Saisonstart der Bayern-Basketballer:"Nah dran an feuchten Augen"

Die Mannschaft hat sich dramatisch verändert, die Königspersonalie ist trotzdem der Trainer. Die Bayern-Basketballer und Coach Dirk Bauermann starten in ihre erste Bundesliga-Saison - und die Erwartungen sind gleich so gewaltig, dass die Münchner sich um ein wenig Demut bemühen.

Ralf Tögel

Die Mannschaft hat sich dramatisch verändert, die Königpersonalie ist trotzdem der Trainer: Die Bayern-Basketballer und Coach Dirk Bauermann starten am Montag in die Bundesliga-Saison - bereits an diesem Donnerstag wird ihre Halle gegen Istanbul eingeweiht.

Dirk Bauermann

Auf Angriff: Bayern-Trainer Dirk Bauermann.

(Foto: dpa)

Die Mannschaft

Hat sich kurz vor Saisonstart dramatisch verändert. Trainer Dirk Bauermann muss zwei Spieler der Startformation kurzfristig ersetzen: Robin Benzing, 22, hat sich im letzten Spiel bei der Europameisterschaft in Litauen eine Bänderverletzung im Sprunggelenk zugezogen und wird mindestens in den ersten beiden Saisonspielen fehlen. Vor einer Woche bat Sharrod Ford, Zugang vom italienischen Erstligaklub Montegranaro, völlig überraschend aus privaten Gründen um die Auflösung seines Vertrages. Außerdem wird Aufbauspieler Bastian Doreth wegen eines Knorpelschadens im Knie mindestens ein halbes Jahr ausfallen.

Bauermann hatte ohnehin wegen der EM, bei der er zum letzten Mal als Bundestrainer fungierte und Steffen Hamann, Jan-Hendrik Jagla, Philipp Schwethelm und Robin Benzing spielten, nur knapp zwei Wochen Zeit, um mit komplettem Kader zu trainieren. Bauermann und Sportdirektor Marko Pesic suchen jetzt fieberhaft nach Ersatz für Ford, aber "der Markt ist leer gefegt", sagt Pesic. Leise Hoffnung macht Bauermann der nach wie vor in der NBA drohende Lockout, der Spieler dazu bewegen könnte, "für ein Jahr zu unterschreiben".

Die Bayern werden keinen Schnellschuss machen, die Zeit drängt aber. Bauermann sagt: "Wenn es bis Weihnachten dauert, wirft uns das wieder zurück." Dennoch sollte das Team mit den vier Nationalspielern und den Zugängen Je'Kel Foster, Ben Hansbrough (beide Guard) sowie Ruben Boumtje Boumtje (Center) genügend Substanz haben, um die Playoffs zu erreichen. Bauermann ist trotz allem zuversichtlich: "Meine Mannschaften haben in den Playoffs immer Bestform erreicht. Das wird auch diese tun."

Der Trainer

Dirk Bauermann, 52, war die Königs-Personalie im Basketball-Projekt des FC Bayern. Das hat Präsident Uli Hoeneß, dessen Zustimmung gleichzeitig der Startschuss war, immer betont. Bauermann baute sich erst eine Mannschaft zusammen, mit der er die zweite Liga ProA im Schnelldurchgang durchschritt, und geht nun wieder mit einem neu formierten Team in die zweite Phase. Wegen eines Interessenkonflikts als Bundes- und Erstligatrainer musste Bauermann auf einen Job verzichten, die Liga hatte eine Sonderregelung abgelehnt.

"Nur mit Bauermann“

Er entschied sich zugunsten der Bayern, sonst hätte Hoeneß das Ganze gestoppt: "Wir werden nur mit Bauermann weitermachen." Als letzte Vereinsmannschaft hatte Bauermann den amtierenden deutschen Meister Baskets Bamberg von 2001 bis 2008 trainiert, davon die letzten fünf Jahre bereits als Bundestrainer (zu dieser Zeit gab es das Verbot der Doppelfunktion noch nicht). Mit den Bayern hat Bauermann noch viel vor, wie er sagt, sein Vertrag läuft bis 2014.

Die Halle

Diese Geschichte erzählt Bernd Rauch besonders gern: Als er mit dem Trainer einen ersten Rundgang durch die Halle gemacht habe, am Montag sei das geschehen, "da war er nah dran an feuchten Augen". Und der habe in seinem bisherigen Trainerleben bekanntlich schon so einiges gesehen. Eigentlich müsste der Vizepräsident des FC Bayern, der federführend für die Basketballer verantwortlich ist, nichts mehr hinzufügen. Man sieht ihm den Stolz auf das Projekt auch so an. Ein bisschen was gibt es dann aber doch noch zu erzählen.

Fünf Millionen Euro hat der Verein in den Umbau der Rudi-Sedlmayer-Halle im Münchner Stadtbezirk Sendling-Westpark am Mittleren Ring gesteckt, 6700 Zuschauer wird die Halle fassen, in der versucht wurde, den "Geist der Spiele zu erhalten". Das Wegesystem sowie der obere Tribünenbereich wurden weitgehend erhalten, vieles ist im Stil der siebziger Jahre gestaltet: der Eingangsbereich und Hallenumlauf und der Vip-Bereich.

Neu sind der untere Hallenbereich, die Sitzschalen reichen bis nahe an das Spielfeld heran, neu ist auch die gesamte Technik in der Halle, die vier große Videowände umfasst. Das Retro-Konzept setzt sich über die Kioske bis in die Spielerkabinen fort, in denen neben einem neu gestalteten Umkleidebereich die alten Waschbecken den Charme der Siebziger versprühen. Da die Halle für das Basketballtunier der olympischen Spiele 1972 in München gebaut wurde, ist Rauch sicher, dass es in Sachen Atmosphäre und Ausstrahlung "nichts Besseres für diesen Sport gibt".

An der Fassade hat sich am wenigsten geändert, lediglich im Eingangsbereich gab es kosmetische Änderungen, der Schriftzug Rudi-Sedlmayer-Halle steht weiterhin unter dem neuen Namen Audi Dome. Das Wegeleitsystem wurde verbessert, das Parkhaus auf der gegenüberliegenden Seite des Mittleren Rings "reanimiert", wie Rauch sagt. Insgesamt stehen 650 Parkplätze zur Verfügung, was für das Gros der Zuschauer einen 15 Minuten langen Fußmarsch von der nächsten U-Bahn-Station Heimeranplatz bedeuten wird. Uli Hoeneß sagt zur neuen Bayern-Heimat: "Total gelungen."

Die Ziele

Zwar erinnert Bauermann hin und wieder an eine gewisse Demut, die man der Liga entgegenbringen müsse. Das Endspiel beim Domreiter-Cup gegen Bamberg, das 66:106 verloren ging, dürfte ihm trefflich als Argumentationshilfe dienen. Allein der Anspruch des Vereins ist ein anderer: Der FC Bayern dulde kein Mittelmaß, hat Bauermann selbst gesagt, Mindestziel in der Bundesliga ist das Erreichen der Playoffs. "Da muss man nicht rumeiern", sagt der Trainer.

Zudem wurden die Münchner mit einer Wildcard für den Eurocup ausgestattet, was ihren Stellenwert über die deutschen Grenzen hinaus verdeutlicht. Die Bayern sind als Zuschauermagnet überall willkommen, nicht zuletzt, weil die Kontrahenten von Berlin bis Thessaloniki singen können: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: