Basketball:Der Hilferuf wird erhört

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Endlich wieder Action: Zumindest Christian Sengfelder (im dunklen Trikot) freut sich, falls die Basketball-Saison demnächst weitergeht.

(Foto: Heiko Becker/imago)

Die Liga-Führung will nun auch die Spieler über die Details des Konzepts informieren, mit dem der Betrieb demnächst wieder aufgenommen werden soll.

Von Joachim Mölter

Am Samstagabend war der Basketball-Nationalspieler Christian Sengfelder nach langer Zeit mal wieder von einem größeren Publikum in Aktion zu sehen. Auf einem Freiplatz dribbelte er ein wenig herum und warf den Ball in den Korb, anschließend stellte er sich für das "Aktuelle Sportstudio" des ZDF vor eine Kamera und sagte in ein Mikrofon, wie sehr er sich freue, dass die seit Mitte März wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Bundesliga-Saison demnächst hoffentlich wieder weitergehe.

Damit gehört der 25 Jahre alte Flügelspieler des einstigen Serienmeisters Brose Bamberg allerdings zu einer Minderheit, denn die meisten seiner Kollegen sehen die für Juni geplante Fortsetzung des Spielbetriebs aus gesundheitlichen Gründen eher kritisch. Niels Giffey, der Kapitän von Pokalsieger Alba Berlin, bekräftigte seine zuletzt in der SZ geäußerte Skepsis am Wochenende in einem Interview mit der Bild am Sonntag. "Wir haben drei Wochen Mini-Vorbereitung - und dann sollen wir spielen. Optimal ist das nicht", sagte der 28-Jährige. Sein gleichaltriger Nationalmannschaftskollege Danilo Barthel, der Kapitän des FC Bayern, hatte zuvor bereits moniert, er hätte sich gewünscht, dass man die Profis mehr in die Entscheidungsfindung einbezogen hätte.

Die Basketballspieler fürchten vor allem eine erhöhte Verletzungsgefahr wegen der kurzen Vorbereitungszeit; Giffey irritiert zudem die Tatsache, dass die Funktionäre der Basketball-Bundesliga (BBL) das geplante Turnier um den deutschen Meistertitel in der vergangenen Woche ausgerechnet nach München vergeben haben. "Warum geht man in das Bundesland mit den meisten Infektionen?", wundert er sich: "In anderen Bundesländern wäre die Infektionsgefahr geringer." Er warte jedenfalls noch "auf die richtige Erklärung für das Turnier".

Die sollen er und all die anderen Bundesliga-Profis nun an diesem Montag bekommen, dann will die Liga auch den Spielern das Hygiene- und Sicherheitskonzept erläutern, das sie bereits am Donnerstagabend den zuständigen Behörden vorgelegt hat. BBL-Geschäftsführer Stefan Holz versichert, er nehme die jüngsten Zweifel und Äußerungen der Basketballer "sehr ernst"; er verstehe sie als "eine Art Hilferuf". Tatsächlich haben die BBL-Profis nicht nur öffentlich, sondern auch in einem gemeinsam verfassten Brief an die Liga darauf gedrängt, endlich mal etwas genauer informiert zu werden.

"Sobald das Konzept den Spielern im Detail erklärt wird, werden viele Fragen beantwortet sein, viele Sachen werden relativiert sein", versicherte Marko Pesic, der Geschäftsführer des deutschen Meisters Bayern München. Er versprach zudem, dass kein Profi einem erhöhten Verletzungsrisiko ausgesetzt werde: "Da kann man sich schon auf uns verlassen. Wir haben das wohl überlegt, wir haben noch genug Zeit."

Bis zum 18. Mai, in einer Woche also, müssen die Behörden das Vorhaben der BBL genehmigen, damit der Zeitplan eingehalten werden kann: Am 30. Juni laufen ja in der Regel etliche Verträge von Spielern und Sponsoren aus. Liegt die Spielerlaubnis vor, soll der deutsche Meister 2020 in einer Turnierform ermittelt werden: Zehn Teams bestreiten demnach innerhalb von drei Wochen je zehn Partien, auf eine Vorrunde in zwei Gruppen folgen drei K.-o.-Runden mit Hin- und Rückspiel, so der Plan. Spielort ist die Halle des FC Bayern am Münchner Westpark, Zuschauer sind nicht zugelassen, aber Magentasport, der TV-Partner der BBL, überträgt alle Partien.

Sieben Erstligisten haben aus diversen Gründen auf die Teilnahme verzichtet, auch Sengfelders Arbeitgeber Brose Bamberg hatte sich zunächst für einen Abbruch der Saison ausgesprochen, sich dann aber zum Mitspielen entschlossen. Hätten die Bamberger das nicht getan, "würden wir nächstes Jahr nicht international spielen, da wir lediglich Tabellenzehnter wären und somit die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb verpasst hätten", erklärte Klubsprecher Thorsten Vogt: "Das würde einen enormen wirtschaftlichen Schaden für die kommende Spielzeit bedeuten, den wir so nicht riskieren können."

Auf einen ähnlichen Meinungsumschwung hoffen die Liga-Funktionäre nun auch bei den Spielern. Das BBL-Konzept sieht eine Quarantäne aller teilnehmenden Akteure in einem Münchner Hotel vor. Bislang haben die Spieler allerdings Zweifel, ob sich so eine drei Wochen lange Einkasernierung ohne Lagerkoller und Ausbruchsversuche durchsetzen ließe. Von einigen wenigen war zu hören, dass sie unter diesen Umständen nicht mitmachen wollen.

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