Basketball-Euroleague:Dämpfer in Barcelona

Die Bayern-Basketballer unterliegen 83:73 beim spanischen Pokalsieger FC Barcelona. Der deutsche Meister agiert unter den Körben zu zaghaft und zahlt erneut Lehrgeld in der Euroleague.

Von Ralf Tögel, Barcelona/München

Natürlich stand das nackte Ergebnis im Vordergrund, jene vier Zahlen, die den FC Barcelona als Sieger der dritten Runde der Euroleague-Saison auswiesen: Mit 83:73 gewann der spanische Pokalsieger am Donnerstag gegen den FC Bayern München. Die Spanier haben damit ihren ersten Sieg eingefahren, die Münchner nach dem furiosen Sieg gegen Panathinaikos Athen den zweiten Dämpfer kassiert.

Doch diese Partie hatte so viel mehr bieten als bloße Zahlen. Zuvorderst natürlich eine Familienzusammenführung, der Vater traf auf den Sohn, wenn schon nicht auf dem Spielfeld, so immerhin in leitender Funktion für den jeweiligen Arbeitgeber. Svetislav Pesic ist Trainer der Katalanen, Sohn Marko Geschäftsführer des FC Bayern. Der 69-Jährige war als ja Coach maßgeblich am rasanten Aufstieg der Bayern beteiligt, dem er erst in schweren Zeiten als Trainer zur Seite gesprungen war (unter Sportdirektor Marko Pesic) und im zweiten Jahr seines Wirkens 2014 den ersten deutschen Meistertitel in der BBL-Geschichte bescherte. Vor gut zwei Jahren hatte Pesic senior aus gesundheitlichen Gründen sein Amt in München niederlegen müssen, im vergangenen Februar tauchte er bei seinem ehemaligen spanischen Klub, mit dem er unter anderem das Triple samt Euroleague-Titel gewonnen hatte, zur nächsten Rettungsaktion auf. Und Pesic korrigierte eine bis dahin verkorkste Saison mit dem Gewinn des Pokals durch einen Finalsieg über den Erzrivalen Real Madrid. Zudem kehrte Bayern-Guard Petteri Koponen an seine die alte Wirkungsstätte zurück, wo er viele bekannte Gesichter traf.

Auch spielerisch gab es Vertrautes aus Münchner Sicht: einen Fehlstart. Wie schon vor zwei Tagen beim Sieg gegen Panathinaikos Athen, wirkten die Münchner wieder eigenartig gehemmt. Vielleicht lag es am historischen Gemäuer des Palau Blaugrana, vielleicht am neuen Wettbewerb oder einfach an der Klasse des Gegners, jedenfalls zogen die Katalanen auf 24:8 davon. Angeführt vom enorm treffsicheren Spielmacher Kevin Pangos dominierten die Gastgeber vor allem unter den Brettern. Entweder schnappte sich der hünenhafte 2,17-Meter-Center Ante Tomic den zweiten Ball, oder Kollege Kevin Seraphin, mit 2,08 Metern ebenfalls mit Gardemaß gesegnet, war zur Stelle. Die Bayern agierten unter den Körben erneut zu zaghaft, leisteten sich zudem viele Fehlwürfe und Ballverluste.

Dejan Radonjic reagierte mit einer Auszeit, Maodo Lo gab anschließend mit einem erfolgreichen Dreier den Startschuss zur Aufholjagd. Der Guard steigerte sich zu seiner bisher besten Leistung im Trikot des deutschen Meisters, Lo gab feine Pässe, zog mit seinem blitzschnellen ersten Schritt unaufhaltsam zum Korb - und traf aus allen Lagen. Mit einem Dreier zum 17:26 beendete er das erste Viertel, war mit 16 Punkten Topscorer der Bayern. Fortan war es ein Vergleich zweier gleichwertiger Teams. Weil die Bayern ihre unnötige Zurückhaltung unter den Körben ablegten und sich in der Defense steigerten, ging das zweite Viertel mit 19:18 Punkten an die Gäste, Barcelona war wieder in Reichweite.

Mit einem krachenden Dunking eröffnete Bayern-Kapitän Danilo Barthel den dritten Durchgang, Booker legte nach und die Bayern waren dran: 40:44. Doch Barça besann sich auf das bewährte Muster und suchte seine Riesen unter dem Korb. Mit Erfolg: Tomic, der erst kürzlich seinen Vertrag bei den Katalanen um zwei Jahre verlängert hat, war nicht nur wegen des Bestwerts von 18 Punkten der Spieler des Abends. Vor dem finalen Viertel lagen die Gastgeber mit 65:54 Punkten wieder komfortabler in Front, die Bayern ließen sich aber nicht abschütteln. Zwei Dreier von Derrick Williams und die Münchner waren wieder dran (60:67, 32. Minute), letztendlich war es aber die hohe Quote an leichten Fehlern und verpassten Chancen, die einen durchaus möglichen Erfolg verhinderten. Die passierten nämlich fast immer in jenen Momenten, wenn die Bayern drauf und dran waren, den Spanier gefährlich nahe zu kommen. Barcelonas Überlegenheit im Reboundspiel war letztlich der Schlüssel zum Sieg, den Münchnern bleibt nur die Erkenntnis, in weiten Phasen mitgehalten zu haben. Angesichts der nackten Zahlen ein schwacher Trost.

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