Basketball:Berliner Dreier-Hagel für den FC Bayern

FC Bayern Muenchen v ALBA Berlin - BBL Finals Game 1

Marius Grigonis (li.) schenkte dem FC Bayern alleine 30 Punkte ein - viele davon aus der Distanz.

(Foto: Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)
  • Im Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft erlebt der FC Bayern ein bitteres Spiel eins gegen Alba Berlin.
  • Die Münchner verlieren zuhause nach Verlängerung, weil sie mit der aggressiven Spielweise der Berliner nicht klarkommen - und weil Berlin zu viele Dreier trifft.

Aus der Halle von Ralf Tögel

Es war viel erwartet worden von diesem Basketball-Playoff-Finale zwischen München und Berlin - den beiden besten Teams der Vorrunde. Schon das erste Spiel hat dies übertroffen: In einem mitreißenden Schlagabtausch hat Alba mit dem 106:95-Auswärtssieg dem FC Bayern auf dem angepeilten Weg zum Double einen empfindlichen Schlag versetzt.

Die Berliner haben den Münchnern den Heimvorteil entrissen und gehen nun mit einer 1:0-Führung in der Best-of-five-Serie in das zweite Spiel am Donnerstag (19 Uhr) in Berlin. Bayern-Coach Dejan Radonjic war ob der Niederlage besonders wortkarg, die Erkenntnis sei jedenfalls, dass "wir das zweite Spiel gewinnen müssen". Sein Kollege Aito Garcia Reneses stimmte ihm insofern zu, sich vom Sieg nicht blenden zu lassen: "Sie haben gezeigt, dass sie in Berlin gewinnen können. Es ist sowieso wichtig, das letzte Spiel zu gewinnen."

Vorab wurde ja einigen Duellen der Protagonisten besonders viel Bedeutung beigemessen: Wie die Berliner etwa gedenken, Münchens Topscorer Jared Cunningham zu bremsen. Oder, wie andererseits die Bayern den wertvollsten Spieler der Hauptrunde, Berlins Luke Sikma, oder den so treffsicheren Spencer Butterfield in die Schranken weisen wollen. Und natürlich wie Reggie Redding sein Wiedersehen mit Joshiko Saibou zelebrieren wird - im jüngsten Liga-Vergleich hatte der Münchner Forward dies ja mit einem herzhaften Würgegriff getan und war danach drei Spiele gesperrt worden.

Dass auch der Berliner bei diesem 91:72-Sieg, der letztlich FCB-Trainer Aleksandar Djordjevic den Job gekostet hatte, seinen Anteil am Gerangel hatte, wurde mit dessen Sanktion von einem Spiel Sperre deutlich. "Ich genieße die Rivalität zwischen Bayern und Alba", hatte es Albas Akeem Vargas, auf den Punkt gebracht, eine Rivalität, die sich aus vielen Begebenheiten speist. Zuvorderst einer lebhaften Fluktuation in Sachen Personal, zudem traf der Vorrundenerste auf den Zweiten und das Titelfinale ist für Berlin die Gelegenheit, sich für die Niederlage im Pokalfinale zu revanchieren. Bekanntlich wurden sie auf der Zielgeraden von den Bayern abgefangen, ein hart erkämpfter 80:75-Sieg hatte den Münchnern den ersten Titel seit der Meisterschaft 2014 gebracht.

Berlins herausragende Quote bei Dreier-Würfen

Vargas war es auch, der nun vor dem ersten Aufeinandertreffen ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert hatte: Wie die Alba-Spieler den starken Offensivkräften des Pokalsiegers zu begegnen gedenken, wurde er vom Berliner Radiosender rbb gefragt. Indem man sich "am Rande dessen bewegt, was erlaubt ist", hatte der frühere Nationalspieler entgegnet. Und das Alba-Personal ließ der Ankündigung Taten folgen, in dieser Saison war kein anderes Team im Audi Dome vorstellig geworden, das mit einer derartigen Intensität verteidigte wie die Berliner.

Die Münchner Spieler hatten teilweise Probleme, den Ball überhaupt ins Spiel zu bringen. Auch das Punkten wurde den Gastgebern bei keinem einzigen Wurf leicht gemacht, allerdings profitierten die Gäste davon, dass das Refereeteam um Anne Panther ihnen einiges durchgehen ließ. Die Münchner hingegen zeigten sich vom aggressiven Berliner Stil beeindruckt und fühlten sich in der ersten Halbzeit nicht zu Unrecht etwas härter beurteilt.

Hernach nannte etwa Bayern-Kapitän Anton Gavel die Freiwurf-Verteilung von 37:23 für die Gäste "interessant". Die Schuld für die Niederlage suchte aber kein Münchner bei den Unparteiischen, "wir hatten die Chance zu gewinnen und haben sie nicht genutzt", sagte Gavel, "das wird bestraft."

Kurz vor Ende hatte Bayern die Chance

Bei hohen Außentemperaturen war es ohnehin brütend heiß auf dem Parkett, aber was die Spieler boten, ließ die Halle kochen. Kein Zentimeter, kein Wurf, kein Pass, um den nicht gefightet wurde, allerdings fand der Gast schneller seinen Rhythmus. Und die Berliner unterstrichen von Beginn an ihre unglaubliche Quote aus der Distanz: Allein sechs Dreier versenkte Alba im ersten Viertel, wobei sich Butterfield (19) und Topscorer Marius Grigonis (30), der nicht ganz oben auf dem Zettel der Bayern stand, hervortaten.

Es schien, als sei gegen diese Treffsicherheit wenig auszurichten, aber die Münchner fanden einen Weg. Angeführt von Cunningham (13), der auch durch hautenge und knüppelharte Sonderbewachung kaum zu stoppen ist, kämpften sich die Bayern nach einem schnellen 5:11-Rückstand zu einer 21:20- Führung nach dem ersten Viertel zurück. Doch Alba hielt den Druck hoch, traf weiter hochprozentig von der Dreierlinie und lag zur Pause wieder 46:38 in Front. Da war bereits klar, dass das Team mit der niedrigeren Fehlerquote der Sieger sein wird.

Auch im zweiten Durchgang ging dieses intensive Kräftemessen der beiden besten Teams ungebremst weiter, erst verschafften sich die Berliner Mitte des dritten Viertels den einzigen zweistelligen Vorsprung der Partie (62:51), dann schafften es die Münchner, tatsächlich noch mehr Energie zu entfalten und erneut zum 62:64-Anschluss vor dem finalen Viertel zu kontern.

Vor allem Danilo Barthel (17) und Nihad Djedovic (18) gingen voran. Die 6054 Zuschauer hatten die Halle längst in ein Tollhaus verwandelt, das Geschehen wogte hin und her, die Führung wechselte mehrmals - und es kam schließlich zu dem erwarteten Showdown in den letzten Minuten, den dieses Klassespiel auch verdient hatte.

Die Bayern hatten vier Sekunden vor dem Ende den Ball - und damit beim 87:87 die Chance zum Siegtreffer. Aber es ging in die Verlängerung, mit dem besseren Ende für Alba. Danilo Barthel stand nach dem Spiel mit leerem Blick Rede und Antwort: Man sei den bekannt guten Distanzschützen des Gegners "nicht eng genug auf den Füßen gestanden". Barthel wusste aber bereits, wie die Mannschaft reagieren werde: "Ich bin sicher, dass wir diese Enttäuschung in positive Energie umwandeln werden." Und zwar umgehend, so Barthel weiter, am Donnerstag, in Berlin.

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