Basketball-EM:Gegen eine Wand

Basketball-EM: Bester Werfer auf dem Parkett von Istanbul: Marc Gasol (in rot) sammelte 28 Punkte.

Bester Werfer auf dem Parkett von Istanbul: Marc Gasol (in rot) sammelte 28 Punkte.

(Foto: Ozan Kose/AFP)

Deutschland scheitert im Viertelfinale an Spanien, dem Titelverteidiger: Die Gasol-Brüder sind nicht aufzuhalten.

Die deutschen Basketballer haben sich länger bei der diesjährigen Europameisterschaft aufgehalten als man ihnen zugetraut hat: Sie haben die Vorrunde in Tel Aviv überstanden und dann das Achtelfinale in Istanbul. Aber im Viertelfinale war dann doch Endstation - am Dienstagabend schieden sie gegen den favorisierten Titelverteidiger Spanien aus. Mit einer 72:84 (33:34)-Niederlage verabschiedete sich die von den NBA-Profis Dennis Schröder (27 Punkte, acht Assists) und Daniel Theis (15 Punkte) angeführte Mannschaft. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen, wir haben ein tolles Turnier gespielt", fand Kapitän Robin Benzing, der diesmal mit vier Punkten ziemlich blass blieb.

Die Niederlage war gleichzeitig das Abschiedsspiel für Bundestrainer Chris Fleming; der 47-Jährige gibt nach drei Jahren das Amt beim Deutschen Basketball Bund (DBB) auf, weil es sich nicht mehr mit seinem Hauptberuf als Assistent beim NBA-Klub Brooklyn Nets vereinbaren lässt. Erstmals seit langer Zeit hat der Weltverband Fiba wieder Länderspiele während der Saison terminiert, in der Regel Qualifikationspartien für das nächste globale oder kontinentale Turnier; doch die beste Liga der Welt wird ihren Spielbetrieb dafür nicht unterbrechen. Also übergibt der gebürtige Amerikaner Fleming das Team nun an seinen Helfer Henrik Rödl, 48.

Vor zwei Jahren waren Spaniens Basketballer schon einmal am Ende einer Ära im deutschen Basketball beteiligt, an der von Dirk Nowitzki. Mit einem dramatischen 77:76 im letzten Vorrundenspiel in Berlin sorgten sie damals für das vorzeitige EM-Aus des deutschen Teams. Fleming musste danach um Dennis Schröder, 23, herum eine neue Mannschaft aufbauen. Nach dem Aus von Istanbul sagte er: "Ich bin sehr stolz, wie wir hier gewachsen sind."

Sein Nachfolger Rödl, einer der deutschen Europameister von 1993, kann jedenfalls auf eine vielversprechende Auswahl von Talenten zurückgreifen. Mit 24,6 Jahren im Durchschnitt hatte der DBB sowieso eine der jüngsten Mannschaften ins Turnier geschickt; in Paul Zipser und Maxi Kleber fehlten sogar zwei weitere NBA-Profis, welche die Auswahl verstärken können. "Diese Generation wird noch einige Chancen bekommen", glaubt Fleming.

Am Dienstagabend hatte diese Generation freilich noch keine Chance gegen die routinierten Spanier. Die Mannschaft um die groß gewachsenen Gasol-Brüder Pau und Marc (je 2,15 Meter) hatte zwar Respekt bekundet vor den jungen Deutschen, gerade nach deren 84:81 über den Medaillenkandidaten Frankreich im Achtelfinale. Doch zunächst agierten die Spanier etwas überheblich, sie schienen die Deutschen zu unterschätzen, so lässig schlenderten sie übers Parkett. Erst als ihr Trainer Sergio Scariolo nach dem 11:2 der deutschen Auswahl (5. Minute) eine Auszeit nahm und sein Team zur Ordnung rief, ging es konzentrierter ans Werk. Mitte des zweiten Viertels hatten die Spanier die Partie ausgeglichen (27:27), fortan wechselte die Führung wie ein Jo-Jo.

Als die Deutschen offensichtlich eingelullt waren, schlugen die Spanier zu: Marc Gasol erzielte 18 seiner insgesamt 28 Punkte allein im dritten Viertel, er war maßgeblich daran beteiligt, dass sein Team innerhalb von zwei Minuten von 50:50 auf 62:50 wegzog. "Die Dreier der Spanier haben uns gekillt", stellte Schröder später fest. Zwei Dreier vom jüngeren Gasol, dazwischen einer von Spielmacher Sergio Rodriguez (elf Punkte), dazu ein Drei-Punkt-Spiel von Marc Gasol, 32, der beim Korberfolg gefoult wurde und dafür einen Freiwurf obendrein erhielt - und schon war die Partie entschieden. Diesen Vorsprung ließen sich die Spanier nicht mehr nehmen; Pau Gasol, 37, sicherte ihn mit 19 Punkten ab. "Wenn die Spanier ins Laufen kommen, ist es einfach schwer", resümierte Kapitän Benzing. Da stemmt man sich dann vergeblich gegen eine Wand, die über einen hereinbricht.

Während die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) immerhin zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder unter den besten acht Mannschaften Europas stand, erreichten die Spanier zum zehnten Mal nacheinander ein EM-Halbfinale, eine stolze Serie. Ohne Medaille fuhren sie zuletzt 2005 heim, da wurden sie Vierte. In jenem Jahr gelang der DBB-Auswahl im Übrigen der bislang letzte Turnier-Erfolg gegen Gasol und Co. Angeführt vom überragenden Dirk Nowitzki siegten die deutschen Basketballer damals im Halbfinale 74:73 und sicherten dem DBB damit die Silbermedaille, den größten Erfolg seit dem EM-Triumph von 1993.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: