Basketball:Des Königs kurze Kleider

Basketball: "Das ist das gefährlichste Spiel der Serie: FCB-Geschäftsführer Marko Pesic (li.) und Trainer Andrea Trinchieri warnen ihre Mannschaft vor dem dritten Halbfinalspiel gegen Bonn.

"Das ist das gefährlichste Spiel der Serie: FCB-Geschäftsführer Marko Pesic (li.) und Trainer Andrea Trinchieri warnen ihre Mannschaft vor dem dritten Halbfinalspiel gegen Bonn.

(Foto: Oryk Haist/Imago)

"Das ist das gefährlichste Spiel der Serie": Die Verantwortlichen der Bayern-Basketballer mahnen und warnen vor dem dritten Playoff-Halbfinalspiel gegen Bonn - gerade weil sie in einer komfortablen Lage sind.

Von Sebastian Winter

Mahnen und warnen, so könnte man den derzeitigen Sprachbaukasten umschreiben, den die Verantwortlichen des FC Bayern München nutzen. Am Samstag trifft der deutsche Basketball-Pokalsieger und Euroleague-Viertelfinalist im dritten Spiel des Playoff-Halbfinales auf die Telekom Baskets Bonn, zum ersten Mal dann im heimischen Audi Dome (18 Uhr). Die erste Partie in Bonn hatten die Bayern ziemlich klar (80:68), die zweite ziemlich knapp (82:81) gewonnen. Nun könnte also der nächste Sweep her, also ein glatter 3:0-Durchmarsch durch diese Best-of-five-Serie - wie schon im Viertelfinale gegen die Niners aus Chemnitz.

Genau deshalb mahnten und warnten Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic und Bayern-Trainer Andrea Trinchieri am Donnerstag bei der Medienrunde am Spielfeldrand ja so energisch: Weil sie nicht wollen, dass nun, kurz vor dem Einzug ins Finale, der Schlendrian in die Köpfe der Spieler kriecht. "Das ist das gefährlichste Spiel der Serie", sagte Pesic, "weil alle denken, dass Bayern München nur auftreten muss und schon fällt man um. Eine Serie zuzumachen, ist das Schwierigste." Und Trinchieri, eigentlich immer ein Freund schöner Sprachbilder und blumiger Worte, wurde diesmal martialisch: "Wir brauchen viel Killerinstinkt. Wenn man denkt, man hat ja noch mehrere Chancen, ist das der größte Fehler, den man machen kann. Aber menschlich. Mein Job ist es also, die Natur des Menschen zu bekämpfen."

Im Fall der Bayern ist klar, was Trinchieri meint. Seine Spieler haben seit Herbst an die 90 Spiele absolviert, aber richtig Greifbares (und greifbar sind für die Münchner nur Titel) ist noch nicht dabei gewesen. Klar, eine sehr erfolgreiche Euroleague-Saison endete erst einigermaßen dramatisch im Entscheidungsspiel des Viertelfinales in Barcelona, aber im DBB-Pokal war früh Schluss gegen jene Chemnitzer, die die Bayern nun im Playoff-Viertelfinale dominiert haben. Die Meisterschaft ist also der einzige Titel, den die Münchner gewinnen können, auch deshalb mahnen und warnen alle ja so.

FCB-Geschäftsführer Pesic übt Kritik am Playoff-Rhythmus

Trinchieri, der sich selbst schon öfter als Schneider sah, der mit dem Stoff, der ihm zur Verfügung gestellt wird, einen Anzug kreieren soll, findet: "Diese Saison war anders, wir hatten nicht so viel Material. Vielleicht gibt das dann einen Anzug mit kurzer Hose." Würde jedenfalls witzig aussehen - Trinchieri in solch einem Dress.

Die Bayern wissen nur allzu gut, dass Bonn kein Gegner ist, den man mal kurz im Vorbeigehen schlägt, was beim hauchdünnen Erfolg der Münchner im zweiten Spiel gut zu beobachten war. Bonn hat im nur 1,80 Meter großen Parker Jackson-Cartwright eine der Entdeckungen der diesjährigen BBL-Saison in seinen Reihen. Der Spielmacher ist schnell, wuselig und ein exzellenter Dreierschütze - nur ist das Spiel der Nordrhein-Westfalen auch extrem auf den 26-jährigen US-Amerikaner zugeschnitten.

Andererseits haben die Münchner weiterhin nicht alle Schlüsselspieler an Bord, Corey Walden zum Beispiel plagt sich seit Wochen mit Rückenproblemen, "bei ihm ist es eine Kette von Dingen, die passiert sind in den letzten zwei, drei Monaten, und die sich nun in Rückenschmerzen auswirken", erläutert Geschäftsführer Pesic, der für Darrun Hilliard (Schlüsselbeinbruch) außerdem "keine Chance für die Playoffs" sieht. Der Einsatz von Zan Mark Sisko (muskuläre Rückenprobleme) ist noch am wahrscheinlichsten. Pesic übte zugleich Kritik am Rhythmus der Playoffs, "die Pausen sind viel zu lang, ganz ehrlich, das ist ein Problem", sagte der FCB-Geschäftsführer bezüglich der fünf Tage, die zwischen dem zweiten und dritten Spiel gegen Bonn liegen: "Die Spieler können schwer die Spannung halten. Aber die Playoffs werden nicht nur in den Köpfen der Spieler, sondern auch der Fans gespielt. Und diese Pausen sind total kontraproduktiv. Ich hoffe, dass es nächste Saison besser wird."

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