Basketball-Meister Alba Berlin:Party auf dem Parkett des großen Rivalen

Basketball-Meister Alba Berlin: Netzabschneider: Der ehemalige Münchner Maodo Lo und seine Berliner Teamkollegen auf der Jagd nach Andenken an ihren dritten Titel in Serie.

Netzabschneider: Der ehemalige Münchner Maodo Lo und seine Berliner Teamkollegen auf der Jagd nach Andenken an ihren dritten Titel in Serie.

(Foto: Straubmeier/Nordphoto/Imago)

Alba Berlin gibt sich keine zweite Blöße und feiert nach dem klaren 96:81 gegen den FC Bayern den Meisterschafts-Hattrick. Für die Münchner endet so eine verheißungsvolle Saison enttäuschend.

Aus der Halle von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern München haben die zweite Überraschung verpasst und das Heimspiel gegen Alba Berlin deutlich 81:96 verloren. Damit bekam Berlin zum dritten Mal in Serie ausgerechnet auf dem Parkett des großen Rivalen den Meisterpokal ausgehändigt und holte sich nach dem Pokalsieg in der Basketball-Bundesliga (BBL) das Double. Für die Münchner bleibt es eine Saison ohne Titel. Dass sie in der Euroleague ein starke Vorstellung geliefert und den Einzug ins Final Four gegen Barcelona im Viertelfinale hauchdünn verpasst haben, was noch nie einem deutschen Team gelungen ist, war am Sonntagabend kein Trost.

Präsident Herbert Hainer wollte im Moment der Niederlage dennoch "eine gute Saison" verbuchen, allerdings "mit gemischten Gefühlen". Der starken Vorstellung in der Euroleague stehe das frühe Pokal-Aus sowie die verlorene Meisterschaft gegenüber. Die Spieler hätten alles gegeben, dennoch habe die lange Saison sowie die Anstrengungen im internationalen Geschäft letztlich "zu viele Körner gekostet". Der Klub müsse nun überlegen, "wie wir das in Zukunft besser sequenzieren". Eine Idee sei, den Anteil an starken deutschen Spielern zu erhöhen.

Trainer Andrea Trinchieri wollte in diesem Moment erst gar nicht in eine Analyse gehen; erschöpft betonte er nur, dass "ich nicht stolzer auf die Spieler sein könnte". Fakt sei, dass angesichts der großen Verletztenmisere - in Darrun Hilliard, Leon Radosevic, Corey Walden und Vladimir Lucic fehlten vier Schlüsselspieler - das restliche Aufgebot "einfach nicht mehr Energie" hatte. Dann blitzte noch einmal Feuer in den Augen des Italieners auf: "Diese Niederlage ist der Treibstoff, um stärker, härter und besser zurückzukommen."

Trinchieri wusste schon: "Die Party wurde nur verschoben." Die der Berliner wohlgemerkt

Für gewöhnlich malt Trinchieri mit seinen Worten schöne Bilder, um den Zustand der Mannschaft zu skizzieren. Da wird er schon mal zu einem Schneider, dessen Aufgabe es ist, den Anzug in die rechte Form zu bringen, oder zum Mechaniker, der an einem Cadillac die ein oder andere Schraube justiert. Selbiges war vor dem vierten Finalspiel gegen Alba zu erwarten, ein gelber See vielleicht, in dem er verloren herumschwimme, das Wasser bis zum Hals, es hört nicht auf zu regnen ...

Doch der Italiener verzichtete auf seine Geschichten: Er wurde zum Nihilisten. Ausgerechnet Trichieri, der trotz aller Rückschläge immer wieder Lösungen zu präsentieren wusste und ein ums andere Mal sein Talent für die Improvisation auf dem Spielfeld bewiesen hatte. Er sagte also vor dem zweiten Matchball der Berliner im Audi Dome, dass es angesichts der herrschenden Bedingungen in seinem Kader sowieso sinnlos sei, an ein weiteres Wunder zu glauben: "Die Party wurde nur verschoben." Die der Berliner wohlgemerkt.

Basketball-Meister Alba Berlin: Die Bayern um Nihad Djedovic blieben in den Finalspielen am Ende chancenlos.

Die Bayern um Nihad Djedovic blieben in den Finalspielen am Ende chancenlos.

(Foto: Oryk Haist/dpa)

Trinchieri behielt recht, auch weil die Situation im Münchner Kader kein bisschen besser geworden war. Leon Radosevic weilte wegen eines Virus in der Klinik, Antreiber Vladimir Lucic war zwar in der Halle, saß aber mit den übrigen maladen Kollegen hinter der Bande. Dass der Kader immer noch gut genug besetzt war, um den großen Rivalen in die Knie zu zwingen, dürfte am Freitagabend jeder mitbekommen haben. Die Frage aber war: Können die verbliebenen Akteure in ihrem 84. Saisonspiel noch einmal die Kraft aufbringen? Zumal im ausgedünnten Kader keiner einen schwachen Tag haben sollte - mangels Kollegen, die dies kaschieren könnten.

Es war kaum anzunehmen, dass sich Berlin noch einmal so desolat präsentieren würde

Außerdem war kaum anzunehmen, dass sich dieses Alba-Team, das in den vergangenen Wochen so stabil aufgetreten war und eine Serie von 19 Siegen hingelegt hatte, im Angesicht des großen Triumphs nochmals so desolat präsentieren würde wie beim 60:90 in Spiel drei in eigener Halle. Da hatte Alba eine Dreierquote von unter zehn Prozent fabriziert, und wie zum Beleg warf Jaleen Smith, einer der starken Alba-Distanzschützen und mit 23 Punkten Topscorer des Tages, nun sogleich zwei Dreier in den Münchner Korb. Center und Kapitän Johannes Thiemann (15 Punkte) agierte entschlossen unter dem Korb (der Nationalspieler war mit 15 Punkten bester Werfer des Tages), Alba ging schnell 11:0 in Führung.

Basketball-Meister Alba Berlin: Rein das Ding: Berlins Christ Koumadje (links) setzt sich gegen Paul Zipser durch.

Rein das Ding: Berlins Christ Koumadje (links) setzt sich gegen Paul Zipser durch.

(Foto: Straubmeier/Nordphoto/Imago)

Einmal mehr schienen die Münchner über sich hinauswachsen zu können. Andreas Obst (11 Punkte) und der nimmermüde kämpfende Kapitän Nihad Djedovic (11) initiierten eine Aufholjagd, die ihr Team auf 11:16 heranbrachte. Dann aber übernahm wieder der Favorit. Entweder stopfte der 2,24-Riese Christ Koumadje (11) den Ball aus dem Stand in den Korb oder Smith und Blatt (14) trafen aus der Distanz: Zur Halbzeit führte Berlin 52:36.

Nach dem Wechsel konterten die Gäste die dank Deshaun Thomas (12) und Augustine Rubit (15) aufkeimenden Hoffnungen schnell mit zwei Distanzwürfen, in das finale Viertel ging Alba mit einem beruhigenden 76:54-Vorsprung. Der Titel ging an das in dieser Finalserie klar bessere Team, die tapfer kämpfenden Bayern verdienten sich vor 5469 Zuschauern bei brütender Hitze immerhin großen Respekt. Letztlich aber war für die platten Münchner gegen einen besser und ausgeglichener besetzten, neuen und alten deutschen Meister nicht mehr möglich.

International ist der FC Bayern aus deutscher Sicht das Maß der Dinge, auf nationalem Parkett haben die Münchner - wie in der Vorsaison - die Zeche dafür entrichtet.

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