Verschärfend hinzu kommt die Quarantäne, die für die teilnehmenden Teams vorgesehen ist: Alle sollen mitsamt ihren Betreuern in einem Münchner Hotel untergebracht werden, um die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu minimieren. Vargas sieht darin sogar das größte Risiko des Konzepts. "Für mich ist es schwer vorstellbar, dass bei 200 Leuten keiner den Drang verspürt, mal auszubrechen und sich eine Cola an der nächsten Ecke zu holen." Er fragt sich, wie man sicherstellen wolle, dass sich jeder auch tatsächlich an alle Vorgaben hält. Auch Giffey sagt: "Ich sehe ein großes Problem in der Gesamtidee, für drei Wochen in einem Hotel eingesperrt zu sein, und das möglicherweise im folgenden Monat wegen der Euroleague gleich noch einmal."
Auf die im höchsten kontinentalen Wettbewerb beschäftigten Klubs aus München und Berlin kommt ja unter Umständen eine weitere Quarantäne zu: Auch die Euroleague will ihre unterbrochene Saison noch beenden, ebenfalls zentral an einem Ort, im Juli. "Das ist noch schwerer umzusetzen", glaubt Barthel, "weil die Spieler theoretisch im Juli keine Verträge mehr haben." Seiner zum Beispiel läuft am 30. Juni aus, und weil die Gespräche über eine Verlängerung mit dem FC Bayern derzeit ruhen, hat er sich schon mal arbeitslos gemeldet: "Das muss man ja im voraus machen."
Zumindest das ist klar geregelt, ansonsten wissen die Basketballer gerade nicht wirklich, wie es weitergehen soll. "Es wird extrem viel kommuniziert unter den Spielern", sagt Giffey: "Man merkt, das es eine Sammelstelle für Meinungen geben muss in Zukunft." Unter der Oberfläche brodelt es, die Profis warten mit zunehmender Ungeduld darauf, dass die BBL-Führung mal mit ihnen kommuniziert. "Es ist eine klare Frustration zu spüren", sagt Giffey. Den Spielern ist durchaus bewusst, dass es eine Chance sein kann, demnächst neben dem Fußball als einzige Sportart präsent zu sein - sofern die BBL die Genehmigung zum Weitermachen bekommt.
Aber das gesundheitliche Risiko bei dieser Chance tragen halt die Profis, erinnert Giffey. Da ist es nur legitim, ein Mitspracherecht einzufordern. Der mögliche Titelgewinn bei dem geplanten Turnier scheint auch kein überzeugender Ansporn zu sein und keinen allzu großen Reiz auszuüben. "Sportlich gesehen wird das kein deutscher Meister sein", findet Niels Giffey, "sondern nur ein Corona-Cup-Gewinner."