Basketball: Dirk Nowitzki:Dirk mit "D"!

Die Dallas Mavericks starten in der NBA eine Siegesserie. Grund dafür ist nicht die Treffsicherheit von Dirk Nowitzki, sondern vielmehr eine Qualität, die in Dallas kaum jemand vermutete.

Jürgen Schmieder

Als Dirk Nowitzki vor zwölf Jahren von der DJK Würzburg zum NBA-Klub Dallas Mavericks wechselte, da bekam er sogleich einen Spitznamen verpasst. Er wurde "irk" genannt - und als Begründung folgte sogleich: "No D! No defense!" Der junge Mann aus Deutschland, so die Meinung der Mitspieler und Experten damals, sei für seine Größe erstaunlich beweglich, er könne passen und werfen. Aber verteidigen, nein, verteidigen könne er nicht.

Dallas Mavericks - New Orleans Hornets

Mittlerweile ein passabler Verteidiger: Dirk Nowitzki.

(Foto: dpa)

Vielleicht wollte Nowitzki nach dem 98:95-Heimsieg gegen die New Orleans Hornets auch deshalb nicht über die kleine Serie von vier erfolgreichen Partien sprechen und auch nicht darüber, dass seine Mannschaft im Schlussviertel durch vier erfolgreiche Drei-Punkt-Versuche hintereinander einen Rückstand von zehn Punkten aufgeholt hatte. Nowitzki betonte vielmehr die Defensivleistung der Mavericks: "Wir haben den Hornets keine freien Würfe erlaubt und wenige Punkte zugelassen." In Zahlen ausgedrückt: Die Hornets, vor dem Spiel die einzige noch unbesiegte Mannschaft der NBA, kamen im letzten Viertel mit einer Wurfquote von gerade einmal 30 Prozent auf mickrige 19 Punkte.

Nowitzki gehört nach wie vor zu den herausragenden Offensivspielern der Liga, Aufbauspieler Jason Terry zu den besten Distanzschützen und Center Tyson Chandler zu den zuverlässigsten Resteverwertern unter dem Korb. Dazu scheint der 37-jährige Jason Kidd einen regelmäßigen Schluck aus dem Jungbrunnen zu nehmen und kommt in dieser Spielzeit auf zehn Vorlagen pro Spiel. Die Mavericks können passen und werfen, das war schon vor dieser Saison bekannt. Aber verteidigen, so die einhellige Meinung, verteidigen können sie nicht.

Nun mussten die Mavericks in dieser Spielzeit gerade einmal 91,9 Punkte pro Spiel hinnehmen, das ist der drittbeste Wert der Liga. Die Wurfquote des Gegners liegt bei durchschnittlich 42,2 Prozent - in dieser Kategorie führen die Mavericks die NBA an. "Wer gut verteidigt, der bringt sich auch in der Offensive in eine besser Position", sagt Rick Carlisle, Trainer der Mavericks. "Wir verteidigen gut - also treffen wir auch vorne." Auch diese Aussage lässt sich mit Zahlen belegen: Mit 48,3 Prozent haben die Mavericks die viertbeste Wurfquote der Liga, im Schlussviertel gegen die Hornets trafen sie gar 58 Prozent aller Versuche aus dem Spiel heraus.

Auch Nowitzki hat sein Defensivspiel in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Er hat sich taktisch weiterentwickelt, vor allem aber ist der 32-Jährige in der Defensive mittlerweile so beweglich, wie er es in der Offensive seit Jahren ist. "Seit drei Jahren mache ich Yoga, außerdem seit vier, fünf Jahren Pilates, ein Programm für Bauch- und Rückenmuskulatur", sagt Nowitzki über sein Beweglichkeitstraining. Seine Gegenspieler honorieren die Leistungen Nowitzkis mittlerweile. "Es macht keinen Spaß mehr, von ihm verteidigt zu werden", sagt etwa Kevin Garnett, selbst ein exzellenter Defensivspieler. Dirk Nowitzki hat sein "D" wiederbekommen.

Bezeichnend für die Mavericks ist, dass die Mannschaft über keinen herausragenden Verteidiger verfügt wie etwa die Portland Trailblazers (Marcus Camby) oder die Orlando Magic (Dwight Howard). Jason Kidd erkennt zwar nach wie vor die Passrouten des Gegners, ist aber aufgrund seines Alters einen Schritt langsamer als noch vor fünf Jahren. Shawn Marion kann auf vier Positionen überdurchschnittlich verteidigen, jedoch auf keiner herausragend.

"Anders als viele Mannschaften müssen wir als Gruppe verteidigen und können uns nicht auf das Mann-gegen-Mann verlassen", sagt Trainer Carlisle. "Das erfordert Disziplin und harte Arbeit, macht uns aber auch vielseitiger und unberechenbarer." Jason Kidd ergänzt: "Wir müssen diese Art der Verteidigung vor allem gegen die starken Mannschaften dieser Liga unter Beweis stellen." Das können die Mavericks bereits am Mittwoch tun, wenn es in New Orleans zur Revanche mit den Hornets kommt.

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