Basketball-Bundesliga:Keine Lust auf Stromausfall

BAMBERG 07.02.2021 --- Basketball ---- easycredit 1. Basketball Bundesliga ---- 20. Spieltag: Brose Bamberg vs FC Bayer

Höchstmarke: Bambergs David Kravish erzielte gegen den FC Bayern mit 29 Punkten einen persönlichen Bestwert.

(Foto: Hans Martin Issler/Imago)

Nach der knappen Heimniederlage gegen den FC Bayern steht Brose Bamberg nun eine kritische Woche bevor: Die Mannschaft muss zweimal auswärts gewinnen, um die Playoff-Plätze im Blick zu behalten.

Von Joachim Mölter, Bamberg/München

Am Ende rutschten die Basketball-Profis von Brose Bamberg übers Parkett, als wären sie in einer Slapstick-Komödie und nicht in einer seriösen Bundesliga-Partie: Erst schmiss sich Kenneth Ogbe zum Ball, dann bückte sich Michele Vitali und ließ ihn doch durch die Beine kullern; schließlich tauchten Devon Hall und Christian Sengfelder ab, wobei Letztgenannter ihn tatsächlich hochfischte und zu dem auferstandenen Ogbe bugsierte, der ihn fast ins Aus jongliert hätte, aber gerade noch zu dem ebenfalls wieder auf die Beine gekommenen Hall passte, der seinerseits nach dem ersten Schritt an Bayern Münchens Flügelspieler Vladimir Lucic hängenblieb und den Ball endgültig aus den Händen gab. Denn danach ertönte die Sirene, das Spiel war aus, die letzte Siegchance dahin. Die gastgebenden Bamberger hatten verloren, 92:93 (46:45).

Während die Münchner mit nun 24:6 Punkten Anschluss an das Spitzen-Quartett der Liga hielten, sind die Bamberger (14:20) auf Rang neun zurückgefallen und damit raus aus den Playoff-Plätzen. Angesichts des bevorstehenden Programms zum Rückrunden-Auftakt befindet sich der erfolgsgewohnte Klub fast schon in einer kritischen Situation: Am Dienstag muss die Mannschaft zum direkten Konkurrenten nach Frankfurt, zu den an achter Stelle notierten Fraport Skyliners (14:18), am Freitag dann zum Aufsteiger nach Chemnitz (15./8:22), und am Sonntag erwartet sie zu Hause der deutsche Meister und Pokalsieger Alba Berlin (3./26:2). Da sollte Bamberg zumindest die Auswärtsspiele gewinnen, um nicht zu viel Boden auf die Playoff-Plätze zu verlieren.

"Es gibt keine Ausreden", findet David Kravish, "wir hatten den Sieg in der Hand."

Wenn man nur die Rutschpartie gegen den FC Bayern zum Maßstab nimmt, wundert man sich, warum der einstige Serienmeister überhaupt in so eine Lage hat kommen können. "Die Jungs haben sich wirklich abgestrampelt, um an den Ball zu kommen; es war schön zu sehen, wie sehr sie es wollten", lobte Trainer Johan Roijakkers speziell das Engagement in der letzten Szene, aber auch generell. "Ich habe keinen Grund, sauer zu sein über den Einsatz, den die Jungs heute gezeigt haben, gerade mit dem Kader, den wir hatten."

Neben dem langzeitverletzten Spielmacher Tyler Larsen (Knie-Operation) fielen in der vorigen Woche noch Chase Fieler (Daumen) und Dominic Lockhart (Sprunggelenk) aus, die besten Punktesammler des Teams hinter David Kravish (15 Punkte im Schnitt) und Devon Hall (14,5); gegen den FC Bayern setzte auch der vielseitig verwendbare Alex Ruoff aus wegen einer Entzündung im Fuß. "Es gibt keine Ausreden", fand Kravish, der mit 29 Punkten einen persönlichen Karriere-Bestwert aufgestellt und zudem sieben Rebounds eingesammelt hatte: "Wir hatten den Sieg in der Hand, aber wir haben den Münchnern zu viele Chancen gegeben, und sie haben jede einzelne genutzt." Auch Roijakkers fand: "Wir hätten ein, zwei Stopps mehr gebraucht. Defensiv hatten wir ein paar Fehler, die müssen wir abstellen."

Die Erkenntnis einer langen Teamsitzung: "Wir brauchen mehr Energie."

Im Grunde waren sie in Bamberg aber recht zufrieden mit der Vorstellung, trotz der Niederlage im prestigeträchtigen Duell mit dem bayerischen Rivalen. Michael Stoschek, der einflussreiche Aufsichtsratschef der Bamberger Basketballer, machte der Mannschaft jedenfalls ausdrücklich "ein großes Kompliment - sie hat heute hervorragend gespielt". Er fand freilich auch, dass es zumindest "eine fragwürdige Entscheidung" gewesen sei, am Ende kein Foul von Lucic an dem mit 20 Punkten und acht Korbvorlagen herausragenden Hall gepfiffen und mit entsprechenden Freiwürfen geahndet zu haben.

Im internationalen Wettbewerb geben Bambergs Basketballer ihren anspruchsvollen Anhängern derzeit keinerlei Grund zum Mäkeln, in der Champions League sind sie ohne Niederlage in die Anfang März beginnende Zwischenrunde eingezogen. Nur in der Bundesliga läuft es nicht rund, da schienen die Profis nicht immer bei der Sache zu sein, wie die Heimniederlage gegen den oberfränkischen Rivalen Medi Bayreuth (67:73) oder das beim Tabellenvorletzten Rasta Vechta 82:90 verlorene Spiel nahelegen.

Als Brose Ende Januar auch in Göttingen unterlag (80:87), an Trainer Roijakkers vorheriger Wirkungsstätte, gab es danach eine lange Teamsitzung, wie Kravish am Sonntag beim TV-Sender Magenta Sport verriet. "Wir haben darüber geredet, was wir tun müssen", berichtete er, und eine große Erkenntnis sei gewesen: "Wir brauchen mehr Energie, speziell in der Abwehr." Gegen den FC Bayern hatten sie die, fand der 28 Jahre alte Center: "Das hat uns im Rennen gehalten - wir haben die ganze Zeit hart gespielt." Gegen vermeintlich leichtere Gegner wie Frankfurt und Chemnitz in dieser Woche sollten sie nun auch mal einen Stromausfall vermeiden.

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