Basketball:Balodis spielt die Hauptrolle

Ratiopharm Ulm vs s.Oliver Wuerzburg, Basketball, easycredit, BBL, Maenner, Bundesliga, Saison 2016/2017, 21.12.2016

Ende einer zuletzt erfolglosen Zusammenarbeit: Douglas Spradley muss gehen.

(Foto: Nicolas Woern / Eibner Pressefoto)

Zum Jahresende trennen sich Würzburgs Basketballer von Trainer Douglas Spradley.

Von Matthias Schmid

Noch am frühen Freitagnachmittag sprach Douglas Spradley von "meinen Jungs, die hart dafür arbeiten, damit sie Spiele auch wieder gewinnen". Dabei waren es zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr seine Jungs. Am Vormittag hatte der Deutsch-Amerikaner erfahren, dass er nicht länger als Cheftrainer beim Basketball-Bundesliga s. Oliver Würzburg arbeiten darf. Die 88:93-Niederlage am Vorabend bei den abstiegsbedrohten Eisbären Bremerhaven war die berühmte Niederlage zu viel.

Seiner fristlosen Kündigung begegnete der 50-Jährige nach nur fünf Saisonsiegen mit Würde, dabei waren die vergangenen Wochen für ihn ziemlich unwürdig verlaufen. Schon seit Wochen war in und um Würzburg über Spradleys Demission diskutiert worden, mal lauter, mal leiser, mal öffentlich, mal hinter vorgehaltener Hand. "Es ist schwer, das alles auszublenden", bekannte Spradley noch vor der Pressemitteilung, in der der Klub um 17.17 Uhr verkündete, dass er sich von seinem Cheftrainer wegen Erfolglosigkeit getrennt hatte.

Wer ihm letztlich die schlechte Nachricht von der Entlassung überbrachte, wollten der Würzburger Verantwortlichen nicht für wichtig erachten. Das sei doch nicht relevant, hieß es nur. Doch mit Blick auf das interne Machtzentrum des Klub war der Botschaftsüberbringer dann doch relevant. Normalerweise ist bei den Würzburger Basketballern Steffen Liebler als Geschäftsführer Sport zuständig. Doch nach der Aufkündigung des noch bis Sommer 2018 gültigen Vertrages äußerte sich nur Gunars Balodis öffentlich, der kaufmännische Geschäftsführer. "Wir sind deutlich enttäuscht von der sportlichen Entwicklung", erklärte er.

War Liebler also entmachtet worden, weil er mit Spradley eng zusammenarbeitete und ihm noch eine weitere Chance geben wollte? "Es ist klar, dass es bei den gehobenen Ansprüchen, auch des Hauptsponsors, zu Konflikten kommen kann", sagte Balodis hierzu, und: "Mit dem neuen Trainer wollen wir auch die sportliche Leitung neu ordnen." Der 53-Jährige arbeitet seit dem 1. September für den Verein und soll in erster Linie neue Sponsoren akquirieren. Der ehemalige Erstligabasketballer (unter anderem in Ludwigsburg) gilt als Vertrauter von Bernd Freier, der bei Würzburg als alleiniger Gesellschafter sowie Haupt- und Namensponsor jede große Entscheidung persönlich absegnet. Balodis sprach sich nach Informationen der Mainpost intern schon länger gegen Spradley und für Dirk Bauermann als neuen Coach aus. Der frühere Bundestrainer trainiert inzwischen die iranische Nationalmannschaft und soll voraussichtlich am Montag vorgestellt werden. "Wir haben die Saison noch nicht abgeschenkt und wollen mit dem neuen Trainer noch einmal voll angreifen", erklärte Balodis.

Balodis ließ nach dem Rauswurf des Spielmachers Vladimir Mihailovic Mitte Dezember die wichtige Planstelle unbesetzt, obwohl Liebler eine schnelle Lösung präferierte. Leidtragender dieser Dissonanzen auf Managementebene war Spradley, der auf einen Aufbauspieler in den vergangenen Spielen verzichten musste. "Ich hätte mir natürlich eine schnellen Transfer angesichts verletzter und erkrankter Spieler gewünscht", sagt Spradley. Die emotionalen und spielerischen Leistungsschwankungen seiner Spieler machten ihn zunehmend ratlos. Dabei waren er und der Klub mit großen Ambitionen in die neue Runde gestartet, nachdem der Deutsch-Amerikaner das Team vergangene Saison nach dem Aufstieg in die Meisterrunde geführt hatte.

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