Basketball:Aus den Fehlern der Fußballer lernen

Thomas Klepeisz (Basketball Loewen Braunschweig) beim Wurf, rechts Elias Harris (Brose Bamberg) *** Thomas Klepeisz Bas

Rochade: Beim Saisonfinale soll der ehemalige Braunschweiger Thomas Klepeisz (links) in Ulm den Franzosen Killian Hayes ersetzen.

(Foto: Susanne Hübner/imago images)

Das Hygienekonzept der Basketballliga überzeugt auch die zunächst skeptischen Spieler, nur die Politik muss noch zustimmen. Die Klubs sind schon bereit durchzustarten - einige mit neuen Profis.

Von Joachim Mölter

Noch steht die Ampel auf Rot, aber die Bundesliga-Basketballer drücken das Gaspedal schon mal ein wenig durch und lassen den Motor schnurren, um gleich durchstarten zu können, wenn sie auf Grün umspringt.

Was sie nach SZ-Informationen an diesem Dienstag tun wird. Im Lauf dieses Tages entscheidet das bayerische Kabinett darüber, ob die Basketball-Bundesliga (BBL) ihre vor zwei Monaten unterbrochene Saison fortsetzen und bei einem Turnier in München ihren Meister ermitteln darf. Ursprünglich hatte die Liga diesen Montag als letztmöglichen Termin für eine Genehmigung genannt, um den geplanten Spielbetrieb noch bis zum Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni abwickeln zu können. Aber die zehn Klubs, die bei dem Turnier mitmachen wollen, bereiten sich schon auf den Neustart vor: Sie haben ihre ausländischen Spieler zurückbeordert und bei den Akteuren, die sowieso, immer noch oder schon wieder im Lande sind, die ersten Tests auf das Coronavirus durchgeführt.

Es gab ja bereits vielversprechende Signale, die auf eine Saisonfortsetzung deuten: Die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) und das Arbeitsministerium in Berlin haben die geplanten Maßnahmen für den Schutz der Spieler am Arbeitsplatz gutgeheißen, bestätigte Jens Staudenmayer, Sportlicher Leiter der BBL, der SZ. Man kann das so sehen, als leuchte die Ampel damit bereits Rot-Gelb.

Fachlich sei ihr Sicherheits- und Hygienekonzept jedenfalls "absolut genehmigungsfähig", glauben die BBL-Funktionäre; auch die zunächst skeptischen Spieler sehen das nun offensichtlich so. "Das Konzept ist schon sehr, sehr sicher", findet der Bayreuther Bastian Doreth, der von seinen Kollegen zu einer Art Sprecher auserkoren worden ist. Im Gespräch mit der ARD-Sportschau bescheinigte Doreth der BBL, die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus "höchstmöglich eliminiert" zu haben. Hundertprozentige Sicherheit gibt's im Leben ja nicht. Die Frage ist nur, ob es politisch gewollt ist, dass nach den Fußballern hierzulande auch die Basketballer den Bundesliga-Betrieb wieder aufnehmen.

Es wäre allerdings schon sehr seltsam, wenn den Basketballern verwehrt würde, was den Fußballern erlaubt wurde. Das BBL-Konzept basiert ja auf dem der Deutschen Fußball Liga (DFL); es ist aber einfacher umzusetzen und sicherer einzuhalten. Der größte Unterschied: Die Basketballer reisen nicht ständig durchs Land mit dem Risiko, das Virus irgendwo unterwegs einzufangen oder zu verbreiten; sie werden strikter getrennt von der Außenwelt.

"Wir wollen keinen Fall Herrlich"

Die Basketballer trainieren zunächst noch daheim bei ihren Klubs, werden dort regelmäßig getestet und kommen dann Anfang Juni in München zusammen, dem einzigen Spielort. Dort werden sie für die Dauer des rund dreiwöchigen Turniers unter Quarantänebedingungen in einem einzigen Hotel untergebracht; isoliert, aber nicht eingesperrt. Das Konzept sieht vor, dass die Spieler in kleinen Gruppen spazieren oder joggen gehen können; sie dürfen nur nicht mit Menschen außerhalb ihrer geschlossenen Gesellschaft in Kontakt kommen, auch nicht mit Angehörigen. An Details wird laufend gefeilt, dabei lernen die Basketballer von Fehlern der Fußballer. "Wir wollen keinen Fall Herrlich", sagt Staudenmayer in Bezug auf den Augsburger Fußball-Trainer, "wir haben einen Online-Lieferservice organisiert, falls jemandem zwischendurch die Zahnpasta ausgeht."

Ein weiterer Unterschied der beiden Sportarten: Den Fußballern das Spielen zu erlauben, beschlossen Bund und Länder gemeinsam; das Ansinnen der Basketballer ist jetzt nur Ländersache, nämlich die des Bundeslandes Bayern, in dem das Turnier ja stattfinden soll. Die Genehmigung, mit dem Teamtraining anzufangen, hängt allerdings von den örtlichen Gesundheitsämtern ab. Theoretisch könnte die Landesregierung in München das Turnier erlauben, das Gesundheitsamt in Bamberg das dafür notwendige Mannschaftstraining der dortigen Basketballer aber nicht. Und das, obwohl beide Städte in Bayern liegen.

Dass nicht alle Klubs die gleichen Startbedingungen haben, "wird sich nicht ganz vermeiden lassen", sagt BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. In der Corona-Pause haben sich manche Teams sowieso verändert: Einige haben Verträge mit Spielern aufgelöst, um Kosten zu sparen; einige Profis wollten von sich aus weg. Nur vom gastgebenden Titelverteidiger FC Bayern, Pokalsieger Berlin und Oldenburg heißt es, sie könnten auf ihre kompletten Kader zurückgreifen; in Ludwigsburg hoffen sie das zumindest auch. Der frühere Serienmeister Bamberg muss auf zwei verletzte Spieler verzichten, Frankfurt nur auf einen.

Wegen der aktuellen Situation gestattet die BBL den Klubs für das Turnier zwei Nachverpflichtungen. Göttingen hat das gleich genutzt, nachdem sich zuvor drei Profis verabschiedet hatten. Auch in Vechta werden drei bekannte Gesichter fehlen: Ein im März entlassenes US-Trio zurückzuholen, können sie sich nicht leisten, dafür zwei Osteuropäer, in Matic Rebec sogar ein Mitglied von Sloweniens Europameister-Team von 2017. Crailsheim hat auch zwei Neue, jedoch von BBL-Rivalen. Dort hatte sich zudem der Amerikaner Quincy Ford erst ab- und dann wieder angemeldet. Auch aus Ulm hört man von einigem Hin und Her, definitiv verabschiedet hat sich bislang nur Spielmacher Killian Hayes, 18. Der Franzose hofft, im Juni bei der Talentbörse der nordamerikanischen Profiliga NBA ausgewählt zu werden, und will bis dahin kein Verletzungsrisiko eingehen. Für ihn kommt Thomas Klepeisz, der nach dem Turnierverzicht seines bisherigen Klubs aus Braunschweig frei war.

Es fehlt nur noch ganz offiziell das grüne Licht aus Bayern, dann können die Basketballer Gas geben.

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