Basketball:Bangen um die Existenz

Basketball: Verwaister Korb: Auch die Hallen der Basketball-Bundesliga bleiben vorerst geschlossen.

Verwaister Korb: Auch die Hallen der Basketball-Bundesliga bleiben vorerst geschlossen.

(Foto: Camera 4 / imago)

Die Bayern joggen im Wald, Bamberg will ab Montag normal trainieren, der erste US-Amerikaner verlässt Bayreuth auf eigenen Wunsch: Wie die bayerischen Klubs mit der Pause der Bundesliga umgehen.

Von Sebastian Leisgang und Ralf Tögel

Die Basketball-Bundesliga (BBL) der Männer hat ihren Spielbetrieb "bis auf Weiteres" ausgesetzt. Anders als im Eishockey ist die Spielzeit damit noch nicht komplett abgesagt. Die bayerischen Klub gehen unterschiedlich damit um: Während Bamberg und Bayreuth schnell wieder trainieren wollen, hat Würzburgs Geschäftsführer den Glauben schon verloren, dass die Saison regulär zu Ende gebracht werden kann.

FC Bayern München

Danilo Barthel geht es gut, wie er sagt, "keinerlei Symptome". Am Freitagnachmittag saßen Vereinsführung, Trainer und Spieler zusammen, um über die nähere Zukunft zu beraten. "Der Verein hat entschieden, bis Freitag den Betrieb ruhen zu lassen", berichtet der Teamkapitän, die Spieler sollten in dieser Zeit weitgehend unter Eigenregie versuchen, fit zu bleiben. Auch im Audi Dome bestehe die Möglichkeit zu trainieren, "aber nur individuell", wie Barthel sagt. "Es bleibt uns selbst überlassen, ob wir in die Halle gehen oder eine Laufeinheit im Wald einlegen." Angesichts des Spielplans wären freie Tage ja eine Wohltat, "um ein bisschen runterzufahren", erklärt der 28-Jährige, aber: "Bei so einem Anlass kann man sich nicht freuen." Er werde jedenfalls Menschenansammlungen meiden. Die Spieler blieben alle in der Stadt, "damit der Verein im Fall der Fälle bestmöglich helfen kann". Wie es dann weitergeht? "Schwer zu sagen", sagt Barthel, "ich jedenfalls werde mich professionell verhalten und mein Bestes geben." Zu der Besprechung hatte sich prominenter Besuch angekündigt: FCB-Präsident Herbert Hainer war extra aus Herzogenaurach angereist, um den Spielern in dieser beunruhigenden Zeit beizustehen. Rund um die Uhr könnten sich die Profis an den Klub wenden, sagte er.

Brose Bamberg

"Bisher ist alles weitgehend normal", sagt Leo De Rycke. Damit meint der Sportdirektor der Basketballer von Brose Bamberg, dass man keinesfalls gedenke, in Aktionismus zu verfallen. Denn normal ist in diesen Zeiten herzlich wenig, das weiß natürlich auch der Belgier, schon gar nicht im Profisport. Auch wenn die BBL den Spielbetrieb bis auf Weiteres ausgesetzt hat - in zwei Wochen könnte es ja tatsächlich schon wieder weitergehen. Das jedenfalls hat De Rycke im Blick, wenn er sagt: "Am Montag wird wieder ganz normal trainiert." Stand heute, wie der Brose-Sportdirektor noch anfügt. Der jüngste Sieg im Franken-Derby bei Würzburg hat wieder Ruhe in die Reihen der Bamberger gebracht, die Rangordnung ist wieder hergestellt, die Oberfranken stehen jedenfalls in der Tabelle über den Unterfranken. Alle Spieler bleiben also in Bamberg, die Vereinsführung hat ihnen zudem nahegelegt, dass sie sich auch Corona-gerecht verhalten sollten: "Sie wissen schon, dass sie nicht in die Disco oder volle Klubs gehen sollten", so De Rycke, Händewaschen und die üblichen Vorsichtsmaßnahmen wurden ebenfalls nochmals angesprochen. Sechs Heimspiele stehen noch aus in der Brose-Arena, und noch hat der Klub die Hoffnung, diese auch auszutragen - wann auch immer. Sonst droht dem Vernehmen nach der Verlust eines mittleren sechsstelligen Betrages, selbst für einen Klub wie Brose Bamberg ein happiger Malus für die Zukunft.

s. Oliver Würzburg

Die Mannschaft um Trainer Denis Wucherer wird den Trainingsbetrieb für "mindestens zehn Tage" ruhen lassen. So sagt es Geschäftsführer Steffen Liebler und erklärt: "Die Spieler gehören zwar nicht zur Risikogruppe, aber es ist auch unsere Verantwortung, die Ausbreitung des Virus einzudämmen." Er habe den Spielern bei einer Besprechung am Freitagvormittag deshalb geraten, persönliche Kontakte im Alltag auf ein Minimum zu reduzieren und sich überwiegend zu Hause aufzuhalten. "Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen", betont Liebler.

Welche finanziellen Konsequenzen die Pandemie für die Würzburger Basketballer hat, ist derzeit noch nicht absehbar, Liebler sagt daher nur: "Ich glaube, dass allen Vereinen sehr, sehr schwierige Zeiten bevorstehen. Das Thema wird uns noch ein paar Wochen verfolgen, deshalb wird es ein wirtschaftlicher Kraftakt für uns." In der Geschäftsstelle werden derzeit alle Szenarien durchdacht - auch das Thema Kurzarbeit. Den Glauben, dass die Saison, beispielsweise zu späterer Zeit, zu einem regulären Ende gebracht wird, hat Liebler inzwischen verloren. "Ich will es nicht laut aussprechen", sagt er, "aber ich glaube, man kann da eins und eins zusammenzählen." Er findet ohnehin in Bezug auf den Basketball selbst: "Der Sport sollte momentan in der zweiten oder dritten Reihe stehen. Natürlich müssen wir eine Regelung finden für den Fall, dass gar nicht mehr gespielt wird, aber es gibt gerade wichtigere Themen, mit denen wir uns beschäftigen sollten."

Medi Bayreuth

Am Freitag ist Center Reid Travis im Zuge der Coronakrise in die USA zurückgekehrt. Nun sagt Bayreuths Geschäftsführer Björn Albrecht: "Ich kann nicht ausschließen, dass auch andere auf eigenen Wunsch gehen, die Spieler schalten jetzt eben in den Survival-Modus. Ich kann nur an sie appellieren, an Bord zu bleiben, bis wir endgültig Fakten haben." Noch ist schließlich ungewiss, ob die Bundesliga-Saison zu Ende gebracht wird. Auch in Bayreuth rüsten sie sich deshalb für den Fall, dass der Basketball wieder zur Tagesordnung übergeht. Die Mannschaft hat bis Mittwoch frei, dann ist ein geregelter Trainingsbetrieb geplant, um gewappnet zu sein, falls bald wieder Pflichtspiele anstehen. Albrecht weiß aber: "Es wird nicht einfach, das Training aufrecht zu erhalten. In Bayreuth sind alle Hallen geschlossen worden, deshalb arbeiten wir daran, eine Sondergenehmigung zu bekommen."

Was auch immer die nächsten Tage bringen: Albrecht ist sich schon jetzt sicher, dass die Krise "erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen" für die Bayreuther Basketballer haben wird. Selbst für den Fall, dass die Bundesliga-Saison nicht abgebrochen werden sollte, sagt Albrecht: "Alle Szenarien sind existenzbedrohend für uns. Es geht jetzt nur noch darum, unser Überleben zu sichern."

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