Baseball: World Series:Giants besiegen den Fluch

Ohne Stars gewinnen die San Francisco Giants nach 56 Jahren ohne Titel wieder die World Series und werden erlöst von dem Fluch, von New York nach Kalifornien gezogen zu sein.

Jürgen Schmieder

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Nein, Barry Bonds war nicht zu entdecken. Einer der höchstbezahlten Baseballspieler aller Zeiten war nicht im Stadion, als die San Francisco Giants die World Series gewannen - immerhin jener Klub, für den Bonds 15 Jahre lang gespielt hatte, bis er im Jahr 2008 aufgrund der Doping-Anschuldigungen gegen ihn keinen Vertrag mehr erhielt.

Bonds war für die Giants eine Symbolfigur in den vergangenen 17 Jahren, genauso wie zuvor Willie Mays (1955-1972), Juan Marichal (1960-1973) und Will Clark (1986-1993): Sie waren allesamt herausragende Spieler, vielleicht die besten ihrer Zeit - aber keiner von ihnen konnte mit den San Francisco Giants die World Series gewinnen. Mays gewann den Titel mit den Giants im Jahr 1954, als der Verein noch in New York spielte.

Giants' Huff is safe after Rangers' Moreland drops the ball for an error in the fifth inning during Game 5 of Major League Baseball's World Series in Arlington

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Nun haben die Giants zum ersten Mal seit 56 Jahren den Titel im Baseball gewonnen. Im fünften Spiel der Finalrunde setzten sich die Kalifornier 3:1 bei den Texas Rangers durch und entschieden damit die Best-of-Seven-Serie insgesamt mit 4:1 Siegen für sich. Für die Entscheidung im fünften Finalspiel sorgte Edgar Renteria mit einem Homerun im siebten Inning.

Es ist bezeichnend, dass die Giants ihren ersten Titel seit 56 Jahren feiern durften, mit einer Mannschaft, die Werfer Jeremy Affeldt so beschreibt: "Wir sind die Verbannten, die Außenseiter, die keiner wollte. Aber wir sind ein Haufen Trottel, der unbedingt gewinnen will."

Giants gewinnen die World Series

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In der Mannschaft gibt es keinen Star, wie es Marichal, Clark oder eben Bonds einst waren. Werfer Tim Lincecum gilt zwar als einer der besten seines Fachs, doch ist der langhaarige Schlaks mit dem blassen Gesicht zu bescheiden, um sich wie ein Star zu benehmen - er ist vielmehr stolz auf seinen Spitznamen "The Freak". Beim Spiel am Montagabend lieferte er sich ein packendes Duell mit Rangers-Werfer Cliff Lee, am Ende behielt Licecum die Oberhand. "Die Menschen in San Francisco haben für diesen Tag gebetet - und die Gebete wurden endlich erhört", sagte Lincecum nach dem Spiel.

Giants gewinnen die World Series

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Als wertvollster Spieler wurde Edgar Renteria ausgezeichnet, der während der regulären Saison noch Ersatzspieler war und nur aufgrund von Verletzungen ins Team rückte. Sein Schlagdurchschnitt in der Finalserie lag bei 41 Prozent lag, ihm gelangen zwei Homeruns und durch seine Aktivitäten am Schlagmal konnten die Giants sechs Punkte erzielen. Sein Homerun im fünften Spiel entschied letztlich die Begegnung in Arlington. "Ich will die Mannschaft auf dem Feld anführen - und mich nicht abseits davon wie ein Idiot aufführen", hatte Renteria vor der Serie gesagt.

Bush Senior und Junior beim Baseball

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Die Texas Rangers, ebenfalls ein bunt zusammengewürfelter Haufen, hätten wohl mehr Unterstützung der ehemaligen Präsidenten George Bush senior und George Bush junior benötigt. Beim vierten Spiel der Serie führte der junge Bush den ersten Wurf des Spiels aus - es war die einzige Partie, die die Rangers in der Finalserie gewinnen konnten.

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"Wir können dennoch stolz auf uns sein", sagte Ian Kinsler von den Rangers. "Das Finale haben wir zwar verloren, aber seit diesem Halbfinale kennt jeder unseren Namen." Er meinte die Serie gegen die New York Yankees, jenen Verein aus der Bronx, der seit Jahren mit der Philosophie agiert, dass Geld Homeruns schlägt - um dann gegen die Rangers, den Verein mit dem viertniedrigsten Etat der Liga, deutlich zu verlieren.

San Francisco Baseball Fans Celebrate Giants World Series Win

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Im amerikanischen Baseball gibt es unzählige Flüche, die den Vereinen zugeschrieben werden. Die Boston Red Sox waren verflucht, weil sie einst Babe Ruth an die New York Yankees verkauften und jahrzehntelang keinen Titel gewinnen konnten. Die Chicago White Sox waren verflucht, weil einige Spieler während der World Series im Jahr 1919 absichtlich Spiele verloren haben sollen.

francisco

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Und die Giants waren verflucht, weil sie aus New York wegzogen und ein Stadion direkt in der San Francisco Bay bauten. Der Ballpark ist zwar malerisch gelegen und bei einem Homerun plumpsen die Bälle in den Pazifik, doch jahrelang hieß es, dass die Mannschaft, die in diesem Stadion spielt, keine Chance auf den Titel haben würde. Drei Mal standen die Giants nach dem Umzug im Finale, zuletzt im Jahr 2002, und jedesmal verlor der Verein.

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Der Fluch der Red Sox wurde im Jahr 2004 gebrochen, der der White Sox ein Jahr später. Nun sind auch die Giants erlöst, was die Fans in San Francisco ausgelassen und mitunter auch gewalttätig feierten.

Giants owner Neukom holds Commissioner's Trophy after his team defeated the Rangers in Game 5 to win Major League Baseball's World Series in Arlington

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Der Fluch ist gebrochen, die Giants haben die World Series gewonnen. "Ich glaube, dass wir einige Geister vertrieben haben", sagte Manager J.T. Snow nach der Partie. Er verriet jedoch nicht, ob er mit Geistern jene des Umzugs von New York nach Francisco meinte - oder den Geist von Egomanen wie Barry Bonds, der zwar zahlreiche individuelle Rekorde aufstellte in seiner Karriere, aber eben nie den Titel gewinnen konnte.

© sueddeutsche.de/gba
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