Basketball-Bundesliga:Die Welt schaut zu beim Klassentreffen

Alba Berlin v MHP Riesen Ludwigsburg - EasyCredit Basketball Bundesliga

Ludwigsburgs Nick Weiler-Babb (l.) im Duell mit Berlins Rokas Giedraitis.

(Foto: Getty Images)

Schon vor dem Abschluss gilt das Turnier der Basketball-Liga als rundum gelungen. Die Wochen in München machen Mut - sollen sich aber nicht wiederholen

Von Joachim Mölter

Nach drei Wochen neigt sich das Finalturnier um die deutsche Basketball-Meisterschaft dem Ende zu, höchste Zeit, eine Frage zu klären: Wer übergibt wie die Titeltrophäe - am Sonntag (15 Uhr, Sport 1 und Magentasport), nach dem zweiten Endspiel zwischen Alba Berlin und den MHP Riesen Ludwigsburg?

Gewöhnlich ist die Ehrung des Meisters dem Präsidenten und dem Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL) vorbehalten, aktuell dem Ludwigsburger Klubchef Alexander Reil und Stefan Holz. Aber streng genommen dürfen die beiden nicht zu den Teams aufs Feld, und die Teams dürfen nicht zu den Funktionären auf die Tribüne der Münchner Halle - die Spieler wurden und werden ja konsequent von der Außenwelt abgeschirmt. So sieht es das Sicherheits- und Hygienekonzept vor, unter dessen Voraussetzung das Turnier in der Corona-Krise überhaupt genehmigt worden ist von Bayerns Behörden. Und Stefan Holz versichert: "Wir werden am letzten Spieltag nicht alles aufweichen."

Bis zum ersten Finalspiel am Freitag, das Alba Berlin doch schon recht deutlich mit 88:65 (46:29) gegen Ludwigsburg gewann, hat alles prima geklappt, trotz kurzfristiger Organisation. "Es hätte nicht besser laufen können", findet Holz: Es gab keinen Corona-Fall, keine schwere Verletzung trotz strapaziösen Programms, dafür spannende Spiele. Den guten Eindruck will die BBL nicht riskieren, indem womöglich bei der Siegerehrung noch ein Profi mit dem Coronavirus angesteckt wird.

Zuschauer gibt es auch am Finalwochenende nicht

Die Übergabe der Trophäe war tatsächlich das Letzte, an das die BBL-Funktionäre in diesen Tagen gedacht haben. Zuvor planten sie noch, am Finalwochenende Publikum in den ansonsten leeren Audi Dome zu lassen. "Wir hätten gern einen Test durchgeführt mit 230 Zuschauern", berichtet Holz. Davon hätten sie Aufschlüsse erhofft, ob und wie man in der nächsten Saison den Spielbetrieb wieder mit Zuschauern in der Halle aufnehmen könnte. Das Konzept sei von den Behörden inhaltlich zwar erneut gelobt, aber trotzdem abgelehnt worden, erzählt Holz. "Vollkommen nachvollziehbar", findet er: Angesichts der jüngste Corona-Wellen im Land "schlägt das Pendel ja gerade wieder in die andere Richtung", was Lockerungen angeht.

Immerhin hat die BBL nun eine Basis, auf der sich für die kommende Saison zumindest eine teilweise Zulassung von Zuschauern begründen lässt. Die hiesigen Eishockey- und Handball-Ligen sowie die Basketball-Euroleague, die alle ihre Spielzeiten wegen der Corona-Pandemie abgebrochen hatten, haben jüngst übereinstimmend den 1. Oktober als Starttermin für ihre neue Saison ausgerufen; die BBL will spätestens Mitte Oktober wieder anfangen. "Die Behörden werden von den Teamsportarten ein gemeinsames Konzept verlangen", glaubt Holz, "es kann ja nicht sein, dass jeder vor sich hinwurschtelt."

Der BBL-Geschäftsführer spricht vom "Konzept 2.0", wenn er über die künftigen Bedingungen für professionellen Teamsport spricht, und es ist klar, dass die Basketballer dabei eine führende Rolle einnehmen. Schon jetzt hat alle Welt nach München geschaut, auf dieses Turnier. Florian Kainzinger, der maßgebliche Entwickler des Hygienekonzepts, sagt: "Ich wäre nicht überrascht, wenn man Elemente davon wieder sehen würde."

In Asien, Russland und den USA waren Spiele im TV zu sehen

Das könnte passieren, wenn die nordamerikanische NBA wie geplant Ende Juli ihren Betrieb fortsetzt, im Disney-World-Komplex in Florida. TV-Bilder des BBL-Turniers waren jedenfalls in 14 Ländern zu sehen, in den USA, Russland, sogar Asien. Die New York Times und die Pariser Sportzeitung L'Équipe haben groß berichtet. "Das nehmen wir gerne mit und hängen es uns an die Wand", sagt Holz, "aber entscheidend für uns ist der deutsche Markt."

Auch von diesem hat er fast ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen. Der TV-Sender Magentasport will noch die Finals abwarten, ehe er Bilanz zieht, aber zu hören ist, dass man sehr zufrieden mit den Zuschauerzahlen ist. Im Morgenmagazin von ARD und ZDF waren die Basketballer auch präsent, in jeder Sportsendung, auf allen digitalen Kanälen. "Wir sind richtig gut begleitet worden", findet Holz.

Selbst von den zunächst skeptischen Spielern bekamen die Offiziellen Lob; die quarantäneähnliche Unterbringung in einem Münchner Hotel erwies sich jedenfalls nicht als befürchtete Einkasernierung, im Gegenteil: Die Profis entwickelten ein unerwartetes Gemeinschaftsgefühl. "Ich habe hier Leute näher kennengelernt, die ich sonst nur vom Sehen kannte", berichtete Ludwigsburgs Kapitän Jonas Wohlfarth-Bottermann: "Das ist auch was Schönes, diese Atmosphäre, dieses Klassentreffen hier." Dazu gehörte auch ein bemerkenswert respektvoller Umgang mit den Schiedsrichtern, die im gleichen Hotel logierten. "Man redet nach dem Spiel miteinander oder wenn man sich beim Essen begegnet", sagte Wohlfahrt-Bottermann, "und kann dann alles reflektieren."

Von außen hat auch Alba Berlins Manager Marco Baldi den Eindruck bekommen, dass dieses Turnier sinn- und identitätsstiftend gewirkt und Mut für die Zukunft gemacht hat: "Man hat erkannt, dass man gemeinsam tatsächlich etwas erarbeitet hat, was man sich im Idealfall so wünscht." Eine Wiederholung des Finalturniers wünscht sich aber keiner. "Schaut's euch noch mal gut an", rät Stefan Holz vor dem letzten Wochenende, "das wird's nicht mehr geben."

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