Basketball:Aufgefrischte Atmosphäre

Petteri Koponen (FC Bayern Basketball) im Zweikampf mit Nick Weiler-Babb (MHP Riesen Ludwigsburg), MHP Riesen Ludwigsbur

Solche Pässe spielen in den Plänen des FC Bayern keine Rolle mehr: Petteri Koponen (links) wird den Klub verlassen, dafür ist Nick Weiler-Babb (rechts) von den Riesen Ludwigsburg gekommen.

(Foto: Imago/Eibner)

Der FC Bayern kündigt nach einer enttäuschenden Saison die Verjüngung seines Kaders an. Ein Teenager-Trio soll langfristig für Identitätsstiftung sorgen.

Von Joachim Mölter

Malcolm Thomas war der letzte Zugang des FC Bayern Basketball, der in dieser Woche in München eingetroffen ist; der 31 Jahre alte Amerikaner kam aus Kalifornien eingeflogen, wo er noch private Dinge zu erledigen hatte. Nihad Djedovic, 30, der dienstälteste FC-Bayern-Profi, wird an diesem Freitag dann der letzte sein, der ins Teamtraining für die kommende Saison einsteigt; individuell hat der lange verletzt gewesene Guard bereits wieder geübt. Wenn dann alle Spieler des Klubs beisammen sind, die neuen sowie die alten, und sich ein wenig kennengelernt haben, werden sie einen neuen Kapitän wählen müssen; der bisherige - der Flügelspieler Danilo Barthel - ist ja im Sommer zu Fenerbahce Istanbul abgewandert. Sicher ist bislang bloß: Petteri Koponen wird es nicht werden.

Mit dem 32 Jahre alten Finnen verhandelt der Klub gerade über die Auflösung seines noch ein Jahr gültigen Vertrages, wie Sportdirektor Daniele Baiesi am Donnerstag mitteilte. Der 2018 vom FC Barcelona zum FC Bayern gewechselte Koponen, einer der besten Dreierschützen in Europa, "ist kein Teil unserer Planungen für nächste Saison", sagte Baiesi.

Der Italiener versuchte, die Trennung freundlich zu verpacken, er lobte Koponens Beitrag zum Titelgewinn 2019. Aber zwischen den Worten, Sätzen und Zeilen klang durch, dass man ihn zumindest mitverantwortlich macht für die eher mäßige Stimmung, die offensichtlich in der vergangenen Saison im Kader geherrscht hat. Koponen war tatsächlich oft eine gewisse Freudlosigkeit bei seiner Tätigkeit anzusehen; seine Mutter Sonja verbreitete die Unzufriedenheit zudem über die Sozialen Medien weiter. Das werden sie wohl auch beim FC Bayern mitbekommen haben.

Die Entscheidung, auf Koponens Dienste zu verzichten, habe nicht der neue Trainer Andrea Trinchieri getroffen, versicherte Baiesi; sie sei von der Klubführung gefällt worden. Die habe beschlossen, die Mannschaft verjüngen, vor allem "die Atmosphäre innerhalb des Teams auffrischen" zu wollen. "Die Partnerschaft mit Petteri war wie in einer Sackgasse", fügte Baiesi hinzu, "wir haben nicht geglaubt, dass er noch in die Mannschaft passt."

Die Verabschiedung des zweitältesten FC-Bayern-Profis nach Alex King, 35, geht nicht nur einher mit einer Verjüngung des Kaders, sondern mit einer "deutlichen Richtungsänderung der Klub-Strategie", wie Baiesi bei der Gelegenheit gleich noch bekannt gab. Die Münchner mussten ja auf die unbefriedigende Saison 2019/20 reagieren. In der hatten sie nicht nur den nationalen Titel verspielt durch das Viertelfinal-Aus beim Bundesliga-Finalturnier in heimischer Halle, sondern auch in der Euroleague enttäuscht, dem höchsten kontinentalen Wettbewerb. Dort waren sie beim Abbruch der Saison wegen der Corona-Pandemie bloß Vorletzter. "Wir waren Minderleister, keine Frage", gab Baiesi zu, "wir haben den Hintern versohlt bekommen."

Die neue Strategie sei aber vorher verabredet worden, erzählte der Sportchef: "Wir haben den Samen schon vor langer Zeit außerhalb des Scheinwerferlichts gepflanzt." Zum Kader für die neue Saison gehören nun auch drei Eigengewächse: die Flügelspieler Sasha Grant, 18, und Matej Rudan, 19, sowie der Guard Jason George, 19. "Sie werden ein solider Bestandteil der Bundesliga-Rotation sein", sagt Baiesi. Der neue Trainer Andrea Trinchieri hatte bereits bei seiner Vorstellung im Juli versprochen, Talente zu entwickeln: "Wir werden junge Spieler sehen, die uns eine Menge Energie bringen." Langfristig erhoffen sich die Verantwortlichen der FC-Bayern-Basketballer von ihrem Teenager-Trio eine identitätsstiftende Wirkung wie es den Fußballern einst mit der Integration von Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Thomas Müller, David Alaba gelang. Baiesi sieht in Grant und Co. jedenfalls "einen wesentlichen Teil unseres Teams in der Zukunft". Für Einsätze auf höchstem europäischen Niveau kommen die drei Jungen noch nicht in Betracht. Die Euroleague-Saison soll Anfang Oktober beginnen, für die Münchner am 2. mit einem Heimspiel gegen Olimpia Armani Mailand. Für die Doppelbelastung auf nationaler und internationaler Ebene unterhält der FC Bayern einen Kader, der auch ohne Koponen noch 17 Profis umfasst. Aber von den neun Ausländern im Team müssen in der Bundesliga aufgrund der dort geltenden Beschränkung ohnehin immer drei pausieren. Einen klaren Spielgestalter werden die Münchner Basketballer auch in der kommenden Saison nicht haben, was vor allem daran liegt, dass Trainer Trinchieri schon zu seiner Zeit bei Brose Bamberg auf vielseitig verwendbare Guards gesetzt und damit Erfolg gehabt hat. Was man aus Baiesis Ausführungen am Donnerstag herausgehört hat, setzen die Münchner vor allem auf Zan Mark Sisko, 23. "Er wird ein Euroleague-Starter", glaubt Baiesi, "aber er muss noch durch einen Lernprozess." Zudem hält er viel vom Neuzugang Nick Weiler-Babb, 24: Der habe in Ludwigsburg zwar auf anderen Positionen agiert, aber davor im US-College seine Spielmacherqualitäten nachgewiesen. Aber im Grunde, sagt Daniele Baiesi, "haben wir einen ganzen Haufen von Spielmachern". Da war Petteri Koponen einfach einer zuviel.

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