Basketball:Auf Trab bis zum Schluss

10.11.2019, BBL, FC Bayern Basketball vs Alba Berlin, Audi Dome Muenchen, Basketball, im Bild: Alex King ( FC Bayern Ba

Kontrolle in der Luft: Bayerns Alex King gegen Johannes Thiemann von Alba Berlin.

(Foto: Philippe Ruiz / imago)

Der FC Bayern München gewinnt nach kurzer Schwächephase das Spitzenspiel gegen Alba Berlin - das 84:80 deutet daraufhin, dass die beiden Klubs abermals die Bundesligasaison beherrschen werden.

Von Joachim Mölter

Ein Grundsatz des spanischen Basketball-Trainers Aito Garcia Reneses lautet: durchziehen bis zuletzt! Egal, ob man mit 20 Punkten vorne oder mit 20 Punkten hinten liegt, ob das Spiel nicht mehr zu verlieren oder nicht mehr zu gewinnen ist: nie nachlassen, immer volle Pulle, stoisch, bis zum Schluss! "Wir dürfen unsere Konzentration nicht verlieren", hat er den Spielern von Alba Berlin unlängst noch mal eingeschärft, nach einer Heimniederlage gegen den Euroleague-Champion ZSKA Moskau (66:82), "wir müssen immer fokussiert bleiben, mit aller Intensität spielen."

Wenn man diese Einstellung verinnerlicht, so die Erfahrung des 72-Jährigen, hilft das, wenn es mal etwas enger zugeht in der Schlussphase. So wie am Sonntag im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga zwischen dem FC Bayern München, dem deutschen Meister der vergangenen beiden Jahre, und Aitos Klub Alba Berlin, dem jeweils unterlegenen Finalgegner. Da lagen die Berliner 90 Sekunden vor Schluss bereits zwölf Punkte zurück (69:81/31.), "aber wir waren in der Lage, die Partie bis zum letzten Moment offen zu halten", resümierte der Spanier zufrieden, auch wenn es nicht mehr zum Sieg reichte. Bayern gewann vor 6500 Zuschauern 84:80 (41:38) und ist nun alleiniger Tabellenführer mit 12:0 Punkten. Alba rangiert mit 10:2 Zählern auf Platz drei hinter den MHP Riesen Ludwigsburg, die ein Spiel mehr absolviert haben (12:2)

. Bei den Ludwigsburgern bestreiten die Berliner am kommenden Sonntag ihr nächstes Spitzenspiel, da müssen sie nun aufpassen, nicht schon frühzeitig ins Hintertreffen zu geraten im Kampf um den Heimvorteil in den Playoffs. Die Saison steht zwar erst am Anfang, es kann also im Grunde noch viel passieren, aber es ist nicht damit zu rechnen, dass der FC Bayern und Alba häufig gegen nationale Konkurrenten verlieren.

Insofern war das Duell vom Sonntag ein kleiner Fingerzeig, wer hierzulande die Nummer eins ist, aber nur ein kleiner. "Ein Spiel gegen Alba ist immer wichtig", sagte FC-Bayern-Coach Dejan Radonjic, "aber am wichtigsten ist es am Ende der Saison." Die beiden Klubs werden ja noch mindestens dreimal aufeinandertreffen in diesem Spieljahr, am 18. Dezember und 24. März in der Euroleague sowie am 2. Mai im Bundesliga-Rückspiel. Bis zu fünf weitere Partien können danach in den Playoffs dazukommen, wo sich die Rivalen vermutlich erneut begegnen; zumindest ist das die allgemeine Erwartung. Das erste Gipfeltreffen dieser Saison war sowohl für den FC Bayern als auch für Alba ein Kraftakt nach ihren jüngsten Euroleague-Partien: Die Berliner hatten am Donnerstag in Tel Aviv verloren (78:104), der FC Bayern am Freitag bei Fenerbahce Istanbul (82:90). "Wir haben bei Fenerbahce ein gutes Spiel gezeigt, das sollte uns trotz der kurzen Vorbereitungszeit Zuversicht geben", hatte Radonjic gehofft; zudem setzte er auf den Heimvorteil, nicht zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte. In den statistischen Kategorien waren die Mannschaften ja annähernd gleichwertig, sie neutralisierten sich, selbst, was die Verletztenliste anging. Beim FC Bayern fehlte neben den Dauerpatienten T.J. Bray (Fuß), Josh Huestis (Knie) und Mathias Lessort (Sprunggelenk) erneut auch Nihad Djedovic (Reizung im Knie). Bei Alba saß der Schwede Marcus Eriksson zwar wieder auf der Bank (kam aber nicht zum Einsatz), dafür mussten Spielmacher Peyton Siva und Forward Tyler Cavanaugh pausieren. Siva hatte sich am Samstag im Training einen Muskelfaserriss zugezogen, Cavanaugh war umgeknickt; "ich fürchte, sie fallen mehrere Wochen aus", sagte Aito.

Trotz allem machten die Gäste aus Berlin zunächst den frischeren Eindruck, sie führten vor allem dank Rokas Giedraitis schnell 19:9 (8. Minute). Der Litauer verwandelte bereits im ersten Viertel vier Dreier und war mit insgesamt 17 Punkten Albas erfolgreichster Werfer. Mit einem 9:0-Zwischenspurt Mitte des zweiten Viertels zum 33:28 (17.) übernahmen die Münchner jedoch die Führung, die sie nicht mehr abgaben. In dieser Phase spielte vor allem ihr Center Greg Monroe seine individuelle Klasse aus. Der frühere NBA-Profi reboundete so häufig wie kein anderer (neunmal) und luchste den Berlinern zudem den Ball so oft ab (fünfmal) wie niemand sonst; nur als Punktesammler (13) wurde er von Alex King (19) übertroffen. Alba-Coach Aito haderte vor allem mit den Ballverlusten seiner Akteure, aber auch in dieser Hinsicht waren die Teams ebenbürtig: Beide gaben den Ball 16 Mal an den Gegner ab. Am Ende blieb der Ball dennoch in den Händen eines FC-Bayern-Akteurs. Die Mannschaft hatte ihren am kommenden Freitag aus dem Amt scheidenden Präsidenten Uli Hoeneß in die Kabine gebeten und ihm den Spielball mit den Unterschriften aller Akteure überreicht. Ohne Hoeneß' Engagement gäbe es ja überhaupt keinen Bundesliga-Basketball in München.

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