spannend, so umkämpft, so aufregend war das Euroleague-Duell seiner Mannschaft mit Zenit St. Petersburg.

Inmitten seiner Pappkameraden jubelte Pesic, als der wieder überragende Spielmacher Wade Baldwin mit den letzten beiden seiner insgesamt 17 Punkte das 80:77 erzielte. Er ballte die Fäuste, als auf der Gegenseite Billy Barons Wurf zum möglichen Ausgleich danebenging. Er riss die Arme in die Luft und applaudierte, als wenig später die Schlusssirene trötete und den 82:80 (32:40)-Erfolg seines Teams besiegelte.

Von einem "schmierigen, schwierigen, harten Spiel", sprach nachher der FC-Bayern-Trainer Andrea Trinchieri. "Meine Spieler dürfen sich freuen", erlaubte der sonst so strenge Italiener, "sie haben gegen eine starke Mannschaft gewonnen, die schon acht Auswärtssiege geholt hat." Da die Münchner den neunten Erfolg ihrer Gäste verhindert haben, sind sie nun Tabellenvierter mit 12:7 Siegen; St. Petersburg ist Fünfter mit 11:6, allerdings auch noch mit zwei Partien in Verzug, die wegen diverser Corona-Fälle verlegt werden mussten.

Bis zum Saisonende will der FC Bayern über einen Einstieg entscheiden

Für die Basketballer des FC Bayern war dieser Sieg ein weiterer kleiner Schritt hin zu den Playoffs der besten Acht - einen weitaus größeren in Richtung europäische Spitze hatten sie bereits am Nachmittag zurückgelegt: Da hatte sie der Euroleague-Chef Jordi Bertomeu offiziell eingeladen, seinem Unternehmen als Anteilseigner beizutreten. Damit verbunden ist ein garantierter Startplatz im wichtigsten Wettbewerb des Kontinents samt langfristiger Planungssicherheit. Derzeit nehmen die Münchner dank einer befristeten Wildcard teil, die ihnen 2018 ausgestellt wurde; steigen sie als Gesellschafter ein, könnten sie von der Saison 2021/22 an dauerhaft mitmachen. Bertomeu und FC-Bayern-Präsident Herbert Hainer bekräftigten am Mittwoch, dass eine Entscheidung über den Einstieg bis zum Saisonende fallen soll, Ende Mai, Anfang Juni.

Aktuell agieren elf Klubs als Mitbesitzer der Euroleague: das am Freitagabend zum nächsten Spitzenspiel in München gastierende Real Madrid, der FC Barcelona, Baskonia Vitoria-Gasteiz, Anadolu Efes und Fenerbahce Istanbul, Panathinaikos Athen, Olympiakos Piräus, Maccabi Tel Aviv, Zalgiris Kaunas, Olimpia Armani Mailand sowie Titelverteidiger ZSKA Moskau. Sie alle besitzen ein fixes Startrecht und laden sich wechselnde Gäste ein, um das Teilnehmerfeld von derzeit 18 Teams zu komplettieren. Eine sportliche Qualifikation über nationale Wettbewerbe wird dabei kaum noch verlangt.

In den elitären Kreis der sogenannten A-Lizenz-Inhaber möchte der FC Bayern durchaus gern aufgenommen werden, Geschäftsführer Pesic betreibt dieses Projekt jedenfalls schon seit längerem. Dass im Münchner Olympiapark gerade eine neue, moderne Arena gebaut wird, in welche die Basketballer als Untermieter einziehen werden, ist dabei unbestritten förderlich.

"Das ist ja fast wie eine Ehe", findet Klubchef Hainer: "Da will man schon wissen, was der Partner erwartet"

Am Mittwoch besprach Bertomeu nun die Konditionen im Detail mit Hainer; der berichtete danach, dass noch Fragen zu klären seien. Eine Einstiegsbedingung ist beispielsweise, dass sich der FC Bayern für mindestens zehn Jahre verpflichtet. "Das ist ja fast wie eine Ehe. Da will man schon wissen, was der Partner erwartet", erklärte Hainer. Angesichts absehbarer Folgekosten gebiete es die Sorgfaltspflicht, das Angebot genau zu überdenken. Wie viel genau der ganze Spaß kosten könnte, teilten die Beteiligten nicht mit.

Sorgen, dass der Handel noch platzt, verbreitet indes keine der beiden Seiten. FC-Bayern-Präsident Hainer und sein Vorgänger Uli Hoeneß hatten erst in der vorigen Woche in einer Podcast-Aufnahme des Klubs bekräftigt, auch die Basketballer in Europas Beletage etablieren zu wollen, so wie die Fußballer eben auch. Und die Euroleague öffnet ihre Türen gern für den namhaften Mitspieler. "Der FC Bayern bedeutet uns viel", versicherte Bertomeu, "er ist eine weltweit bekannte Marke."

Der Spanier geht jedenfalls davon aus, "am Ende der Saison dreizehn Klubs als Anteilseigner zu haben". Außer den FC Bayern umwirbt seine Liga ja noch den französischen Klub Asvel Lyon-Villeurbanne des ehemaligen NBA-Profis Tony Parker. Mit Alba Berlin "sind wir auch in Gesprächen, was die Zukunft anbelangt", ließ Bertomeu zwar ebenfalls wissen. Doch der deutsche Meister und Pokalsieger, der momentan mittels einer Wildcard mitwirkt, muss sich noch gedulden, was eine Dauerkarte angeht.

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