Baseballprofi Manny Ramirez:Irgendwer zahlt immer

Los Angeles Dodgers batter Manny Ramirez reacts after he grounded out with two runners on base against the New York Mets in New York

Manny Ramirez bei den Los Angeles Dodgers: des Dopings überführt.

(Foto: REUTERS)

Der überführte Doper Manny Ramirez spielt nun in Taiwan. Seine Verpflichtung zeigt: Da kann einer praktisch seine ganze Karriere über dopen und dabei auch noch erwischt werden. Es gibt offensichtlich immer jemanden, der ihm viel Geld überweist.

Von Jürgen Schmieder

Manny Ramirez könnte auch Holzfäller sein. Er ist 1,80 Meter groß und 105 Kilogramm wuchtig, ihm ist aufgrund seiner Physiognomie zuzutrauen, dass er in seiner Freizeit in einen Wald geht, eine Gemeine Esche umhaut und sich danach aus dem Holz einen Baseballschläger schnitzt. Diesen Knüppel braucht Ramirez, um seiner tatsächlichen Arbeit nachzugehen: Er ist Baseballspieler und gehört er zu den Besten in der Disziplin, Bälle aus dem Stadion zu prügeln.

555 Homeruns hat er während seiner Karriere in der nordamerikanischen Major League Baseball (MLB) geschafft, er liegt damit auf Platz 14 der besten Über-den-Zaun-Schläger in der Geschichte der Liga. Er ist zwölf Mal zum All-Star-Spiel eingeladen und neun Mal als bester Offensivspieler der Saison auf seiner Position im Outfield gewählt worden. Mit den Boston Red Sox hat er zwei Mal die World Series gewonnen. Nun, im Alter von 40 Jahren, wechselt Ramirez nach Taiwan - er wird in diesem Sommer für die EDA Rhinos in der Chinese Professional Baseball League auflaufen.

Warum will einer, der während seiner Karriere mehr als 200 Millionen US-Dollar verdient hat und dem sie einst in Los Angeles ein überdimensioniertes Schild in den Hollywood Hills mit der Aufschrift Mannywood aufgehängt haben, nun in einer Liga spielen, die aus vier Mannschaften (EDA Rhinos, Lamigo Monkeys, Brother Elephants und Uni-President Lions) besteht und deren Spiele gewöhnlich 3000 Menschen ansehen? "Das ist eine wunderbare Gelegenheit für mich, ein neues Land zu sehen, eine neue Kultur kennen zu lernen und weiterhin das zu tun, was ich für mein Leben gerne mache", sagt Ramirez.

Um eine Antwort ohne Floskeln zu bekommen, lohnt es sich, nicht nur die Heldentaten von Ramirez zu betrachten, sondern auch seine Verfehlungen. Ramirez ist nämlich nicht so kräftig, weil ihm die Götter besonders gute Gene geschenkt haben, und auch nicht, weil er einen ausgefeilten Ernährungsplan oder einen begabten Fitnesstrainer hat. Ramirez ist einer, der wiederholt des Dopings überführt wurde.

Im Jahr 2003, Ramirez spielte für die Boston Red Sox, wurde er positiv getestet, leistungsfördernde Mittel genommen zu haben. Sechs Jahre später, er war nun bei den Los Angeles Dodgers gelandet, wurde ihm die Einnahme von humanem Choriongonadotropin (hCG) nachgewiesen. Das ist ein Hormon, das gewöhnlich während der Schwangerschaft gebildet wird. Athleten injizieren sich hCG, um nach der Einnahme von anabolen Steroiden die natürliche Testosteron-Produktion wieder anzukurbeln. In Ramirez' Körper wurde auch noch künstliches Testosteron gefunden.

Er wurde daraufhin für 50 Spiele gesperrt, was angesichts einer 162-Spiele-Saison keine allzu drastische Strafe darstellte. Zwei Jahre später, er fand erneut einen Verein und trug nun das Trikot der Tampa Bay Rays, wurde ihm während der Saisonvorbereitung erneut die Einnahme verbotener Mittel nachgewiesen. Nun hätte die Sperre 100 Spiele betragen, doch Ramirez trat lieber zurück. Vorerst.

Er kam zurück, immer wieder. Erst spielte er in der Dominikanischen Repulik, dann in einer zweitklassigen amerikanischen Liga. Nun geht er nach Taiwan. Gewöhnlich verdienen ausländische Athleten dort 12 000 Dollar pro Monat, das Gehalt von Ramirez dürfte deutlich darüber liegen. Da kann einer praktisch seine ganze Karriere über dopen und dabei auch noch erwischt werden: Es gibt offensichtlich immer jemanden, der ihm nicht nur Land und Kultur zeigt, sondern auch viel Geld überweist.

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