Basektball-Bundesliga:Keine Garantie für nichts

Titelverteidiger Bamberg und der FC Bayern versuchen, die Erwartungen zu dämpfen. Die anderen bayerischen Klubs starten ambitioniert.

Von Joachim Mölter

Bayern hat sich zur Basketball-Hochburg entwickelt, das belegen die sieben Meistertitel, die seit 2010 in den Freistaat gegangen sind, sechs nach Bamberg, einer nach München (2014). Zudem befinden sich unter den 18 Klubs der Basketball-Bundesliga (BBL) vier bayerische Teams, drei davon erreichten im vorigen Jahr die Playoffs der besten Acht. Auch in dieser Saison richtet sich der Fokus auf die hiesigen Mannschaften: Der TV-Sender Sport 1 hat an den ersten sieben Spieltagen, die er bis jetzt angesetzt hat, stets einen bayerischen Klub im Programm, selbst Außenseiter Medi Bayreuth wird zu sehen sein. Ein Ausblick auf die an diesem Freitag beginnende Saison.

Unterwegs in zwei Ligen

Man könnte glauben, Rolf Beyer habe einen ruhigen Sommer verbracht als Manager von Meister Brose Bamberg, schließlich musste er nach dem Titelgewinn nur einen Weggang kompensieren, den von Spielmacher Brad Wanamaker zu Darussafaka Istanbul. Aber diesem Eindruck widerspricht der 45-Jährige: "Es ist schwerer, einen bestehenden Kader zusammenzuhalten, als einen neuen aufzubauen." Bambergs erfolgreiches Auftreten in der vorigen Saison, vor allem in der Euroleague, hatte allüberall Begehrlichkeiten geweckt, denen es entgegenzuwirken galt.

Das ist Beyer im Zusammenspiel mit Sportdirektor Daniele Baiesi und Trainer Andrea Trinchieri gelungen. Sie haben das Team sogar noch verstärkt mit dem deutschen Nationalspieler Maodo Lo, 23, der vom Columbia-College aus New York kam, dem französischen Regisseur Fabien Causeur, 29, vom spanischen Spitzenklub Laboral Kutxa Vitoria sowie dem weißrussischen 2,11-Meter-Mann Vladimir Veremeenko, 32, der zuletzt in Italien tätig war.

Bamberg hat dabei das Kunststück geschafft, acht Ausländer aus acht Ländern in seinem Kader unterzubringen; dass in der Bundesliga höchstens sechs eingesetzt werden dürfen, nimmt man in Kauf. "Wir werden unter dem Strich in zwei Ligen spielen", sagt Beyer. Zu den 34 Partien (ohne Playoffs) in der Bundesliga kommen mindestens 30 in der reformierten Euroleague dazu, dafür braucht man einen tiefen Kader. "Die Euroleague ist die wirkliche sportliche Challenge für Trainer, Betreuer und Mannschaft", sagt Aufsichtsratschef Michael Stoschek. Und weil nach aktuellem Stand auch künftig nur der deutsche Meister an der Euroleague teilnehmen darf, gibt Stoschek die Titelverteidigung vor: "Das ist unser erstes Ziel."

Etwas anderes würde man den Bambergern auch nicht glauben nach ihrer fulminanten Vorsaison. Aber: "Wir fangen jetzt wieder bei Null an", warnt Geschäftsführer Beyer vor dem Auftaktspiel am Freitag (19 Uhr/Sport 1) gegen Frankfurt: "Die Mannschaft ist fähig, einiges zu leisten. Aber das ist keine Garantie für gar nichts."

Ernsthaft und leger

Der prominenteste Neuling dieser BBL-Saison stellte sich am Donnerstag offiziell beim FC Bayern München vor. Aleksandar Djordjevic - als Spieler Welt- und Europameister, als Trainer zuletzt WM- und Olympia-Zweiter mit Serbien - kam im dunkelblauen, zugeknöpften Sakko über dem offenen, weißen Hemd, aus den Jeans schauten nackte Beine heraus, die in Freizeitschuhen steckten. Der 49-Jährige versprühte eine Mischung aus Seriosität und Lässigkeit, und so beschreiben auch die Spieler ihren neuen Coach: ernsthaft bei der Sache, leger im Umgang.

medi Bayreuth vs. Brose Baskets Bamberg

Bambergs Fabien Causeur (r., im Testspiel gegen Bayreuths Zugang Trey Lewis) kam vom spanischen Spitzenklub Laboral Kutxa Vitoria.

(Foto: Eibner/imago)

Als Nachfolger des aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Svetislav Pesic soll Djordjevic das Münchner Ensemble in Form bringen, das generalüberholt worden ist nach der enttäuschenden Saison 2015/16 mit Platz vier nach der Hauptrunde und dem zügigen Halbfinal-Aus in den Playoffs gegen Bamberg. Neben Reggie Redding (1,93 Meter) kamen noch Alex King (2,01), Vladimir Lucic (2,04), Devin Booker (2,05), Danilo Barthel (2,08) und Ondrej Balvin (2,17). "Wir haben das Augenmerk auf Spieler gelegt, die in der Defensive besser und variabler sind", erklärt Sportdirektor Marko Pesic die Strategie.

Die Münchner würden gern noch einen Spielmacher engagieren, wie Djordjevic sagt, der diese Position einst selbst ausfüllte: "Aber wir haben keine Eile. Es geht uns nicht darum, einfach einen Spieler aufs Feld zu stellen. Er muss schon passen." Wenn man einen Point Guard hole, ergänzt Pesic, "muss es der beste Verteidiger sein".

Aber im Grunde, so der Sportdirektor, fehle den neu formierten FC-Bayern-Basketballern nur eins: "Noch eine Woche Zeit, um uns einzuspielen." Doch wegen des aufgeblähten internationalen Terminkalenders fängt die Bundesliga-Saison in diesem Jahr zehn Tage früher an. "Wir müssen uns so schnell wie möglich zusammenfinden", nennt Pesic daher als erste Aufgabe. Die zweite: "Immer das nächste Spiel am wichtigsten zu nehmen."

Das nächste Spiel ist zunächst einmal das erste dieser Saison, am Samstag (20.15 Uhr) in Oldenburg, beim Hauptrundenzweiten des Vorjahres. "Die sind eingespielt", warnt Kapitän Bryce Taylor vor überzogenen Erwartungen. Zwar halten alle anderen Klubs den FC Bayern für den schärfsten Konkurrenten von Meister Bamberg. Aber nach den Erfahrungen des Vorjahres halten sie sich in München lieber zurück. "Die Spieler sind vorsichtiger geworden mit Aussagen, den Titel gewinnen zu wollen", hat Pesic festgestellt.

Dauerthema Hallenneubau

Zumindest in einer Hinsicht befindet sich s.Oliver Würzburg in einem elitären Kreis mit den Vorjahresfinalisten aus Bamberg und Ulm: Die drei Klubs sind die einzigen der Liga, die in der vorigen Saison eine hundertprozentige Hallenauslastung verzeichnet haben. Was im Fall von Würzburg aber nicht schwer war. Nur in Crailsheim (3000 Zuschauer) und Tübingen (3132) sowie nun beim Aufsteiger Jena (3000) gibt es noch kleinere Hallen als in Würzburg (3140). "Um den nächsten Schritt zu machen, muss eine neue Halle her", weiß Geschäftsführer Steffen Liebler: "Wir wollen uns langfristig im oberen Drittel etablieren."

Trainer Aleksander Djordjevic FC Bayern Basketball Testspiel vs Scandone Avellino beim Kranz Pa

Bayern-Trainer Aleksandar Djordjevic war als Spieler Welt- und Europameister, als Trainer zuletzt WM- und Olympia-Zweiter mit Serbien.

(Foto: Wolter/imago)

Eine neue Halle für die Basketballer - das ist ein Dauerthema in der Heimatstadt von Dirk Nowitzki, Deutschlands bestem Basketballer; seit Jahren wird es in der unterfränkischen Stadt diskutiert. Zum aktuellen Stand mag Liebler nichts sagen, nur so viel: "Wir sind sehr positiv, dieses Ziel zu erreichen." Die Frage ist halt bloß: wann?

Ungeachtet der Antwort wollen die Würzburger in sportlicher Hinsicht schon jetzt den nächsten Schritt machen. "Wir wollen wieder in die Playoffs kommen", sagt Liebler, "lieber auf dem siebten als auf dem achten Platz", so wie in der vorigen Saison. Da war der Aufsteiger in der ersten Playoff-Runde chancenlos gewesen gegen den späteren Meister Bamberg.

Für die kommende Spielzeit hat Trainer Doug Spradley aus Bayreuth den Spielmacher Jake Odum, 25, geholt, aus Berlin den Center Kresimir Loncar, 33, aus Tübingen den Shooting Guard Vladimir Mihailovic, 26, dazu aus Schweden den Guard Charles Barton, 24, und aus der zweiten italienischen Liga den Forward Marshawn Powell, 26. Der hat sich gleich mal verletzt und einer Fingeroperation unterziehen müssen; wie Kapitän Sebastian Betz (Sprunggelenk) fällt er mehrere Wochen aus. Im Auftaktspiel am Freitag (20.30 Uhr) gegen Ludwigsburg wird für ihn der nachverpflichtete James Southerland, 26, auflaufen.

Helden von gestern und morgen

Es ist bald dreißig Jahre her, dass Bayreuth zum ersten und einzigen Mal einen deutschen Basketball-Meister hervorgebracht hat. 1989 holte die unter dem Namen Steiner Bayreuth firmierende Mannschaft sogar das Double, also auch noch den Pokal. Eine zwischenzeitliche Insolvenz und mehr als ein Jahrzehnt in der Unterklassigkeit haben die Erinnerung an die glorreiche Zeit nicht getrübt und die Erwartung an eine Fortsetzung nicht gedämpft. "Bayreuth ist bekannt dafür, mit großen Ambitionen in die Saison zu starten und dann nicht abzusteigen", sagt Philipp Galewski, der Geschäftsführer von Medi Bayreuth. Der zwölfte Rang in der vorigen Saison war immerhin die beste Platzierung seit der Bundesliga-Rückkehr 2010 und für Galewski das Zeichen, nun zumindest "eine Stabilisation erreicht" zu haben.

Von dieser Basis ausgehend hat Galewski die Ambitionen für die am Sonntag (18 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den Vorjahresfinalisten Ulm beginnende Spielzeit so formuliert: "Wir möchten den Kader erweitern, Talente entwickeln, uns im Mittelfeld etablieren und eher nach oben schauen." Diese Perspektive erschien dem neuen Trainer Raoul Korner, 42, offenbar besser als diejenige in Braunschweig, wo dem letztjährigen Zehnten keine Unterstützung des VW-Konzerns mehr zuteil wird. Der Österreicher wechselte lieber nach Bayreuth, wo er auf Michael Koch folgt. Aus Braunschweig brachte er die Talente Robin Amaize, 22, und Moritz Trieb, 18, mit.

Von der Mannschaft des Vorjahres sind nur drei deutsche Spieler geblieben, Regisseur Bastian Doreth, Center Andreas Seiferth, beide 27, sowie Forward Steve Wachalski, mit 33 der Älteste im Team. Das ist mit seinem Durchschnitt von 23,7 Jahren eines der jüngsten in der Liga, nicht umsonst präsentiert Medi sein Team als "Heroes of Tomorrow", als Helden von morgen. Gemessen werden sie in Bayreuth freilich immer noch an den Helden von gestern.

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