Basketball:Che Guevara setzt Zeichen

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Gegen alle Widerstände: Hier rennt Münchens Vladimir Lucic (rechts) gegen Bonns Karsten Tadda an. (Foto: Gladys Chai von der Laage/Imago)

Dank des überragenden Vladimir Lucic und einer intensiven Abwehrarbeit gewinnt der FC Bayern das erste Playoff-Halbfinale in Bonn und sichert sich den Heimvorteil.

Von Ralf Tögel

Auf dem Weg in die Kabine war Leon Kratzer noch zuversichtlich. "Ich glaube, wir müssen unser Tempo fahren, dann fällt es auch ein bisschen höher aus." Damit meinte der Center der Telekom Baskets Bonn den Halbzeitstand. Der Gastgeber führte am Samstagabend knapp mit 35:33 Punkten gegen den FC Bayern München. Das passte ins Bild, denn Andrea Trinchieri hatte Bonn ja vor der Best-of-five-Serie kühn zum Favoriten erklärt, obwohl der Münchner Trainer Che Guevara auf seiner Seite wusste. So hatte der Italiener seinen Co-Kapitän Vladimir Lucic schon öfter genannt, weil der es wie kein Zweiter versteht, in wichtigen Momenten zur Stelle zu sein. Dann geht der serbische Nationalspieler voran und reißt die Kollegen mit sich. So auch am Samstagabend im mit 6000 Zuschauern ausverkauften Telekom Dome, als die Bayern das Halbfinale mit einem 80:68-Auswärtssieg eröffneten und die Serie damit vor heimischem Publikum beenden können.

Mit neun Punkten in Serie, einem Rebound und einem provozierten Offensivfoul setzte Lucic die Zeichen, die nötig waren, um das vorher hin und her wogende Spiel unter Kontrolle zu bringen. Die Münchner leisteten sich ungewöhnlich viele Fehler und mussten rekordverdächtige 21 Ballverluste hinnehmen, weshalb Trinchieri seine Spieler früh in einer Auszeit versammelt und ihnen zugebrüllt hatte: "Wir machen viele dumme Fehler!" Nach Lucics Aktionen waren plötzlich auch die Kollegen da. Ognjen Jaramaz und Nick Weiler-Babb trafen wichtige Dreier, Othello Hunter und Deshaun Thomas fischten einen Ball nach dem anderen vom Brett. Die Bonner zeigten sich beeindruckt, es wurde stiller in der aufgeheizten Halle, der FC Bayern setzte sich langsam ab. Und gab sich fortan keine Blöße mehr. Das war neben den zweistelligen Punktewerten von Topscorer Lucic (19), Jaramaz (18) und Weiler-Babb (16), der auch noch acht Rebounds fischte, vor allem der starken Defensive geschuldet.

Es war ja der Matchplan von Trinchieri, den offensivstarken Bonnern, die in Parker Jackson-Cartwright den wertvollste Spieler der Liga im Team haben, mit einer physischen Abwehr zu begegnen. Das klappte vorzüglich. Der Amerikaner war in der Viertelfinalserie gegen Hamburg noch mit 36 Punkten im Schnitt auffällig geworden, gegen die Münchner gelangen dem Spielmacher nur 14 Punkte.

Favorit München? Von wegen. Das Team muss besser werden in Abwehr, Angriff und Konzentration, sagt Trainer Trinchieri

Entweder schränkte Weiler-Babb den Wirkungskreis von Bonns Spiritus Rector wirksam ein, oder Jackson-Cartwright wurde vom Münchner Abwehrkollektiv gebremst. Selbiges verfügt ja in Leon Radosevic, Nihad Djedovic oder Hunter über exzellente Verteidiger, dem nur 1,80 Meter großen Bonner Topscorer war jedenfalls in der zweiten Halbzeit anzumerken, dass ihm der Spaß am Spiel zusehends abhanden kam. Im dritten Viertel, das die Vorentscheidung brachte, schraubten die Gäste den Vorsprung zwischenzeitlich in den zweistelligen Bereich (59:48). Auch das letzte Aufbäumen der Bonner, als diese auf 58:59 verkürzten, konterte Lucic mit einem krachenden Dunking, Jaramaz traf per Dreier und erneut war Münchens Che Guevara mit einem Dreipunktespiel zum 67:58 zur Stelle: Der Widerstand der Gastgeber war endgültig geknackt.

Und Lucic? Redete vor dem Mikrofon von Magenta Sport, als habe er lediglich Dienst nach Vorschrift verrichtet. "Ich denke, in der Defense waren wir heute sehr solide. Wir konnten die Bonner Spieler und den MVP der Liga stoppen und die Idee wegnehmen, dass er die Hauptperson wird. In der Offense haben wir sehr gut die Schwächen der Bonner attackiert. Es steht 1:0, es müssen noch zwei Siege her."

Der nächste könnte schon am Montagabend in der zweiten Partie an selber Stelle folgen (20.30 Uhr). Von einer veränderten Favoritenrolle will Trinchieri auch nach dem Sieg nichts wissen: "Jetzt müssen wir besser in der Offense, besser in der Defense und besser bei der Konzentration sein im zweiten Spiel", sagte er. "Bonn hatte bisher eine großartige Saison, sie sind ein sehr gutes Team, sehr gut gecoacht, und haben uns hier schon sehr hart besiegt."

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