Basketball:Dirk Nowitzki - ein einzigartiger Sportler

Der Basketballer ist endgültig in den elitären Kreis deutscher Sportlegenden gestoßen. Und doch muss man sagen: Er wird nicht genug gewürdigt.

Kommentar von Joachim Mölter

Was soll man nach dieser Woche noch sagen über Dirk Nowitzki? Der deutsche Basketballer ist allumfassend gelobt und gepriesen worden: von seinesgleichen, den Kollegen in der Profiliga NBA; von anderen Athleten jedweder Sportart und Herkunft, von US-Schauspielern und deutschen Sängerinnen. Anlass: Der Würzburger hat den 30 000. Punkt in seiner NBA-Karriere erzielt, eine seltene Leistung. Was also soll man noch sagen?

Dass er nicht genug gewürdigt wird! Mit Zahlen ist dem Phänomen Dirk Nowitzki jedenfalls nur annähernd beizukommen. Sein letztes Spiel in der Nationalmannschaft beispielsweise, bei der Heim-EM 2015 in Berlin, haben hierzulande nicht mal ein Drittel so viele Menschen am Fernseher verfolgt wie drei Monate später die erste Partie der bis dahin weitgehend unbekannten Handballer bei der EM. Dennoch sagt diese Quote nichts aus über Nowitzkis Bedeutung: Selbst die Handball-Europameister schauen ehrfurchtsvoll auf zu ihm - nicht nur, weil er 2,13 Meter misst. Der Umstand, dass es jemand aus der Nische, in der Basketball in Deutschland nun mal steckt, so weit gebracht hat in der stärksten Liga der Welt, macht die Leistung umso größer.

Man kann das nicht in Zahlen pressen, was Dirk Nowitzki - unter tätiger Mithilfe seines Mentors, Freundes und Förderers Holger Geschwindner - geschafft hat: von einem Zweitligisten aus einem basketballerischen Dritte-Welt-Land aufzusteigen zu einem Spitzenspieler im Mutterland dieses Sports - und diesen sogar zu revolutionieren. Dass ein sehr langer Mann wie der Franke den Ball aus weiter Ferne im Korb versenkt, hatte man nie zuvor gesehen - mittlerweile legen alle Klubs Wert darauf, dass ihre langen Profis so versiert mit dem Ball umgehen wie Nowitzki. Und nicht nur junge Spieler schauen von ihm ab, selbst Stars wie Kobe Bryant, LeBron James, Kevin Durant ahmen seine Würfe nach.

Bald könnte Nowitzki den nächsten Rekord feiern

Insofern sind die 30 000 Punkte, mit denen Dirk Nowitzki nun in der ewigen NBA-Rangliste an sechster Stelle steht, nur eine Bestätigung seiner Lebensleistung. Die kann man aus verschiedenen Perspektiven bestaunen. In den USA ist er der beste Weiße, der je gespielt hat, der erste Ausländer, der nicht nur Mitläufer war, sondern ein NBA-Team zum Titel geführt hat. Durch die Meisterschaft 2011 mit den Dallas Mavericks ist Nowitzki zu einem elitären Kreis deutscher Sportlegenden gestoßen: zu Max Schmeling, dem ersten Box-Weltmeister im Schwergewicht; Fritz Walter, dem ersten Kapitän einer Weltmeister-Mannschaft im Fußball; Boris Becker, dem ersten Wimbledonsieger im Tennis; Michael Schumacher, dem ersten Formel-1-Weltmeister.

Es sind exklusive Zirkel, in denen Dirk Nowitzki verkehrt, jenseits wie diesseits des Atlantiks. Und je länger der 38-Jährige spielt, desto exklusiver werden sie. Wenn er noch ein Jahr weitermacht, so wie geplant, wird er 20 Jahre für ein und denselben Klub gespielt haben, für die Dallas Mavericks. In der NBA ist das bisher nur dem im vorigen Sommer zurückgetretenen Kobe Bryant gelungen, bei den Los Angeles Lakers.

Natürlich zollt Nowitzki seinem Alter Tribut, statistisch gesehen ist diese Saison die schwächste seit seinem Premierenjahr 1998/99. Aber er ist immer noch ein Faktor auf dem Parkett, er altert dort in Würde und mit Selbstironie, auch das eine Seltenheit, auch das nicht in Ziffern auszudrücken. Er ist nun also das sechste Mitglied im 30 000er-Klub; das heißt, er ist noch nicht in einer Klasse für sich. Aber in welcher Klasse man ihn auch immer sieht - es dauert nie lange, die Anwesenheitsliste durchzugehen, bis man ihn findet. Wobei man ihm mit einer Klassifizierung sowieso nicht gerecht wird.

Dirk Nowitzki ist einzigartig.

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