Die Basketballer des FC Bayern haben mit einem 83:67-Sieg im Playoff-Viertelfinale gegen die MHP Riesen Ludwigsburg zum 1:1 in der Best-of-five-Serie ausgeglichen und die Kräfteverhältnisse zurechtgerückt. Den ersten Vergleich hatten die pomadigen Münchner, die bis auf den angeschlagenen Nick Weiler-Babb in Bestbesetzung angetreten waren, noch völlig überraschend nach Verlängerung mit 98:102 Punkten verloren. Dabei hatte Bayern-Weltmeister Andreas Obst sein Team mit einem Dreier mit der Schlusssirene zum 90:90 dramatisch in die Verlängerung gebracht - und so vermeintlich das Momentum zurück auf die eigene Seite gezogen. Aber die Gäste trafen unbeeindruckt weiter hochprozentig aus der Distanz, holten verdient die 1:0-Führung in der Viertelfinalserie und klauten den Münchnern den Heimvorteil.
Trotzdem schickte Trainer Pablo Laso zwei Tage später dieselbe Formation aufs Feld wie im ersten Vergleich: keine gute Idee. Denn die machte da weiter, wo sie am Samstag aufgehört hatte. Einfache Korbleger gingen daneben, freie Würfe wurden vergeben und Bälle verloren. Im Gegensatz zur ersten Partie, als die Bayern zunächst alles unter Kontrolle hatten und bis drei Minuten vor dem Ende stets führten, legte nun Ludwigsburg vor und zog schnell auf 14:7 weg.
FCB-Trainer Pablo Laso hat den qualitativ besten Kader, davon profitiert er in Spiel zwei
Aber Laso verfügt bekanntermaßen über einen Kader mit enormer Qualität, er reagierte und schickte Mitte des ersten Viertels seine drei Weltmeister aufs Feld. Eine wirkungsvolle Maßnahme, zumal Spielmacher Leandro Bolmaro wie schon im ersten Spiel meilenweit entfernt von seiner Bestform agierte. Weil auch Sylvain Francisco fehlte, der sich im ersten Spiel am Knie verletzt hatte, übernahm Isaac Bonga phasenweise das Aufbauspiel - und bewies seine Vielseitigkeit, mit 18 Punkten und elf Rebounds. "Seine Leistung war großartig, er hat verschiedene Positionen gespielt und uns überall geholfen. Das war heute enorm wichtig", sagte Laso.
Es waren also Münchens Weltmeister, die Sicherheit ins Spiel brachten und wie eine Welle über den Gegner schwappten. Zur Pause war die Führung zweistellig, nach dem Wechsel spülten die Bayern den Gegner endgültig weg: Die Korbleger klappten, die Distanzwürfe saßen, leichte Fehler schlichen sich kaum noch ein. Der große Unterschied zur Niederlage in Spiel eins war die Defensive, die den Riesen keine leichten Würfe gestattete - und damit mehr als 20 Punkte weniger als in Partie eins.
Den größten Vorteil haben die Münchner unter den Körben
Dennoch sah Laso "einiges, was wir verbessern müssen", womit er vornehmlich die Offensive meinte. Das lag allerdings an den Gästen, die sich erneut als unbequemer Gegner erwiesen. Dabei hatten sich die Baden-Württemberger erst am vergangenen Donnerstag mit einem Sieg in ihrem zweiten Play-In-Spiel gegen Hamburg als Achter und Letzter für die K.-o.-Runde qualifiziert. Nun haben sie den großen Favoriten einmal dank einer überragenden Wurfquote düpiert und im zweiten Vergleich auf fremdem Parkett zumindest lange Paroli geboten. Letztlich war das "zu wenig für diesen Gegner", sagte Ludwigsburgs Trainer Josh King. Er versprach den Bayern aber den nächsten großen Kampf, dann auf heimischem Parkett.
Münchens Topscorer war erneut Carsen Edwards mit 21 Punkten. Im ersten Spiel hatte er sogar 25 Zähler erzielt, sich aber in der entscheidenden Phase der Verlängerung schlechte Würfe erlaubt. Zudem überzeugte Münchens NBA-Champion Serge Ibaka mit 15 Punkten und sieben Rebounds; überhaupt haben die Bayern den größten Vorteil unter den Körben, wo auch Bonga und Devin Booker Rebounds sammeln. Dennoch muss der Pokalsieger nach der großen Überraschung im ersten Spiel mindestens einmal in Ludwigsburg gewinnen, um das erklärte Ziel zu schaffen: das Double.