Basketball:Außenseiter und Strapazierte

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Nicht schon wieder: Andrea Trinchieri, Trainer des Pokal-Gastgebers FC Bayern München, ist mit dem Termin gar nicht einverstanden. Nächsten Dienstag nämlich steht schon das erste Euroleague-Playoff-Spiel in Mailand an. (Foto: Revierfoto/Imago)

Titelverteidiger Berlin und Gastgeber FC Bayern gehen als Favoriten ins Top-Four-Turnier um den Pokal, Göttingen und Ulm wittern angesichts deren Belastungen ihre Chance.

Von Ralf Tögel, München

Basketball-Festwochen hat Stefan Holz, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), angekündigt. Eingeläutet werden diese am Wochenende vom Top-Four-Turnier um den deutschen Pokal, das der FC Bayern München im Münchner Audi Dome ausrichtet. Im ersten Halbfinale stehen sich am Samstag (16 Uhr) die Gastgeber und Ratiopharm Ulm gegenüber, im Anschluss daran der Pokalverteidiger und deutsche Meister Alba Berlin und die BG Göttingen (19.30 Uhr); das Finale steigt am Sonntag um 15 Uhr. Es geht um die erste Trophäe in dieser verrückten Saison, die ursprünglich bereits Anfang November des vergangenen Jahres vergeben werden sollte. Wegen diverser Corona-Fälle, vor allem im Berliner Team, und daraus resultierender Verschiebungen zog sich der Wettbewerb jedoch bis jetzt hin.

Als Favoriten sind natürlich die beiden deutschen Euroleague-Vertreter zu sehen, allein wegen ihrer edel besetzten Kader, was sie in zahlreichen Duellen mit den besten Teams des Kontinents unter Beweis gestellt haben. Für Alba ist die Euroleague seit vergangener Woche nach der Hauptrunde beendet, die Münchner haben als erstes deutsches Team als Fünfter die Playoff-Runde in der europäischen Königsklasse erreicht. Und genau das bietet den vermeintlichen Außenseitern eine weitere Chance - neben der Tatsache, dass K.-o.-Spiele immer für Überraschungen gut sind.

Berlin könnte mit dem elften Titel Rekordsieger werden, hat aber Respekt vor Halbfinalgegner Göttingen

Der BBL-Tabellenzweite Berlin reist mit der Hypothek von 64 Pflichtspielen an, eine Belastung, die dem Meister bereits fünf Niederlagen in der Liga eingebracht hat. Motivation sollte der mögliche elfte Triumph sein, damit wäre Berlin dann alleiniger Rekordgewinner. Für Göttingen ist der Pokal dagegen eine einmalige Titelchance, die BBL-Playoffs sind für den Tabellenneunten nur noch theoretisch zu erreichen. Auch wegen vieler starker Auftritte im Saisonverlauf ist der Respekt des Cupverteidigers vor Göttingen groß. Was die Belastung angeht, gilt das umso mehr für den Bayern: Die Münchner haben zwar den FC Barcelona, ZSKA Moskau oder Efes Istanbul geschlagen, also die drei besten Teams im Euroleague-Ranking, aber kürzlich in der BBL auch gegen Gießen und Braunschweig verloren. Mittlerweile hat das Team von Trainer Andrea Trinchieri 67 Partien in den Knochen, so viele wie keine andere Mannschaft. Ulm dagegen geht vergleichsweise ausgeruht aufs Feld - und hat die Klasse, den Favoriten zu stürzen. "Ich denke, wir haben im Kader ein paar spannende Jungs, die über sich hinauswachsen können", sagt Geschäftsführer Andreas Oettel. Was auch dem Münchner Kollegen Marko Pesic nicht entgangen ist: "Ulm spielt momentan seinen besten Basketball, die müssen wir erst mal schlagen."

Direkt nach dem Pokalwochenende beginnen für die Bayern die Euroleague-Playoffs

Für FCB-Coach Trinchieri wäre eine Niederlage ein weiterer Stimmungsdämpfer, der Italiener ist mit dem Termin angesichts der beiden Euroleague-Spiele am Dienstag und Donnerstag in Mailand ohnehin verärgert. Schließlich vertrete der FCB den deutschen Basketball, da hätte die Liga nach seiner Ansicht mehr Entgegenkommen zeigen müssen. Für BBL-Geschäftsführer Holz ist das die Fortsetzung der Basketball-Festwochen, daher kann er auch den Standpunkt des FCB-Trainers verstehen. Holz betont aber auch, dass man sich in München schon sicher sein darf, dass die Liga alle Eventualitäten wohlwollend geprüft habe: "Wir haben alle Szenarien durchgespielt, es war in dieser gedrängten Saison der bestmögliche Termin." Alba-Geschäftsführer Baldi sprang Holz zur Seite, angesichts der Terminflut habe es keine bessere Alternative gegeben. Dafür drücke er den Bayern mal die Daumen: "Aber erst in der Euroleague."

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